19 Kommunen, 1 Thema – Corona Auswirkungen in Brechen

Corona überrollte uns alle wie eine Welle. Von der Bürgermeisterin und den Bürgermeistern der 19 Kommunen aus dem Landkreis Limburg-Weilburg wollte ich wissen, welche finanziellen Auswirkungen es auf die Kommune hat und ob durch Corona Investitionen verschoben werden müssen.

Den Anfang des neuen Formates „19 Kommunen, 1 Thema“ macht Frank Groos, Bürgermeister von Brechen. Er erklärt, welche Auswirkungen Corona auf Brechen hat, was er in der Zeit an der Gemeinde merkt und welche Learnings er für sich mitnimmt.

Welche Mehrausgaben durch Corona hatte die Kommune und lässt sich beziffern, welche Einnahmen wegfallen werden?

Frank Groos: Als familienfreundliche Kommune haben wir sehr schnell beschlossen, auf die Kindergartengebühren für April und Mai zu verzichten.  Dadurch fehlen uns Einnahmen in Höhe von ca. 20.000 Euro. Es gibt auch Anträge auf Stundung der Gewerbesteuer in Höhe von bisher  insgesamt ca. 100.000 Euro . Wie sich das weiter entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Hier können wir nur spekulieren. Die Gemeinde Brechen zeichnet sich durch eine sehr vorsichtige Kalkulation  der Einnahmen  für die alljährliche Haushaltsplanung aus. Daher hoffe ich, dass wir mit einem „blauen Auge“ aus dieser Krise heraus kommen. Mit belastbaren Zahlen werden wir aber frühestens im Herbst 2020  eine seriöse Aussage dazu treffen können.

Müssen aufgrund von Corona geplante Investitionen verschoben werden?

Frank Groos: Nach meiner Einschätzung sind die im aktuellen Haushalt geplanten Maßnahmen finanziell zu stemmen. Als Kommune sitzen wir hier auch in einer gewissen Zwickmühle. Einerseits kann ich verstehen, wenn Mandatsträger Sorge wegen der noch unklaren finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise haben, andererseits zählen gerade die Kommunen zu den wichtigen Auftraggebern. Für die gesamtwirtschaftliche Lage in unserem Land wäre es fatal, wenn die Kommunen Ihre Investitionen stoppen bzw. allesamt verschieben. Ich befürchte, dass sich einige Investitionen etwas nach hinten schieben, weil trotz aller technischen Möglichkeiten Besprechungstermine und Sitzungen, etc.  nicht wie gewohnt durchgeführt werden konnten und sich dadurch die Prozesse vielleicht etwas verzögert haben. Die Bewältigung der „Corona-Herausforderungen“ hat  sehr viel  Arbeitskapazität in unserer Gemeinde gebunden, die für die Projektsachbearbeitung wiederum fehlen. Dadurch könnten sich evtl. notwendige Haushaltsübertragungen in das Folgejahr ergeben.

Menschen wieder ohne Zwang begegnen

Worauf freuen Sie sich auf die Zeit nach Corona und gibt es Learnings, welche Sie für sich mitnehmen?

Frank Groos: Am allermeisten freue ich mich darauf, den Menschen in unserer Gemeinde wieder ohne Zwänge, wie Abstandsregeln oder Mundschutz zu begegnen. Denn das ist das „Salz in der Suppe“ von kommunalpolitischer Arbeit. Man kann nicht alles per Telefon oder Videokonferenzen klären. Das „Zwischenmenschliche“ ist ein ganz entscheidender Faktor, den ich sehr vermisse. Der Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern in der Gemeinde ist mir sehr wichtig, auch bei den vielen gesellschaftlichen Anlässen, die unser vielfältiges Vereinsleben bietet.

Ich nehme aber auch jetzt schon sehr viel Positives aus dieser Krise mit. Videokonferenzen haben zwar ihre Grenzen, aber sie können Termine schnell und effizient unterstützen und lange Anfahrtszeiten vermeiden. Das werde ich sicher in den Fällen, wo es auch Sinn macht, fortführen. Generell wurde für mich die Bedeutung von Digitalisierung oder die Notwendigkeit einer zukunftsfähigen Glasfasertechnologie in diesen Zeiten sehr deutlich. Diese Themen gilt es zu forcieren, das muss eine Lehre aus diesen Zeiten sein, vermutlich haben wir hier in Deutschland diesbezüglich schon viel zu lange, notwendige Entwicklungen verschlafen.

Die Krise hat mir auch gezeigt, dass Brechen eine intakte Gemeinde ist, mit einer unglaublichen Hilfsbereitschaft. Das haben Hilfenetzwerke gezeigt, die sich in kürzester Zeit etabliert haben. Alle politisch Verantwortlichen, ob im Gemeindevorstand oder in der Gemeindevertretung ziehen an einem Strang und unterstützen mich auch persönlich, so dass wir bislang gut mit der Situation umgehen können. Das nehme ich als sehr positive Erfahrung mit, auch für die Zusammenarbeit mit den Gemeindegremien nach der Coronakrise.

Zum Thema Glasfaser in Brecher nachfolgender Link zur Homepage der Deutschen Glasfaser zur Nachfragebündelung und Information der Bürger in Brechen.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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