Bisherige Klimaaktivitäten in Limburg
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Im Ausschuss für Umwelt, Klima und Verkehr stellte die Stadtverwaltung den Klima-Aktionsplan mit 25 Maßnahmen vor, mit denen die Stadt Umwelt- und Klimaschutz in den nächsten Jahren vorantreiben möchte. Doch was wurde bisher getan? Und welche Auswirkungen haben die Maßnahmen?
In dem Gremium kam Kritik auf, dass bisher wenig in dem Bereich unternommen wurde. Dem widersprach der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU). Er verwies darauf, dass die Stelle für den Bereich in den letzten Jahren nicht durchgängig besetzt war. Seit Mira Stockmann vor einem Jahr in die Verwaltung kam, habe sie bereits einiges umgesetzt. Zudem werde das Thema in allen Bereichen mitgedacht. Im Klima-Aktionsplan sind neben geplanten Aktivitäten auch diese aufgeführt, welche in Limburg bereits liefen.
„Die Stadt Limburg ist seit vielen Jahren im Klima- und Umweltschutz aktiv. 2013 wurde ein Energie und Klimaschutzkonzept in Zusammenarbeit mit der Energieversorgung Limburg (EVL) entwickelt und wir sind seit 2015 Mitglied des Bündnisses „Hessen aktiv: Die Klima-Kommunen“. Seitdem sind einige Jahre vergangen – Zeit für einen aktuellen Klima-Aktionsplan“, so Michael Stanke im Vorwort.
Den Bericht zum Klima-Aktionsplan findet ihr hier
Bisherige Aktivitäten
Bereits 1992 ist die Stadt dem Klimabündnis beigetreten. In den letzten Jahren war sie ämterübergreifend im Klima- und Umweltschutz aktiv, steht in dem Bericht zu lesen. Im Jahr 2013 wurde zusammen mit der Energieversorgung Limburg (EVL) ein Energie- und Klimaschutzkonzept, mit Ausnahme des Verkehrssektors, erstellt. Neben der damaligen Ist-Situation enthielt dieses Konzept auch Verbesserungsvorschläge. Damals wurde auch die Stelle „Energie- und Klimaschutzbeauftragte/r“ geschaffen. Aus diesem Konzept seien einige Dinge bereits in der Umsetzung.
- Aufbau eines Klimaschutzmanagements
- Beratungsangebote für die Bürgerschaft zum Thema energetische Sanierung und Erstellung der Broschüre „Sanieren und Energiesparen“
- Öffentlichkeitsarbeit wie die Limburger Klimaschutzhelden
- Umweltpädagogik in Zusammenarbeit mit den Schulen
- Monitoring Energieverbräuche ausgewählter städtischer Liegenschaften
Stadtradeln für nachhaltige Mobilität
Was allen am bekanntesten bei den Maßnahmen sein dürfte, ist die Teilnahme der Stadt an der bundesweiten Aktion Stadtradeln. Inzwischen nahm Limburg fünf Mal an dieser Aktion teil. Dabei geht es darum, die Menschen zu sensibilisieren, um das Auto häufiger mal stehen zu lassen und aufs Rad umzusteigen. Die Kampagne ist auch durch Limburg inzwischen im Landkreis etabliert und erreicht immer große Aufmerksamkeit.
Im letzten Jahr traten die Bürger aus neun Kommunen des Landkreises kräftig in die Pedale. Es waren 1.119 Radler in 113 Teams aus dem Landkreis Limburg-Weilburg am Start. Sie legten 194.481 Kilometer zurück, was eine 4,8 fache Umrundung der Erde entspricht. Insgesamt sparten die Radfahrer damit 28,3 Tonnen CO2 ein.
Ebenfalls im Rahmen der Aktivitäten rief die Stadt das Förderprogramm „Limburg elektrifiziert“ aus. Hierbei fördert die Stadt Ladeinfrastruktur sowie bestimmte Elektrofahrzeuge wie Lastenpedelecs. Stand Mai 2021 wurden bereits 65 Fahrzeuge sowie 35 Ladestationen gefördert. Dies ist ein Beitrag der Stadt, den Verbrauch fossiler Energieträger zu mindern und die CO2-Emissionen zu senken. Zudem sei ein Umstieg auf Elektrofahrzeuge ein Beitrag zum Luftreinhalteplan der Stadt und zur Minderung von Schadgasen. Zudem führen diese Fahrzeuge zu einer Lärmminderung. 2017 beschlossen die Stadtverordneten dieses Programm (Quelle Stadt Limburg)
Und auch die EVL trägt dazu bei, dass sich etwas tut. Durch die Einrichtung von Car Sharing-Stationen im Stadtgebiet sowie den Ortsteilen ermöglicht sie es den Menschen, auf E-Cars umzusteigen. Häufig sei dies ein Ersatz für den Zweit- oder Drittwagen, die oft nur rumstehen. Dieses Angebot werde gut angenommen, so Peter Spöhrer auf Nachfrage im Ausschuss. Die EVL strebe einen weiteren Ausbau bei entsprechender Nachfrage an.
Masterplan Mobilität
Im ersten Klimakonzept waren Mobilität und Verkehr nicht mitgedacht. Dennoch ist der Stadt bewusst, dass in Sachen Verkehr etwas getan werden muss. Die Stadtverordneten beschlossen aus diesem Grund 2019 den Masterplan Mobilität. In vielen Bereichen ist die Stadt sogar Vorreiter, wenn man auf das aktuelle Projekt LahnStar, die Weiterentwicklung des Anruf-Sammel-Taxis schaut. Zu dem Konzept gehören auch kostenfreie Jobtickets sowie die Teilnahme an der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“. Ein großes Thema in diesem Rahmen ist immer wieder das Thema Parken. Gibt es genügend Parkplätze in Limburg? Sind die Wege von den Parkplätzen in die Innenstadt nicht zu weit? Dürfen Parkplätze für mehr Wohnqualität verringert werden? Derzeit arbeitet die Stadt unter Einbeziehung der Bürger an einem Parkraumkonzept.
Vielen Themen befinden sich im Prozess wie das Radverkehrskonzept. Dieses befindet sich aktuell in der Abstimmung und soll in der nächsten Sitzungsrunde in die Gremien eingebracht werden. Bei den Bewertungen im Fahrradklimatest des ADFC fällt Limburg immer wieder als fahrradunfreundlich hinten runter. In kleinen Schritten geht es voran wie der ersten Fahrradstraße in Limburg sowie kleine Verbesserungen, wie Abstellmöglichkeiten und Schutzbereiche an den Ampeln. In mehreren Workshops hat sich die Stadt mit den Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammengesetzt, um ein Konzept zu erarbeiten und die Stadt Stück für Stück fahrradfreundlicher zu gestalten.
Damit Lieferfahrzeuge nicht mehr in der Kernstadt unterwegs sind, plant die Verwaltung gerade die Einrichtung von Lieferzonen für Kurier- und Paketdienste. Auf der Hauptverkehrsachse Schiede – Frankfurter Straße gibt es inzwischen Tempo 40 für bessere Luft.
Weitere Aktivitäten
In dem Vorbemerkungen zum Klima-Aktionsplan finden sich weitere Aktivitäten, welche die Stadt in den letzten Jahren umgesetzt hat. Energetische Sanierungen, PV-Anlagen auf städtischen Liegenschaften sowie eine Holzhackschnitzelanlage zur energetischen Verwertung von Abfallholz werden aufgeführt. Sukzessive tauscht die Stadt in Zusammenarbeit mit der EVL die Straßenbeleuchtung gegen LED-Beleuchtung aus. Alle Bereiche in der Stadt werden bei Planungen mit einbezogen, um auch den Klimaschutz überall mitzudenken.
Im Rahmen des Renaturierungsprogramms fand die Renaturierung des Altarm der Lahn bei Staffel statt. Weitere Maßnahmen wie eine Fischaufstiegsanlage und lineare Durchgängigkeit des Emsbach sind in Planung. Seit 2019 gibt es zudem ein Alarm- und Einsatzplan Hochwasser mit verschiedenen Maßnahmen. In der Stadtgärtnerei seien Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen Leitschnur ihres Handelns. Blühflächen, neue Mähkonzepte, Nisthilfen und Streuobstwiesen sind nur einige Beispiele für den Artenschutz. Die Stadtjugendpflege organisiert immer wieder Projekte der Umweltbildung.
Der Wald wird nicht mehr nur als Holzlieferant gesehen, sondern prioritär als Arten- und Biotopschutz mit Erholungsfunktion. 10 Prozent der 425 Hektar großen Waldfläche sind Stilllegungsflächen. Totholz verbleibt im Wald. Durch den Verlust von Monokulturen finden Naturverjüngung sowie Initialpflanzungen statt.
Was hat es bisher gebracht?
Viele Dinge passieren, wenn man sich die Liste an Aktivitäten betrachtet. Am Ende zählt die Auswirkung auf die Kohlendioxid-Emissionen und anderer Schadstoffgase. Gelingt es der Stadt mit den verschiedenen Maßnahmen, diese zu reduzieren? Dafür dient das Instrument der CO2-Bilanzierung. Für die Jahre 2018 bis 2020 gibt es eine CO2-Bilanz. Darin sind die Werte für die Sektoren Verkehr, private Haushalte, Gewerbe und Handel, Industrie sowie kommunale Verwaltung enthalten. Mira Stockmann lieferte Daten, bei denen es sich um eine erste überschlägige Betrachtung handelt, welche in einem nächsten Schritt von Dritten verifiziert und vertieft werden sollen.
Im Bereich kommunale Verwaltung wurden 60 städtische Liegenschaften betrachtet. Zu ihnen gehören die Feuerwehr- und Bürgerhäuser, die Verwaltungsgebäude, der städtische Betriebshof, die Friedhöfe, Bäder, Kitas und Seniorenwohnanlagen. Vereinzelt beruhen die Daten auf Schätzungen, da nicht alle Daten vorlagen. Die vorliegenden Daten zeigen für die Jahre 2018 bis 2020 jeweils eine jährliche CO2-Emission von rund 250.000 Tonnen CO2e (CO2-Äquivalente).
Verkehr größte Problem
Die Daten zeigen ebenfalls, dass die CO2-Emissionen der kommunalen Verwaltung um die 700 Tonnen CO2e den geringsten Anteil an der Gesamtmenge haben.
Den größten Posten mit rund 148.000 Tonnen CO2e ist nach wie vor der Verkehr. Und dieser Wert ist über die drei Jahre recht konstant. Das ist die größte Stellschraube für die Stadt, um ihre CO2-Emissionen zu senken. Und in diesem Bereich passiert auch seit Jahren etwas. Der Hauptantreiber für den Bereich Verkehr war bisher das drohende Dieselfahrverbot in der Innenstadt. Dieses konnte ganz knapp abgewendet werden, dennoch findet eine stetige Neubewertung der Situation statt, sobald die Grenzwerte nicht mehr eingehalten werden können.
Doch das Thema Verkehr sollte mit Blick auf die CO2e-Werte noch viel stärker im Sinne des Klimaschutzes betrachtet werden. Die Stadt arbeitet an vielen Baustellen. Nun liegt es an den Menschen, die geschaffenen Angebote anzunehmen. Es sind dicke Bretter, die die Stadt da bohren muss.