Anna Lührmann – Konsequenter Klimaschutz in allen Bereichen

Am 26. September 2021 wird ein neuer Bundestag gewählt. Den Kandidaten für die Wahlkreise 176 und 178 habe ich Fragen gestellt, die sie mir beantwortet haben. 

Für die Grünen kandidiert im Wahlkreis 178 Anna Lührmann. Sie engagiert sich seit ihrer Jugend dafür, das Klima zu schützen und die Demokratie zu stärken. Mit 19 Jahren zog sie als jüngste Abgeordnete in den Bundestag ein und konnte dort in zwei Wahlperioden einiges bewegen. Später lebte sie im Ausland und arbeitete unter anderem im Sudan für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. Zuletzt war sie als Juniorprofessorin an der Universität Göteborg tätig. Laut eigener Aussage habe sie viel Elan und Tatkraft, Ideen konkret umzusetzen.

Konsequenter Klimaschutz

Was sind ihre Ziele?

Anna Lührmann:
Schon jetzt bringt die Klimakrise die Welt spürbar durcheinander. Extremwetterereignisse häufen sich mit katastrophalen Folgen. Auch im Taunus leiden besonders unsere Wälder mit ihren vielfältigen Funktionen für unser Leben. Klar ist, wenn wir so weitermachen wie bisher, wird die Klimakrise unsere Freiheit und Lebenschancen deutlich einschränken. Deshalb ist konsequenter Klimaschutz meine Top-Priorität für die nächste Wahlperiode. Nur so sichern wir unsere Freiheit und unseren Wohlstand heute und in der Zukunft.  Außerdem setze ich mich für eine stärkere und lebendigere Demokratie ein. Dazu gehört mehr direkte Beteiligung, zum Beispiel in Räten mit gelosten Teilnehmer*innen. Mit einem Demokratiefördergesetz möchte ich lokalen Initiativen den Rücken stärken.

Ich will dafür sorgen, dass der Einstieg in das klimaneutrale Zeitalter für alle machbar ist. Durch den Ausstieg aus Kohle und Öl bekommen wir bessere Luft und langfristig werden die Kosten für Energie sinken. Damit die Umstellung bezahlbar bleibt, wollen wir Wärmepumpen und Elektromobilität stärker fördern – vor allem für Gering- und Durchschnittsverdiener. Auch Unternehmen werden wir mit Förderprogrammen und klaren Rahmenbedingungen unterstützen. Ich setze mich für mehr Busse, Bahnen und Carsharing auch bei uns im ländlichen Raum ein und für bessere Zugverbindungen innerhalb Deutschlands und nach ganz Europa ein.

Klimaschutz in allen Bereiche

Ein großes Thema ist der Klimaschutz? Wo sehen Sie Deutschland in 2025 bei diesem Thema?

Anna Lührmann: Ein gutes Stück weiter! Wenn wir Grüne bei der Bundestagswahl einen starken Auftrag für die Regierungsbildung bekommen, werden wir 2022 mit voller Kraft in das klimaneutrale Zeitalter einsteigen. Unser Sofortprogramm umfasst unter anderem den schnelleren Ausbau von Erneuerbaren Energien, eine Klimaoffensive bei Gebäuden und im Bausektor, mehr grünen Wasserstoff und 50 Mrd. Investitionen jährlich. Dadurch werden deutsche Unternehmen führend auf den Märkten der Zukunft und Arbeitsplätze gesichert.

Wir müssen in allen Politikbereichen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dafür investieren wir konsequent in Klimaschutz statt in umweltschädliche Subventionen. Zum Beispiel mit einem Klimaschutzhaushalt, wie ich ihn schon 2007 im Bundestag vorgelegt habe. Von unseren Vorschlägen werden vor allem Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen profitieren. Wir werden die Einnahmen des CO2-Preises unter anderem über ein Energiegeld komplett zurückzahlen. Das Energiegeld ist für alle gleich hoch. Wer mehr Geld für klimaschädliche Produkte ausgibt als der Durchschnitt, zahlt unterm Strich drauf. Wer das Klima schützt, hat am Ende mehr in der Tasche.

Unterstützung der Wirtschaft

Die Wirtschaft hat durch Corona gelitten. Sind Sie der Meinung, dass sich die Wirtschaft bis 2025 davon erholt haben wird? Und wie sieht es mit dem Arbeitsmarkt allgemein aus?

Anna Lührmann: Die Wirtschaftsforschungsinstitute gehen bereits für 2021 und 2022 wieder von einem kräftigen Wachstum aus. Die Märkte der Zukunft sind klimaneutral. Wir unterstützen unsere Wirtschaft bei dieser Transformation unter anderem mit Förderprogrammen. Zudem schaffen wir mit klaren Rahmenbedingungen Planungssicherheit. Auf dem Arbeitsmarkt haben wir vor allem mit einem Fachkräftemangel zu tun. Das Thema müssen wir endlich entschlossen angehen. Denn auch für die Transformation hin zu Klimaneutralität brauchen wir Fachkräfte. Wir brauchen eine Attraktivitätsoffensive für das Handwerk und mehr Weiterbildung, zum Beispiel durch ein Qualifizierung-Kurzarbeitergeld.

Was sind für Sie die wichtigsten Learnings aus der Corona-Pandemie?

Anna Lührmann: Wir dürfen nicht alles so “auf Kante nähen” wie bisher. Unser Land ist nicht krisenfest. Wir brauchen mehr Reserven, vor allem im Gesundheitssystem. Wir müssen Probleme – wie die Klimakrise – frühzeitig erkennen und vorbeugend handeln, bevor uns die Krise in Ohnmacht versetzt. Außerdem hat die Pandemie enorme Schwachstellen beispielsweise bei der Digitalisierung offengelegt. Ich habe während der Pandemie in einem internationalen Team an der Universität Göteborg oft von Deutschland aus gearbeitet. Wenn das Internet bei Videokonferenzen gestockt hat, war es immer bei den Deutschen. Das ist doch peinlich!

Mehr Transparenz bei Spenden

Im Rahmen der Coronapandemie gab es einige Spendenskandale, nur mal die Maskenaffäre zu nennen. Daher meine Frage – braucht es in Deutschland mehr Transparenz zu Parteispenden oder sind die bestehenden Regelungen ausreichend?

Anna Lührmann: Ja, wir brauchen mehr Transparenz bei Parteispenden. Deshalb wollen wir Grüne striktere Veröffentlichungsregeln. Parteispenden sollen auf natürliche Personen beschränkt und auf einen jährlichen Höchstbetrag je Spender*in gedeckelt werden. Schon ab 5.000 Euro sollen Spenden im Rechenschaftsbericht genannt werden, ab 25.000 Euro soll die Pflicht zur sofortigen Veröffentlichung greifen. Bei der Maskenaffäre ging es vor allem um den Vorwurf der Bestechlichkeit einzelner CDU/CSU-Abgeordneter und um Nebeneinkünfte, mit denen aus der Pandemie Profit geschlagen wurde. Das ist unanständig. Solche Skandale können auch durch mehr Transparenz vermieden werden. Deshalb ist es gut, dass – auch auf Druck der Grünen – die Veröffentlichungsregeln für Nebeneinkünfte in den letzten Monaten verschärft worden sind. Künftig müssen relevante Einkünfte auf den Cent genau angegeben werden. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme muss bald evaluiert werden.



Erklären Sie in einem Satz, worin Sie sich von den anderen Kandidaten unterscheiden! Warum sollten Sie gewählt werden?

Anna Lührmann: Für eine sichere Zukunft mit klimaneutralem Wohlstand müssen wir jetzt die Weichen stellen – mutig, umsichtig und sozial gerecht.

Alle Kandidaten und Wissenswertes zur Bundestagswahl findet ihr hier.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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