Anja Obermann: „Es fehlte mir eine Alternative für die Wahl“
Am 14. März können die Bürger einen neuen Bürgermeister für Hadamar wählen. Anja Obermann von „Wir für Hadamar“ (WfH) tritt als Kandidatin an. Sie möchte eine Alternative zum jetzigen Bürgermeister sein.
Das Motto von Anja Obermann ist: „Ein Ziel ohne Plan ist lediglich ein Wunsch! Für leere Worthülsen stehe ich nicht.“
Stellen Sie sich bitte kurz vor.
Anja Obermann: Mein Name ist Anja Obermann, 50 Jahre alt, seit 24 Jahren verheiratet. Wir haben einen 20-jährigen Sohn, der in diesem Jahr sein Wirtschaftsabitur gemacht hat. Seit 2003 wohnen wir in Oberweyer, gebürtig bin ich aus Niederweyer.
Im nächsten Jahr bin ich 30 Jahre bei der Stadt Hofheim. Ich habe klassisch im Ordnungsamt angefangen. Bei der Verwaltungsreform 1998 bin ich den Controllerbereich reingerutscht. Auf der Fachhochschule habe ich dann meinen kommunalen Controller und meinen kommunalen Finanzbuchhalter machen. Ehrenamtlich war ich schon fünf Jahre Stadträtin und habe der Stadt geholfen beim Haushalt und bei der Umstellung auf die Doppik.
Wo kam der Impuls her, aus dem ehrenamtlichen Engagement einen Beruf zu machen und sich als Bürgermeisterkandidatin aufzustellen?
Anja Obermann: Ich hatte die letzten fünf Jahre mit der Hadamarer Politik wenig am Hut, denn ich setzte aus, weil mein Vater schwer krank war. Jetzt fehlte mir die Alternative für die Wahl nächstes Jahr. Ich habe die ganze Zeit auch noch gewartet, dass andere Kandidaten kommen. Als es dann aber immer enger wurde, nahm der Druck aus dem Bekannten- und Freundeskreis zu, die zu mir meinten, dass ich dies nicht so lassen kann. Mein Mann sagte dann auch zu mir, dass ich es machen soll.
Ich habe in Hofheim sehr viel mit Optimierungen gemacht, habe aus wenig etwas gemacht. Wir hatten da auch eine Zeit lang kein Geld. Es ist eigentlich schade, denn es ist nicht meine Heimat, für die ich mich einsetze. Ich mache das gerne für die Hofheimer, sehe zu, dass die Gebühren stabil sind. Aber es sind nicht die Hadamarer. Also dachte ich mir, es muss eine Alternative her. Und nur meckern gibt es nicht, also muss ich es selbst machen.
Was sind die Stärken von Hadamar?
Anja Obermann: Hadamar hat ganz viel zu bieten. Allein das Schloss und das Rathaus. Die Ortsteile haben sehr schöne Ortskerne. Und was noch wirklich gut funktioniert, sind die Vereine und das Ehrenamt. In den größeren Städten gibt es dies nicht mehr. Wenn dies wegbrechen würde, wäre dies ganz schlimm. Daher ist das Ehrenamt ein Hauptschwerpunkt von mir. Ich möchte es nicht nur monetär unterstützen, sondern auch konkrete Hilfestellung geben. Bei vielen Dingen sind die Auflagen so hoch, dass ich ihnen dabei etwas an die Hände geben möchte, diese Hürden zu nehmen.
Sie sagen, sie möchten eine Alternative sein. Ist dies dem geschuldet, dass nach zwei Amtszeiten Michael Ruoff ein gewisser Stillstand vorhanden ist? Oder gibt es wirklich Dinge, da brennt es und müssen endlich angegangen werden?
Anja Obermann: Ich sage es mal so – er hat nichts verkehrt gemacht, aber er hat es auch nicht besonders gut gemacht. Es wurde viel in Hadamar und Niederhadamar reingesteckt. Die Ortsteile sind in Vergessenheit geraten, dies sieht man auch anhand der Leserbriefe. Ich denke, man kann mehr daraus machen.
Gibt es Schwächen, wo direkt rangegangen werden muss?
Anja Obermann: In den letzten Jahren hat man sich selbst im Weg gestanden und einiges versäumt. Es gab Investoren, doch wir haben es uns verbaut. Und wenn Investoren kommen, sollte uns klar sein, dass die Geld verdienen wollen. Da müssen wir einen Weg finden, diese nicht zu verprellen. Der langfristige Plan ist, aus Hadamar wieder eine lebendige Stadt zu machen, auch mit den Ortsteilen. Da gibt es tolle Förderprogramme von Stadtumbau, soziale Stadt, aktive Kernbereiche, städtebauliche Denkmal bis hin zu Stadtgrün, die umgesetzt werden können. Alleine schafft das die Stadt nicht. Solche Förderprogramme steuern 2/3 bei und es kann auch weitergegeben werden an dritte. Ich möchte also schauen, was gemeinsam mit Akteuren umgesetzt werden kann, damit es die Stadt nicht alleine machen muss. Dies zieht sich durch mein gesamtes Wahlprogramm.
Sie haben bereits angesprochen, dass sich die Ortsteile gegenüber der Stadt sowie Niederhadamar abgehängt fühlen. Neben dem städtischen Hadamar/ Niederhadamar befinden sich die dörflich strukturierten Ortsteile wie Satelliten drum herum. Wie möchten Sie den Sprung schaffen, dass ein Wir-Gefühl für ein Hadamar entsteht?
Anja Obermann: Ich möchte die Ortsbeiräte in die Beratung mit reinnehmen, ihnen den Haushaltsplan vorstellen und sie auch zusammenführen. Nicht jedes Dorf fährt dann seine eigene Linie, sondern wir stellen gemeinsam Standards auf. Dann wird es günstiger und es sieht gleich aus. Der Kernpunkt sind die Ortsbeiräte und die Vereine. Da möchte ich ein Netzwerk aufbauen und Hilfestellung in alle Richtungen geben. Und auch Anerkennung. Jeder Ortsteil hat so seins, mit dem er heraussticht. Mit den Ortsvorstehern möchte ich Arbeitsgruppen machen, so dass Beschlüsse aus den Ortsbeiräten nicht mehr irgendwo landen.
Die Stadtverordnetenversammlung besteht derzeit aus vier Fraktionen. Je nachdem, wie die Kommunalwahlen laufen, gibt es danach fünf Parteien. Bereits jetzt ist es nicht immer einfach, Kompromisse zu finden. Wie wollen Sie dies mit fünf Fraktionen schaffen?
Anja Obermann: Ich bin es gewohnt, mit allen zusammenarbeite. Wenn ich beruflich vor einem Gremium stehe, bewerbe ich die Sache. Dies ist bei mir so tief drin, dass es mir wirklich egal ist, welche Coleur. Sondern ich versuche, mit dem Sachthema zu überzeugen. Daher kann ich auch für die WfH (Wir für Hadamar, Anmerkung der Redaktion) antreten, denn bei uns gibt es keinen Fraktionszwang. Eines der Leitbilder ist auch bei uns: „Wenn, um die Sache.“
Sie treten also als Parteikandidatin an und nicht parteilos, wie es gerade vielerorts en vogue ist?
Anja Obermann: Ja. Wie sieht es denn aus, wenn ich austrete und parteilos bin. Irgendwie finde ich, dass dies nicht ehrlich ist.
Suchen Sie bereits jetzt im Vorfeld die Gespräche zu den anderen Parteien?
Anja Obermann: Ja, ich habe schon mit den einzelnen Parteivertretern aus den verschiedenen Parteien gesprochen. Mit der FWG hat es sich noch nicht ergeben, aber wir kennen uns von früher. Die wissen, wie ich bin. Als Stadträtin habe ich bewiesen, dass man mir nichts vordiktieren kann und das es mir immer um die Sache und den Bürger geht. Mir geht es nicht darum, wer einen Vorschlag gemacht hat.
Was wäre denn die größte Baustelle, welche Sie direkt angehen würden?
Anja Obermann: Es gibt mehrere. Einmal haben wir das Problem, dass wir mit der Digitalisierung Probleme haben, auch die Firma. Dies geht in der heutigen Zeit nicht mehr. Auch die Ansiedlung neuer Unternehmen sind an eine gute Digitalisierung gebunden. Dies hat Priorität. Alle sagen, sie machen eine Verwaltung 2.0. Das ist per Gesetz bis 2022 vorgeschrieben. Das, was wir on top setzen, außer den Pflichtaufgaben noch mit reinbringen, das ist die Kür. Und dann noch die Finanzen. Durch Corona bricht einiges weg und wir werden kreativ sein müssen, um gemeinsame, tragbare Projekte für den Bürger umzusetzen.
Wenn ich in Hadamar unterwegs bin, dann kommt häufig die Kritik, dass sich nichts tut, egal, wie oft sich die Bürger an die Verwaltung wenden. Wie möchten Sie die Kommunikation zum Bürger verbessern, dass er das Gefühl hat, ernstgenommen zu werden?
Anja Obermann: Ich hätte gerne einen Mängel-Melder, dass jeder direkt Mängel melden kann. Dann habe ich vor, einmal im Monat eine Bürgersprechstunde zu machen, aber nicht nur in Hadamar, sondern auch auf den Ortsteilen. Damit habe ich die Nähe zu den Bürgern. Und wenn etwas durch äußere Umstände wie Gesetzgebung nicht funktioniert, dann kann ich zumindest erklären, warum es nicht funktioniert. Oder ich kann Alternativen aufzeigen. Wenn ich mit den Themen offen und ehrlich umgehe, ihnen etwas erkläre, dann ist dies immer besser, als wenn ich nicht mehr reagiere oder sage, es ist nun mal so.
Schauen Sie in Ihrem Wahlkampf nur auf Hadamar selbst oder machen Sie sich auch schon Gedanken über interkommunale Projekte wie eine verbesserte Infrastruktur?
Anja Obermann: Dies spielt schon eine Rolle. Da laufen bereits jetzt schon Projekte. Und nur, weil sie Michael Ruoff begonnen hat, beende ich diese nicht, sondern die laufen weiter.
Wie gestaltet sich Ihr Wahlkampf durch Corona und wie wollen Sie ihre Ziele vermitteln?
Anja Obermann: Zum einen möchte ich Arbeitseinsätze vor Ort machen wie im Rosengarten oder mit der Kolpingfamilie. Ich telefoniere im Moment viel mit den Vereinen, um zu erfahren, wo es derzeit Probleme gibt oder wie sich die Vereine derzeit entwickeln. Vor Weihnachten hatte ich Weihnachtskarten gestaltet, damit Menschen miteinander in Verbindung bleiben und kam mit ihnen ins Gespräch. Flyer werden verteilt und ich werbe im Internet für mich. Aber die Gespräch sind mir schon sehr wichtig.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz in Hadamar?
Anja Obermann: Wenn das Wetter einigermaßen ist, dann ist es der Herzenberg. Mit meiner Oma war ich sehr oft bei den Sieben Schmerzen, da hängen Kindheitserinnerungen dran.
Mehr zu den Zielen erfahrt ihr auf der Internetseite von Anja Obermann.
Eine Übersicht zu den Kandidaten findet ihr hier.