75 Jahre SPD Elz – Zwischen Kooperation und Opposition
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In den letzten 75 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich viel bewegt in Elz. Einen neuen Blick auf die Geschichte wirft Werner Wittayer mit seiner sozialdemokratischen Perspektive. „75 Jahre SPD – Zwischen Kooperation und Opposition“ ist eine kleine kommunalpolitische Elzer Nachkriegschronik.
„Die Schrift beleuchtet die Rolle der SPD, die bis auf 1993 bis 1997 und ab 2021 mit der absoluten Mehrheit der CDU konfrontiert war“, schreibt Werner Wittayer im Vorwort, „Mit Beharrlichkeit, Pflichtbewusstsein und Prinzipientreue haben die Elzer Sozialdemokraten mit vielen Ideen, Initiativen und zahlreichen Anträgen den Bürgerwillen artikuliert und repräsentiert, meist kooperativ und kompromissbereit, aber auch oppositionell und konfrontativ.“
Demokratie nach dem 2. Weltkrieg
„Es gibt immer weniger Zeitzeugen, die sich an die amerikanische Besatzungszeit und die ersten Wahlen nach 1945 erinnern können. Dabei haben wir es den Frauen und Männern in der unmittelbaren Nachkriegszeit zu verdanken, dass aus den Trümmern des 2. Weltkriegs und nach der Befreiung von der verbrecherischen Nazi-Herrschaft in Elz eine blühende, attraktive Gemeinde und in Deutschland eine stabile Demokratie entstanden ist. Diese und die vielen hundert ehrenamtlich Tätigen in der Gemeinde, den Vereinen, den Kirchen und Verbänden will ich in meiner kleinen Chronik von 1946 bis 2021 würdigen.“ Mit diesen Worten begründet Werner Wittayer die Entstehung seiner 54-seitigen kommunalpolitischen Nachkriegsgeschichte.
Die letzten demokratischen Wahlen, die in Elz vor dem Naziregime stattfanden, zeigten, dass die Nationalsozialisten trotz Propaganda und Repressionen nicht die stärkste Partei waren. Sie erhielten am 5. März 1933 nur 22,8 Prozent der Stimmen, während das Zentrum, aus dem später die CDU hervorging, 45,3 Prozent und die SPD 25,1 Prozent erhielten. Auf den beiden Parteien CDU und SPD basierte dann hauptsächlich der politische und kommunale Wiederaufbau nach dem Krieg.
Bereits einem Tag nach Einmarsch der Amerikaner übernahm Josef Friedrich (CDU) die Aufgaben des Bürgermeisters- der erste Schritt zu einem demokratischen Neuanfang in der Gemeinde. Mit diesem Schritt beginnt der sozialdemokratische Blick von Werner Wittayer. In den letzten 75 Jahren wuchs die Gemeinde von 4.500 Einwohnern auf über 8.000 Einwohner und ist eine pulsierende Gemeinde am Fuße des Weserwaldes. Für Wittayer ist diese Schrift nicht nur ein geschichtlicher Blick, sondern auch ein Dankeschön sowie Würdigung der Leistungen und des Engagements der Menschen, die sich gemeinnützig für die Gemeinde engagiert haben.
Erste Gemeindevertretung 1946
Fast zeitgleich gründeten sich zu Beginn des Jahres 1946 die CDU und es fand die Neugründung der SPD statt. Diese konnte nach der harten Verfolgung durch die Nazis an die Traditionen der ältesten demokratischen Partei anknüpfen. Am 27. Januar 1946 fand die erste Wahl nach dem Krieg zur Gemeindevertretung statt. 91 Prozent der Bürger gingen zur Wahl. Die CDU erhielt 65,7 Prozent der Stimmen und die SPD 31,1 Prozent. Am 20. März 1946, nicht mal ein Jahr nach der Kapitulation konstituierte sich die erste Gemeindevertretersitzung und Josef Friedrich wurde zum ersten ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt. Damit war die Demokratie in Elz schneller zurück als in Deutschland. Durch die Uneinigkeit der Besatzungsmächte dauerte es bis Mai 1949, dass das Grundgesetz in Kraft trat und die BRD gegründet wurde.
Neben dem kommunalpolitischen Blick würdigt Wittayer in der Schrift immer wieder die Leistungen der Elzer Bürger. So gelang es den Elzern durch tatkräftiges zupacken innerhalb von zwei Jahren nach Kriegsende bis auf eines alle von den Bomben zerstörte Häuser wieder herzustellen. Durch Geldsammelaktionen konnte die Gemeinde den Ausgebombten Geld zur Verfügung stellen. Die größte Leistung nach dem Krieg war zudem die Eingliederung der Heimatvertriebenen, die in gemeindeeigenen Wohnungen untergebracht werden konnten. Durch rege Bautätigkeit in Eigenleistung und nachbarschaftliche Hilfe entwickelte sich Elz weiter.
Hoch und Tiefs der SPD
Die überwiegend katholisch geprägte Einwohnerschaft in der Gemeinde sorgte dafür, dass die christlich-konservative CDU meist die absolute Mehrheit erlang. Es brauchte immer die Anwesenheit einer dritten Gruppierung wie die Freien Wähler (1993-97) sowie die Bürgerliste (ab 2021), um die absolute Mehrheit zu brechen. Als Riesenerfolg konnte sie allerdings das sensationelle Wahlergebnis von Thomas Lang bei der Direktwahl des Bürgermeisters im November 2011 verbuchen. Mit 42,4 Prozent der Wählerstimmen verbuchte Lang das beste Ergebnis für die SPD bei allen bis dahin stattgefundenen Kommunalwahlen. Die Glanzzeiten aber auch schwierigen Zeiten hat Wittayer fein herausgearbeitet und dabei auch immer den Landkreis und den Kontext zur Bundespolitik betrachtet. Anfang 1969 erfolgte in der SPD ein Generationenwechsel und der damals 27-jährige Wittayer übernahm den Vorsitz der SPD in Elz. Mit einer stärkeren Präsenz in der Öffentlichkeit durch eigene Parteiblätter und ständige Pressearbeit nahm der Erfolg der SPD wieder zu.
Werner Wittayer wollte zu Beginn nur eine Zusammenfassung der Wahlergebnisse erstellen. Am Ende entstand ein sehr geschichtliches, kommunalpolitisches Werk. Der engagierte, sozialdemokratische Kommunalpolitiker schildert die von ihm als ausgesprochen positiv dargestellte Entwicklung seiner Gemeinde. Dabei bemüht er sich aber um eine faire, faktenorientierte Reportage. Anders als die Elzer Chronik von Erhard Weimer erhebt er keinen wissenschaftlichen Anspruch. Er selbst ist 1966 in die Ortspolitik eingestiegen. Er hat die Bürgermeister Friedrich, Michaely, Schmitt, Schumacher und Kaiser (alle CDU) hautnah erlebt. Zweifellos sei von ihnen und der meist mit absoluter Mehrheit regierenden CDU viel geleistet worden.
Herausforderungen für die Zukunft
Hochachtung gebühre aber auch den vielen SPD-Mandatsträgern von Georg Erbach und Josef Schauer angefangen bis Thomas Lang heute. Ihr Durchhaltevermögen und ihre Prinzipientreue verdiene Anerkennung und Respekt. In zahlreichen Anträgen, Initiativen und Diskussionsbeiträgen hätten auch sie einen großen Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung und Fortschritt von Elz. Diese machen sich vor allem im Bereich der sozialen Gerechtigkeit, dem Markenzeichen der Sozialdemokratie, bemerkbar.
In der Broschüre erhalten die Leser einen mit vielen Dokumenten belegten Überblick über die Modernisierung von Elz seit den Kanal- und Wasserleitungsbauten in den 50er Jahren bis zur Planung der „Neuen Mitte“ 2021. Sie erhalten Informationen über Personen und Programme der SPD sowie die Höhen und Tiefen bei den Wahlen. Er schildert nicht nur die Herausforderungen der ehrenamtlich engagierten Menschen in der Vergangenheit. Er zeigt auch die Herausforderungen der aktuellen Zeit auf. Da wäre der Kampf gegen den zunehmenden Nationalismus und Demokratiefeindlichkeit. Aber auch die Bewältigung der Corona-Pandemie in der Gesellschaft sowie die Probleme des Umweltschutzes und Klimawandels werden an den Gemeinden nicht vorbeigehen. Auch Elz muss umwelt- und klimafreundlicher werden, um in Zukunft attraktiv zu sein. Daher muss die Politik nachhaltig agieren für die kommenden Generationen.
Für die an der Gemeindepolitik und an der neuesten Geschichte der Gemeinde interessierten Mitbürger stellt die kleine Nachkriegschronik eine kompakte, gut lesbare Informationsquelle dar. Sie kann auf Bestellung bei Thomas Lang (Tel. 06431-54522; E-Mail: ortsverein@spd-elz.de) zum Selbstkostenpreis von 7,00 € erworben werden.
….hat zwar mit dem Inhalt des Artikels nichts zu tun…aber: schön Sie zu sehen Herr Wittayer! Vor allem schön zu sehen das es Ihnen gut geht.
GlG Simone Braunsdorf
Abiturientin 1997 in Ihrem Geschichts-LK