Anlieger mal vorher fragen – Forderung nach einem Verkehrskonzept

Die SPD Elz lud zu einer Ortsbegehung in die Bachgasse ein, um zu erörtern, wie es dort weitergeht und welche Maßnahmen von den Anwohnern gewünscht sind. Neben Anliegern und interessierten Bürgern kamen auch Vertreter der CDU und Bürgerliste sowie der Bürgermeister Horst Kaiser, um sich die Meinungen anzuhören. 

Rund 40 Personen kamen der Einladung nach, um zu erfahren, was an der Bachgasse geplant ist und um Ideen einzubringen. Seit Sommer letzten Jahres gibt es in der Bachgasse gegenüber vom Bürgerhaus ein Parkplatz mit insgesamt 31 Parkflächen. In den Plänen war von Anfang an eine Verbreiterung der Bachgasse durch eine Überbauung des Erbach geplant. Dafür standen im Haushaltsentwurf 480.000 Euro. Auf Antrag der SPD erhielten davon 400.000 Euro einen Sperrvermerk. Nun wollte die SPD gerne mit den Anliegern und Bürgern ins Gespräch kommen, welche Ideen sie für die Bachgasse haben.

Fehlendes Verkehrskonzept

Yvonne Schäfer, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, zeigte nochmal auf, dass die SPD mehrheitlich gegen den Parkplatz gestimmt habe. Der SPD sei es lieber gewesen, dass die Kreissparkasse dort ihr Wohngebäude hinbaut. Doch es gab damals einen Mehrheitsbeschluss für den Parkplatz und nun „müssen wir damit leben“. Daher wollen sie jetzt von den Anliegern wissen, was sie sich wünschen würden und welche Ideen sie haben. Das Treffen begann direkt in der Bachgasse, auch wenn das Wetter nicht zum Verweilen im Regen einlud. Die Stimmung war aufgeladen, mehrmals baten einzelne Redner darum, bitte ausreden zu dürfen. Eine große Unzufriedenheit unter den Anwohnern war zu spüren.

So einfach wollten es die Anlieger daher den gewählten Vertretern wie auch dem Bürgermeister nicht machen und nutzten die Möglichkeit, ihren Unmut loszuwerden. Es fehle ein einheitliches Verkehrskonzept für den ganzen Ort. Maßnahmen werden immer nur in kleinen Bereichen umgesetzt, ohne die gesamten Auswirkungen im Blick zu haben. Die Gemeinde habe die Anlieger im Vorfeld nicht mit einbezogen. Die Gemeinde habe immer nur die Autofahrer im Blick, aber nie die Kinder, Fußgänger und Radfahrer. Bevor die Gemeinde wieder eine Menge Geld investiert, solle sie sich Gedanken über die weiteren Schritte machen und nicht einfach planen. Und man habe Angst, dass die Überbauung negative Auswirkungen auf die Hochwassersituation habe, wenn es mal wieder stark regnet.

Kurze An- und Abfahrt auf die Hauptstraße

Die Bachgasse sei bereits vor dem Parkplatz durch den Verkehr belastet gewesen, weil Autofahrer diese als Umfahrung der Pfortenstraße nutzen, um schneller auf die Hauptstraße zu gelangen. Eine Anwohnerin zähle jeden Morgen bis zu 50 Fahrzeuge, die an ihrem Küchenfenster vorbeifahren. Begegnen sich dann zwei entgegenfahrende Autos an der engsten Stelle, gilt das Prinzip des Stärkeren, es herrsche nur noch das „Ellenbogenprinzip“.

Auf diese Diskussion mochte sich Horst Kaiser nicht einlassen. Es ginge nicht um den Durchgangsverkehr, sondern allein darum, die Zu- und Abfahrt von der Hauptstraße zum Parkplatz und zurück so schnell und sicher wie möglich zu gestalten. Dafür gab es eine Machbarkeitsstudie, welche durch eine Überbauung des Erbachs eine Verbreiterung der Straße an der engsten Stelle kurz nach der Abfahrt von der Hauptstraße auf 5,50 Metern erreicht und somit zwei Autos gut aneinander vorbeifahren können. Der Querschnitt des Baches bliebe erhalten, so dass sich bei Starkregen nichts an der Gesamtsituation ändern würde. Für die Anlieger ist jedoch diese Verbreiterung der Straße nur eine Erlaubnis zum schnelleren Fahren. Dies würde bereits jetzt weiter oben in der Gasse geschehen. Kaiser wies darauf hin, dass die Anlieger bitte nicht alle Probleme auf die Parker schieben sollen, sondern viele Probleme auch durch die Anlieger selbst entstehen würden.

Poller als Lösung des Problems?

Die Anwesenden äußerten verschiedene Ideen. So kam von den Anliegern die Idee, nach dem Parkplatz Poller auf der Bachgasse aufzustellen, die verhindern, dass die Autos weiter Richtung Alexanderstraße fahren. Dies Idee kam beim Bürgermeister gar nicht gut an, da es dann eine Sackgasse gebe, was problematisch für Rettungsfahrzeuge, Müllabfuhr und eventuell Möbelwagen wäre. Walter Schaaf wies darauf hin, dass eine Poller Lösung nur funktionieren könne, wenn diese elektrisch sind und nicht immer ausgestiegen werden muss, um diese umzulegen. Eine weitere Idee von Kaiser ohne Überbauung des Baches waren Verkehrsschilder, welche die Vorfahrt an der Engstelle regeln. Ein Anwohner entgegnete, dass er das Gefühl habe, dass Autofahrer sowieso keine Verkehrsschilder mehr beachten.

Eine Einbahnstraßenlösung von der Hauptstraße Richtung Alexanderstraße wird komplett abgelehnt, um den Verkehr nicht einen verkehrsberuhigten Bereich zu lenken. Kaiser argumentierte zu dieser Lösung auch, dass der Charme am Parkplatz liegt, dass er kurze Zu- und Abfahrten zur B8 hat. Auch ein mögliches Problem zwischen Fußgängern und Autofahrern sieht der Bürgermeister nicht, denn alle Wohnstraßen in Elz würden keine Bürgersteige besitzen und da gebe es auch keine Probleme. Yvonne Schäfer wies ihn darauf hin, dass es in den Wohngebieten jedoch keinen Parkplatz gibt.

Kaiser meinte zudem, dass wir auf dem Land eben eine Autogesellschaft seien und Parkraum vorgehalten werden muss, zum Beispiel auch, wenn Veranstaltungen im Bürgerhaus stattfinden. Eine Bürgerin fragte nach, warum die Planung in Elz immer so auf den Autofahrer fokussiert sei. Die Gemeinde würde für alle Teilnehmer im öffentlichen Raum etwas machen und plane auch Radwege, aber die Leute müssen sich dann auch mal an ihre eigene Nase fassen: „Die Menschen sind sowas von egoistisch geworden“, so Kaiser. Wenn jeder etwas Rücksicht auf den anderen nehmen würde, gebe es auch weniger Probleme.

Abstufung des Erbachs ohne Zuspruch

Horst Kaiser versuchte dann noch für die Abstufung am Erbach zu werben, welche in den Plänen mit enthalten ist und die Aufenthaltsqualität attraktiver machen soll. Doch damit kam er nicht so gut bei den Anwesenden an. Die Neuentwicklung sei im vollen Gange, so eine Anwohnerin. Die Bachgasse sei mit die schönste Mitte im Ort und darauf nehme die Gemeinde keine Rücksicht. Die Ecke mit dem neuen Parkplatz werde nicht attraktiver, weil ein Stück am Bach abgestuft werde. „Wir brauchen ein Gesamtkonzept für die Bachgasse“ so die Anwohnerin. Und am besten wäre ein gesamtes Verkehrskonzept für Elz.

Die Fraktion der Bürgerliste hatte den Haushaltsposten für die Überbauung des Erbachs komplett abgelehnt. „Ohne Parkplatz hätten wir die Probleme nicht“, so Fraktionssprecher Heiner Egenolf. Aber nun ist der Parkplatz da und weitere Schritte dürften nur im Sinne der Anwohner realisiert werden. Die Bürgerliste selbst sei gegen die Entwürfe, denn im Vorfeld sei nie drüber gesprochen wurden. „Wir haben einige Anträge zur Verkehrswende gestellt“, so Egenolf weiter, „wir doktern immer nur an einzelnen Ecken, es fehlt das Gesamtkonzept.“

Zum Schluss kam noch die Idee, eine Einbahnstraße von der Alexanderstraße bis zur Ecke des Parkplatzes zu machen, um den Durchgangsverkehr zu stoppen. Dies sei eine Möglichkeit, die bereits jetzt mit den passenden Verkehrsschildern probeweise realisiert werden könnte. Frank Zei, SPD, bedankte sich für den regen Austausch. Für die SPD war es wichtig, ein Stimmungsbild zu erhalten. In den Gremien muss das Thema nun weiter beraten werden. Er sprach nochmal eine Einladung an alle Anwesenden aus, da die Sitzungen immer öffentlich sind.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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