Blackout im Landkreis Limburg-Weilburg möglich?

Droht im Landkreis Limburg-Weilburg im Winter ein Blackout? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Arbeitskreis Umwelt, Energieversorgung, Klima und Landwirtschaft der CDU-Kreistagsfraktion im Rahmen einer Online-Veranstaltung. Jouke Landmann und Frank Schneider von Syna sowie Landrat Michael Köberle gaben einen Einblick in das Thema. 

Eine gute Nachricht vorneweg – die Experten gehen nicht von einem großflächigen, unvorhersehbaren sowie unkontrollierbaren Stromausfall, einem sogenannten Blackout, aus. Brown Outs, also das gezielte, kontrollierte Abschalten von Strom für zwei bis maximal vier Stunden, halten sie eher für wahrscheinlich. Damit wird für eine Lastreduktion im Stromnetz gesorgt. Dies vermindert eine übermäßige Stromnachfrage und verhindert einen weitreichenden Systemzusammenbruch.

Abhängige Faktoren

Es gibt nicht den einen Faktor, von dem unsere Stromversorgung abhängt, sondern sie wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, so Jouke Landmann, Regionalleiter Nord der Syna und Sprecher der Energieversorger, zu Beginn seines Vortrages. Neben dem Füllstand der Gasspeicher sowie der Beschaffung der Regelenergie haben auch die Temperatur- und Wetterverhältnisse wie auch die Situation in den Nachbarländern Einflüsse auf die lokale Stromversorgung. Er sieht mit den vollen Gasspeichern aktuell einen guten Ausgang für die kommende Wintersaison. Aber er zeigte auch auf, dass der größte Gasverbrauch durch das Heizen geschieht. Wenn es schnell kalt wird und die Menschen heizen, dann sinkt der Füllstand des Gasspeichers sehr schnell. Daher habe er am meisten Angst vor einem langen, kalten, trockenen Winter. Denn wenn der Winter trocken ist und die Pegelstände der Flüsse sinken, gebe es zusätzlich zum sinkenden Gasspeicher Probleme beim Transport der Kohle, so Landmann.

Energie sparen

„Was brauchen wir, um gut durch den Winter zu kommen?“, fragte Landmann in die Runde. Dies sei ein gut gefühlter Gasspeicher, nicht zu kalte Temperaturen sowie das Einsparen von Energie. Und bei dem letzten Punkt gebe es noch Potential. Bisher sei es gelungen, 13 Prozent der Energie im Vergleich zu den Vorjahren einzusparen. Doch es soll ein Sparquote von 20 Prozent erreicht werden.

Weiterhin zeigte der Experte auf, dass an verschiedenen Tagen die einzelnen Bestandteile im Strommix sehr unterschiedlich sein können. Es gebe Tage, da stammt der Hauptteil des Stroms aus regenerativen Energien, während an anderen Tagen die fossilen Energieträger noch den größten Anteil liefern. Daher plädierte er auch dafür, nicht gänzlich auf die fossilen Energieträger zu verzichten. „Wenn die regenerativen Energien Wegfallen, muss der Bedarf durch konventionelle Energieträger gedeckt werden, sonst wird es kritisch“, so Landmann.

Kritische Situation

Jouke Landmann sieht die Situation kritisch werden, wenn bei anhaltenden niedrigen Temperaturen  Gas aus den Speichern entnommen wird und die Nachbarländer zudem einen erhöhten Gasbedarf haben. Dann wären Engpässe möglich. „Wenn die Energiemengen nicht reichen, dann kann es zu einer kontrollierten Abschaltung von Strom in einzelnen Regionen kommen“, so Landmann weiter.

Frank Schneider zeigte auf, dass die Energieversorger mehrmals im Jahr solche Situationen trainieren und die Maßnahmen üben, das Netz wieder aufzubauen. Auf vorhersehbare Mangellagen können sie reagieren, indem sie die Öffentlichkeit darüber informieren, dass sie das Netz in einer Region abschalten und somit die Gesamtlast herunterfahren. Sorge machen ihnen eher unerwartete Veränderungen, die zu einer schnellen Reaktion in der Frequenz führen und die eventuell nicht schnell genug manuell gelöst werden können.

Nicht nervös werden

Beide Experten rieten davon ab, „nervös zu werden“. Sie sehen auch weniger das Problem für diesen Winter. Vielmehr stellen sie sich die Frage, wenn sie gut über den Winter kommen, ob es gelingt, die Speicher zum nächsten Winter wieder zu füllen.
Landrat Michael Köberle zeigte auf, wie sich die Kreisverwaltung zusammen mit den Kommunen vorbereitet. Die Feuerwehren seien mit Digitalfunk ausgestattet, damit im Notfall Kommunikation möglich ist. Pro Kommune soll es einen Leuchtturm geben, meist in den Feuerwehrhäusern, wo die Bürger im Notfall Hilfe bekommen. Das System wurde bereits zweimal einem Test unterzogen. Den Bürgern empfiehlt er, im Notfall Radio zu hören. Da würden sie alle Informationen erhalten. Insgesamt sei der Landkreis bestens vorbereitet und habe die Dinge im Blick. Dafür sei es auch wichtig, sich untereinander zu vernetzen.

In der anschließenden Diskussion ging es vor allem um Nachfragen, wie die Kommunikation während eines solchen Ereignisses laufe oder ob jeder selbst mit Notstromaggregaten vorsorgen könne. Aber auch hier wiesen die Experten darauf hin, dass man die Ruhe bewahren und nicht nervös werden sollte. Die Informationsveranstaltung moderierte der frische Landtagsabgeordnete Christian Wendel.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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