Ausstellung der Goetheschule „Heimat: Miteinander-Füreinander“

Die Goetheschule lädt zu einem Spaziergang in der Limburger Innenstadt ein, um rund 150 Schülerarbeiten in den verschiedenen Schaufenstern zu entdecken und dabei der Frage nachzugehen, was für einen Heimat ist.

An 22 Orten in der Innenstadt von Limburg finden sich im Juli Kunstwerke der Schüler und Schülerinnen der Goetheschule Limburg. Von der Klasse fünf bis zehn haben sich diese künstlerisch mit dem Heimatbezug auseinandergesetzt. Die Idee zu dieser Schaufenster-Ausstellung hatte die Kunstlehrerin Charlotte Weber. Früher stellte die Goetheschule ihre Kunstwerke im Foyer der Kreissparkasse Limburg aus. Doch mit Corona war dies nicht mehr möglich und die Schule erhielt die Chance, ihre Ausstellung im Schaufenster vom ehemaligen Schuh-Lanz zu machen, so die Kunstlehrerin. Es gab darauf sehr viel positive Resonanz und es wurde einfach jeder angesprochen, der in der Innenstadt unterwegs ist. Daher war schnell klar, dass auch die nächste Ausstellung wieder in der Innenstadt stattfinden soll. Und nun ist es soweit.

Heimat: miteinander – füreinander

Getreu ihrem schulischen Leitbild heißt die Ausstellung „Heimat: miteinander – füreinander“. Und so lebendig und bunt die Schule ist, so lebendig und bunt ist auch die Ausstellung. Die Goetheschule ist eine sehr vielschichtige Schule, welche Inklusion wie auch Integration leben. Mehrere DaZ-Klassen (deutsch als Fremdsprache) sind an der Schule. Und so vielfältig wie die Schule so vielfältig ist auch die Definition von Heimat. Was ist Heimat? Für die einen ist es eine Region, für die anderen ein Gefühl, für die nächsten die Familie und wieder andere verbinden den Begriff mit ihren Haustieren oder Freunden. All das spiegelt sich auch in den zahlreichen Arbeiten wieder – zum einen in der verschiedenen Umsetzung zum Thema Heimat, aber auch die Vielfalt an Methoden wie Fotografie, Linoleumschnitt oder Malerei.

Eine Schülergruppe visualisierte die verschiedenen Örtlichkeiten auf interessante Art und Weise. Um den Katzenturm spielen lauter Kätzchen, die Rosengasse besteht aus einem Meer Rosen. Bei Trachten Spranz im Schaufenster stehen zwei Bilder, welche die Fleischgasse visualisieren. Simone Spranz findet die Bilder sehr gelungen und stellt gerne ihr Schaufenster für die Ausstellung zur Verfügung. „Der Heimatbezug ist bei uns im Handel ein wichtiges Thema“, so Simone Spranz bei der Übergabe der Bilder, „es zieht sich wie ein roter Faden durch die Stadt.“ Sie findet es immer gut, wenn verschiedene Akteure zusammenfinden und etwas für die Stadt bewegen.

Präsentation in der Öffentlichkeit

Schulleiterin Melanie Jansing lobt Charlotte Weber für ihre Ideen und ihr Engagement. Die Arbeiten mit den Schülern, die Anfragen bei den ganzen Firmen, um sie für die Ausstellung zu begeistern und auch das Umsetzen der Ausstellung in den Schaufenstern habe viel Zeit erfordert. Für sie ist dies eine gute Möglichkeit, sich als Schule in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Jansing findet Kunst an der Schule sehr wichtig. Es gebe den jungen Menschen die Möglichkeit, ihre Talente zu zeigen. Und auch wenn die Sprachkenntnisse noch nicht so gut sind, können sie sich künstlerisch ausdrücken. Die Schüler können sich mit der Schule identifizieren, aber auch mit der Stadt, welche für manche eine neue Heimat ist.

Beim Aufbau der Ausstellung haben die 15-jährige Matea Boras und die 16-jährige Zulejha Secovic geholfen, beiden 9. Klasse. Sie haben auch selbst Kunstwerke in der Ausstellung. Charlotte Weber hatte mit der Klasse Kirchen besucht, um Kirchenfenster zu analysieren. Daraus entstand die Idee für ihre künstlerische Arbeit: „Mein Kindheitsheld als Kirchenfenster“. Welche Figur hat für die Schüler einen Vorbild- oder Heldenfunktion? Mit transparenten, farbigen Papier sowie schwarzen Tonkarten haben sie diese Figuren gestaltet. Diese Werke sind in der Grabenstraße zu sehen.

Zulejha Secovic (li) und Matea Boras vor ihren Kunstwerken

Zulejha Secovic hatte kurz vor den Arbeiten ein Praktikum an der Glasfachschule und möchte dort eventuell auch ihre Ausbildung machen. Sie hat sehr viel Spaß mit diesen filigranen Arbeiten und in einem anderen Schaufenster ist ein Mosaik aus Glas von ihr zu sehen. Bei den Papierkunstwerken hat sie Kung Fu Panda umgesetzt, der für sie für Frieden steht. Sie findet es schadet, dass die Fluchtbewegungen zugenommen haben und auch so viele Kinder davon betroffen sind. Zudem steht Kung Fu Panda für sie für Freundschaft und Miteinander. Zudem ist es eine Figur aus ihrer Kindheit, so dass sie an ihre Heimat, Bosnien denkt.

Ähnlich ist es bei Matea Boras, die mit acht Jahren aus Kroatien nach Deutschland kam. Für sie ist es Heimat, wenn sie mit ihrer Familie zusammenkommt und mit ihnen in ihrer Sprache spricht. Sie hat einen Power Ranger umgesetzt, den sie mit ihrer Heimat verbinden. Sie begrüßt das kreative Arbeiten an der Goetheschule. In Kroatien wird wenig Wert auf Kreativität gelegt und sie findet dieses freie gestalten sehr gut.

Vernetzungen schaffen

Im Gespräch mit den beiden Schülerinnen zeigt sich, was Kunst kann. Bei Zulejha Secovic verbindet sich ihr künsterlisches Talent sowie das Bildungsangebot der Schule zu einem möglichen zukünftigen Weg. In anderen Bereichen erhielt Charlotte Weber die Zusage für ein Schaufenster, weil ein Schüler der Goetheschule schonmal ein Praktikum vor Ort absolvierte. „Die Schaufenster-Ausstellung zeigt sehr gut, was kulturelle Bildung kann“, so Sabine Abel vom Verein Heimspiel Kultur Limburg-Weilburg, „Kinder werden in ihren Stärken gefördert und ihnen können Wege aufgezeigt werden.“ Und die Schulleiterin ergänzt, dass die Ausstellung die Schule und ihre Vielseitigkeit sichtbar macht.

Die Besucher von Limburg sind dazu eingeladen, ihre Stadt mit neuen Augen zu erkunden, Fotomotive fernab der Postkartenmotive zu entdecken oder eine neue Sicht auf bekannte Orte in der Stadt zu erhalten. Und sie können sich selbst mit der Frage auseinandersetzen, was für sie Heimat bedeutet.

Schulleiterin Melanie Jansing, Sabine Abel von Heimspiel Kultur und Lehrerin Charlotte Weber schauen sich einige Bilder an

Bis zu vier Wochen sind die Kunstwerke in den Schaufenstern in der Innenstadt zu sehen. Eine Übersicht gibt es im nachfolgenden Plan, welcher ebenfalls von einer Schülerin erstellt wurde.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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