25 Jahre Notfallseelsorge: „Erste Hilfe für die Seele“

Vor 25 Jahren gründete sich der Verein der Notfallseelsorge Limburg-Weilburg. Dieses Jubiläum feierten die Mitarbeiter und Gäste am Wochenende in Weilburg.

Im Frühjahr 1996 war es der Tod eines Rettungsassistenten des DRK Oberlahn, der neben den beiden Gründern Pfarrer Bernd-Volker Sponholz und Stephan Schienbein Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche, der Feuerwehr, der Rettungsdienste sowie der Polizei an einen Tisch holte, um zu schauen, wie den Menschen geholfen werden kann, die die seelischen Wunden eines Kollegen verarbeiten mussten. Im September 1996 wurde die Notfallseelsorge gegründet. In den 25 Jahren hat sich über die Betreuung der Einsatzkräfte inzwischen eine unverzichtbare Betreuung von Angehörigen herausgebildet sowie Präventionsarbeit bei den Einsatzkräften, wie mit einer solchen Situation umzugehen ist. Daran erinnerten verschiedene Personen im Ökumenischen Festgottesdienst sowie in der anschließenden Feierstunde zum 25-jährigen Jubiläum der Notfallseelsorge.

Anerkannte Partner in der Region

Zu Beginn waren es tastende Versuche, Hilfe anzubieten, erinnert sich Gründungsmitglied Pfarrer Albert Keller. Auch gab es Voreingenommenheit bei der Polizei und der kirchlichen Seelsorge, hatten sie doch Angst, dass ihnen Aufgaben weggenommen werden. Aber die Notfallseelsorge hatte mehr Zeit. Nach dem Überbringen einer Todesnachricht konnten die Mitarbeiter der Notfallseelsorge den Angehörigen in Ruhe helfen, die Situation anzunehmen und mussten nicht weiter wie die Polizei. Mit den Jahren kamen Fort- und Weiterbildungen hinzu. Seit zehn Jahren arbeitet die Notfallseelsorge mit den Maltesern in der Ausbildung zusammen. „Inzwischen ist die Notfallseelsorge anerkannt in der Region“, so Keller, „es ist erfreulich, dass sich das zarte Pflänzchen von vor 25 Jahren entwickelt hat.“

Lobende Worte fand auch Pfarrer Andreas Mann, Beauftragter für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau. Es sei beachtlich, dass Menschen ehrenamtlich unterwegs sind und nachhaltig ihr Anliegen vorantreiben. Manchmal fragt er sich schon, ob alle den Weg vor 25 Jahren beschritten hätten, wenn sie gewusst hätten, was auf sie zukomme. Er zitierte eine Aussage: „Die Notfallseelsorge ist ein Verein, wo wir kein Interesse an der Ausübung unserer Tätigkeit haben. Denn wenn wir kommen müssen, ist etwas schlimmes passiert.“ Diese Aussage fasst sehr kurz zusammen, wo die Notfallseelsorge zum Einsatz kommt. Es sind tödliche Unfälle, Selbstmorde, das Überbringen von Todesnachrichten, die Betreuung von Einsatzkräften, Angehörigen oder Schulkameraden. Zudem ist die Notfallseelsorge Limburg-Weilburg mit einem Verein, der sogar ins Krankenhaus geht, um Menschen zu betreuen.

Kampf mit verschiedenen Herausforderungen

Und auch wenn jeder froh ist, dass es die Notfallseelsorge gibt, so kämpft sie noch immer mit verschiedenen Herausforderungen. Im Einsatz anerkannt, müssen sie sich weites gehend selbst finanzieren. Es findet keine Refinanzierung der Einsätze statt. Dennoch wird bei der Notfallseelsorge als Teil der Rettungsdienste mit ihrer ständigen Erreichbarkeit gerechnet. Auch die Hochwasserkatastrophe im Juli habe gezeigt, dass es noch immer strukturelle Defizite gibt. Umso bemerkenswerter sei die Begeisterung, die damals der Gründung innenwohnte und bis heute hält, so Pfarrer Mann. Der Bedarf für diese Unterstützung ist in seinen Augen nach 25 Jahren ungebrochen. Ein plötzlicher Tod ist für die zurückgebliebenen Familienangehörigen wie ein Stoppschild. Die Notfallseelsorge helfe dabei, dass das Leben der Angehörigen mit diesem Stoppschild nicht endet, sondern weitergeht.

In ihren Grußworten ging die Vorsitzende Hedi Sehr nur kurz auf die Herausforderungen ein. Am Anfang sei es nicht selbstverständlich gewesen, dass die bestehenden Glieder der Rettungskette dieses neue Glied annahmen, und manchmal drohte dieses neue Glied auch zu reißen. Doch „das Material wurde gehärtet, die Tragfähigkeit auf den Prüfstand gestellt und mit den bereits vorhandenen Gliedern der Rettungskette verbunden.“ Eigene Erfahrungen und die Erfahrungen der Gruppe ließen das Kettenglied erstarken. Die Notfallseelsorge schloss die Rettungskette im Landkreis. Doch es galt auch kurz zurückzublicken auf 2.800 dokumentierte Einsätze und 10.500 Menschen, welche die Mitarbeiter in diesen 25 Jahren betreuten.

Hedi Sehr ist seit 2003 Vorsitzende der Notfallseelsorge Limburg-Weilburg

Dankesworte der geladenen Gäste

Rainer Boos von den Maltesern gab einen Einblick in die qualifizierte Ausbildung der Notfallseelsorger sowie in ihre Arbeit. Vielfältige Herausforderungen warten auf sie, wenn sie zum Einsatz gerufen werden. Darauf bereitet die Aus- und auch Weiterbildung sie vor.
Der Hausherr und Bürgermeister von Weilburg, Dr. Johannes Hanisch bedankte sich im Namen aller Bürgermeister für die Arbeit, welche die Notfallseelsorge leistet. Er habe selbst schon die Arbeit miterlebt und kann sich an die unheimliche Erleichterung erinnern, als die Notfallseelsorge vor Ort war. Auch dem Landrat Michael Köberle war es eine Herzensangelegenheit, Danke zu sagen. „Sie begeben sich freiwillig in Situation, vor denen andere weglaufen, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen“, so Köberle, „ihre ehrenamtliche Arbeit wird nicht bezahlt, ist aber unbezahlbar.“

Auch der Landtagsabgeordnete Joachim Veyhelmann (CDU) bedankte sich voller Respekt bei den Mitarbeitern, die seit 25 Jahren „Erste Hilfe für die Seele leisten.“ Wenn der Melder sie ruft, wüssten sie nie, welche Situation auf sie wartet. Der Landtagsabgeordnete Tobias Eckert (SPD) fand es bemerkenswert, welchen Optimismus die Mitarbeiter mitbringen. Sie bringen eine Lebensfreude mit, obwohl sie mit dem Schlimmsten konfrontiert werden. Er wünscht dem Verein, dass er den Schwung, die Kraft und Motivation für die nächsten Jahre mitnimmt. Auch Vertreter der Rettungsdienste wie Helmut Petri vom DRK Kreisverband Limburg und Michael Kindler vom Kreisfeuerwehrverband bedankten sich bei der Notfallseelsorge.

Mut zur Gründung vor 25 Jahren

In ihrem Dank an die Gründungsmitglieder ließ Hedi Sehr auch verlauten, dass sie noch zwei bis drei Jahre die Arbeit machen möchte. Danach wünscht sie sich, dass diese auch ohne sie weitergeht. Sie bedankt sich bei den Gründungsmitgliedern Kreisbrandinspektor Georg Hauch, Bernd-Volker Sponholz, Albert Keller und Stefan Schienbein. Sie hatten vor 25 Jahren den Mut, die Notfallseelsorge zu gründen.

Der Ehrenvorsitzende Pfarrer Bernd-Volker Sponholz bedankte sich bei Hedi Sehr, die ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern zählt. Sie ist seit 2003 die Vorsitzende des Vereins. „Wir ziehen den Hut vor Dir, denn ohne Dich wäre der Verein nicht dort, wo er heute ist.“ Neben der Arbeit im Einsatz habe sie sich engagiert für die Mitgliederwerbung, die Öffentlichkeitsarbeit. Sie hält den Kontakt zu der Politik und den Institutionen. Sie ist immer für alle da, die Notfallseelsorge sei Teil ihres Lebens. Er verkündete, dass ihr für dieses Engagement in Kürze das Bundesverdienstkreuz verliehen werde. Die Gäste gratulierten mit Standing Ovations. Der Dank berührte Hedi Sehr ungemein.

Hedi Sehr bedankt sich bei den Gründungsmitgliedern, die den Mut hatten, die Notfallseelsorge zu gründen

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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