Bad Camberg – Mobilität spielt eine große Rolle

Seit 2019 ist Bad Camberg Klimakommune und hat sich auf den Weg gemacht. Der Bürgermeister Jens-Peter Vogel (SPD) erkennt eine Bewusstseinsveränderung bei den Menschen.

Anfang Januar 2021 präsentierte die Stadt die CO2-Startbilanz. Den größten Anteil macht der Verkehr dabei aus. Mit der Bundesstraße B8 durch die Stadt wird sich bis zur Umgehung an dem Zustand wenig ändern. Dennoch möchte er die CO2-Bilanz nicht als alleinigen Richtwert fürs Handeln sehen. Es ist eine Richtlinie, aber dennoch plädiert er dafür, bei den einzelnen Punkten genauer hinzusehen.

Rad als Mobilitätsform

Aufgrund der Bad Camberger Topografie ist es auch nicht einfach möglich, auf das Rad umzusteigen. Wobei der Bürgermeister hier neue Chancen durch die E-Pedelecs sieht. Seit drei Jahren nimmt die Kurstadt an der bundesweiten Aktion Stadtradeln teil und immer mehr Menschen beteiligen sich daran. Und auch er merkt, dass er innerstädtisch häufiger aufs Rad steigt, was schneller geht, günstiger ist und zudem umweltfreundlich.

Das Rad als Mobilität zwischen allen Stadtteilen zu nehmen, hat sich jedoch noch nicht so stark durchgesetzt. Dennoch haben die kleineren Ortsteile Probleme mit der Anbindung an den ÖPNV. Sie haben ein Anruf-Sammeltaxi ausprobiert, doch dies hatte nicht so den Effekt auf die Verkehrsreduzierung. Sie haben einen Stadtbus, doch er wird tagsüber kaum genutzt, am ehesten  noch frühs und abends. In den letzten zwei Jahren habe es positive Auswirkungen auf den Verkehr gehabt, dass die Menschen im Homeoffice waren. Zumindest habe er das subjektive Empfinden gehabt, dass weniger Autos unterwegs waren.

Verschattung in den Straßen

In Sachen Energie setzt Bad Camberg auf Windkraftanlagen und der Amtshof sowie der Kurpark werden mit Holzhackschnitzel versorgt. Das Freibad wird nicht mehr beheizt, sondern die Temperatur ist witterungsabhängig. Auch beim Neubau sollen die Betriebskosten so gering wie möglich gehalten werden.
Nicht nur die Verringerung von CO2-Emissionen hat der Bürgermeister im Blick, sondern auch die Folgen des Klimawandels. So hat die Stadt ein Gutachten zur Frischluftversorgung im Innenstadtbereich beauftragt. Der Kurpark ist an heißen Tagen ein natürlicher Kühlort in der Innenstadt und ist in wenigen Minuten zu erreichen.

In der Altstadt selbst kann es in den Straßen zu heiß werden. Mit einer Idee zur Verschattung hat sich die Stadt für das hessische Förderprogramm „Zukunft Innenstadt“ beworben und erhält Fördermittel für ihre Projekte. An vielen Stellen in der Innenstadt können keine Bäume zur Verschattung gepflanzt werden und so bedarf es anderer Lösungen, um auch bei Hitze den Aufenthalt in der Innenstadt angenehm zu gestalten. Textile Schattenelemente sowie Bepflanzungen sollen dem Abhilfe schaffen und Schatten spenden.

Aufbau Katatsrophenschutzlager

Beim Thema Starkregen und Hochwasser sieht Jens-Peter Vogel unterschiedliche Interessenlagen zwischen Naturschutz und Hochwasserschutz. Da müssen sie Kompromisse finden. Um die Durchflüsse freizuhalten, schneiden sie das Grün an den Gewässern zurück. Da komme schonmal Kritik, dass Lebensräume damit zerstört werden. Doch er stellt auch fest, dass das Thema inzwischen sensibler betrachtet wird. Die Feuerwehren sind zudem mit Notstromaggregaten ausgestattet. Weiterhin steckt die Stadt 60.000 Euro in Katastrophenschutzmaßnahmen wie die Einrichtung eines zentralen Katastrophenschutzlagers, welches vom Landkreis Limburg-Weilburg gefördert wird.

Im Interview kehrt Jens-Peter Vogel immer wieder zum Verkehr zurück. Radfahren sei Lebensqualität und würde auch die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessern. Die Meinung für ein absolutes Autoverbot in der Innenstadt ist sehr geteilt. Es gibt Bürger, die dieses fordern und welche, die dagegen sind. In den Sommerwochenenden sei der Marktplatz bereits für den Autoverkehr gesperrt. Die Stadt erarbeitet gerade ein Verkehrskonzept Parken. Und wenn die B8-Umgehung kommt, werde sich auch das Stadtbild verändern, so Vogel abschließend.

Alle Artikel zur Sommertour findet ihr unter Klima lokal.

 

 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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