Blechwarenfabrik Limburg – Innovationen zur Energieeinsparung

Wenn die Grünen auf ihrer Wahlkampftour bei den Unternehmen unterwegs sind, kommen sie immer wieder mit den gleichen Problemen in Berührung. Die Unternehmer wünschen sich weniger Bürokratie, wenn sie erneuerbare Energien nutzen wollen sowie der Fachkräftemangel.

Über die Bürokratisierung wissen auch Hugo Trappmann und seine Schwester Annika Roth etwas zu erzählen, die in zweiter Generation die Blechwarenfabrik leiten. Dem Fachkräftemangel begegnen sie mit Ausbildungsplätzen in den verschiedenen Bereichen.

Gewinner Deutscher Umweltpreis

Das Thema Klima und Klimaschutz ist für die beiden Geschwister sehr wichtig. Sie sparen im Unternehmen Energie ein, wo es nur geht. Dafür gewannen sie im letzten Jahr den Deutschen Umweltpreis. Einblicke in die Blechwarenfabrik, die Produkte sowie die Wege zur Energiereduzierung gab es bei einem Treffen mit den beiden Direktkandidaten Anna Lührmann und Christian Tramnitz sowie der Landtagsabgeordneten Katrin Schleenbecker und den Limburger Grünen Sebastian Schaub und Cornelius Dehm.

Im nächsten Jahr feiert die Blechwarenfabrik, ein Verpackungshersteller für chemisch-technische Füllgüter wie Farben und Lacke, ihr 150-jähriges Bestehen. 1872 begann die Geschichte der Blechwarenfabrik durch den Limburger Joseph Heppel. Viele Jahre war das Unternehmen in der Innenstadt angesiedelt, doch da reichte irgendwann der Platz nicht mehr, so dass 2016 der Spatenstich auf der Offheimer Höhe erfolgte. Hier werden derzeit 300 Mitarbeiter beschäftigt. Mit Tochtergesellschaften und Partnern ist die Blechwarenfabrik europaweit vertreten. Als mittelständisches Unternehmen würden sie immer mehr einen Wachstumsdruck spüren, so Trappmann, denn Großkunden suchen auch Großunternehmer für die Belieferung. Daher haben sie sich mit anderen europäischen Firmen zusammengetan, um auch Großkunden zu beliefern. Dies stelle das Unternehmen vor manch rechtliche Herausforderung.

Innovationen im Unternehmen

Ansonsten blickt das Unternehmen mit stolz auf seine Innovationen, mit der Trappmann und Roth versuchen, Energie einzusparen. So nutzen sie die entstehende Wärme bei den einzelnen Produktionsprozessen, um das Gebäude zu heizen. In das Gebäude sind speziell gedämmte Wände und Fenster verbaut. Aber auch bei den Produkten selbst gehen sie neue Wege, um Energie zu sparen. So haben sie eine Dose entwickelt, welche statt mit Lack mit PET-Folie von innen beschichtet ist. Damit konnten sie ihre Lackieröfen reduzieren, welche einen hohen Energieverbrauch haben. Zudem ist die PET-Folie weniger anfällig als eine Lackbeschichtung und länger haltbar.

Der Gedanke der Nachhaltigkeit spielt auch bei ihren ganzen Robotern eine Rolle. Einen Roboter kann man bei einem Unternehmen mit passender Software erwerben. Für verschiedene Software bedarf es verschiedener Lizenzen und wenn diese abgelaufen sind, muss man froh sein, wenn das Unternehmen noch existiert. Zudem ist es ein erheblicher Kostenfaktor. Mit eigenen Ingenieuren werden die Roboter und Maschinen im Unternehmen selbst programmiert. Damit ist das Unternehmen unabhängiger und können die Roboter länger einsetzen als wie manche Software aktuell ist.

Umdenken bei den Lizenzen für Verpackungen

Doch nicht nur Metalldosen aus Weißblech bieten sie an. Die eine Dose bieten sie als Weißblechdose an, als Kunststoffdose mit Metalldeckel sowie als Voll-Kunststoffdose an. Da müssen sie mit dem Markt gehen. Auch wenn sich eine Metalldose viel besser recyceln lässt, sind Kunststoffverpackungen in Deutschland billiger. Wer eine Verpackung in den Umlauf bringt, muss ein Lizenzentgelt dafür bezahlen. Und eine Weißblechdose kosten dann 7,4 Cent Lizenzentgelt, während eine Kunststoffdose nur 5,6 Cent Lizenzentgelt kostet. Und diese Entgelte definieren sich nach Gewicht. Da Metall schwerer als Kunststoff ist, ist es auch teurer.

Andere Länder haben da eine bessere Umsetzung als das duale System in Deutschland. In Italien ist die Lizenz für Plastikverpackungen 123mal teurer als für Metallverpackungen. „Da wird mehr auf recyclingfähige Verpackungen gesetzt“, so Trappmann, „wir wünschen uns da ein Umdenken, aber auch uns fehlen da derzeit die Lösungen.“ Nur langsam kommt ein Erkennen, dass das aktuelle System so nicht funktioniert. Und so ist das Spannungsfeld zwischen der Kreislaufwirtschaft sowie der Klimaneutralität ein Spannungsfeld. Die Herstellung einer Metalldose habe einen größeren CO2-Fußabdruck als die Kunststoffdose. Aber sie ist dann recyclingfähig. Eventuell kommt da ein Umschwung mit Wasserstofftechnologien. Dass ist derzeit ein großes Thema.

Energieeinsparungen wo möglich

Und auch wenn die beiden Unternehmer schauen, dass sie Energie einsparen, so ist ein klimaneutrales Unternehmen ohne Kompensationsmaßnahmen nicht möglich. Und das stört die beiden doch ein wenig. „Wir wollen lieber hier vor Ort schauen, was wir machen können, um den Energieverbrauch zu senken, statt nur Kompensation zu betreiben“, so Trappmann. Aber beiden ist klar, dass jeder einen Beitrag leisten muss. Klimaschutz hängt nicht an einem alleine. Annika Roth weist darauf hin, dass sie gerne Energie speichern würden, um auf lange Sicht energieautark zu werden. Aber da kommt die Bürokratie in den Weg. Das existierende Energiedienstleistungsgesetz bringt so einige Hürden mit sich. Daher haben sie aktuell eine kleinere Photovoltaikanlage auf dem Dach als wie möglich wäre.

Auch an anderen Stellen versuchen sie noch mehr Energie einzusparen. So läuft derzeit ein Pionierphase, in welcher Induktionsöfen die bisherigen Gasöfen ersetzen sollen. Wenn die berechneten Werte auch mit den Werten aus der Praxis passen, dann sollen alle Öfen umgestellt werden. Aber die beiden wollen nicht nur kritisieren. So loben sie die Fördertöpfe, die den Unternehmen zur Verfügung stehen, um Energien einzusparen. Für die Grünen-Politiker war der Nachmittag ein interessanter Blick hinter die Türen mit vielen faszinierenden Eindrücken in ein modernes Unternehmen der Region.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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