Christen und Muslime: „Wir sind alle Menschen“
Zu einer interessanten Veranstaltung lud die Kolpingfamilie Limburg ein. „Was uns eint, und was uns trennt“ – ein katholischer Theologe und ein Imam im Gespräch – der Einladung folgten über 50 Besucher und kamen miteinander ins Gespräch.
Seit den 60er Jahren, als die Gastarbeiter nach Deutschland kamen, gibt es neben den christlichen Konfessionen auch die islamische Religion in Deutschland. Häufig durch Vorurteile und einem Übereinander statt einem Miteinander geprägt, warben die Anwesenden für Respekt und Toleranz im Umgang, denn eines eint sie alle: „Wir sind alle Menschen“. Dieser Ausspruch fiel mehrmals an dem Abend und fasst den Dialog zwischen Christen und Muslimen sehr gut zusammen.
Als Menschen zusammenstehen
Zu dem interessanten Austausch lud die Kolpingfamilie ins Kolpinghaus ein. Menschen beider Glaubensrichtungen kamen zusammen, um gemeinsam in den Dialog zu treten. Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) des Bistums Limburg sowie dem Bildungs- und Kulturverein Limburg statt. Marion Schardt-Sauer, Vorsitzender der Kolpingfamilie Limburg begrüßte Dr. Frank von der Velden, den Bischöflich Beauftragten für Islamfragen im Bistum Limburg sowie Esat Öztürk, Imam des Bildungs- und Kulturvereins Limburg mit Sitz in der Westerwaldstraße Limburg.
Bevor es in den Dialog ging, gab es einen kleinen Blick auf die Situation vor Ort. Esat Öztürk ist gebürtiger Hesse und seit 2012 in Limburg. Davor hat er islamische Theologie sowie orientalische und Islamwissenschaften studiert. Dr. Frank von der Velden lebte 20 Jahre im Nahen Osten als Christ unter Muslimen. Beide haben schon einiges gemeinsam vor Ort bewegt und blicken auf eine gute Zusammenarbeit. Bereits für März 2020 war die Veranstaltung geplant, doch dann kam Corona. Doch beiden war wichtig, dieses Format durchzuführen und gestehen, dass in den letzten drei Jahren alle dazugelernt haben, denn alle waren gleichermaßen betroffen. Und diese gemeinsame Betroffenheit ermöglicht es, aufeinander zuzugehen. Denn zuerst sei man alle Menschen, danach komme Kultur, Herkunft und Religion.
Und so war es auch am 6. Februar 2023 nach dem großen Erdbeben in der Türkei und Syrien. Bei allen herrschte Betroffenheit und so war es von der Velden wichtig, die Moschee in der Westerwaldstraße zum gemeinsamen Gebet zu besuchen und zusammen mit Imam Öztürk besuchten sie dann einen Tag später die orthodoxen Christen, denn „in diesem Augenblick gab es nur Menschen, die leiden“. und dieses Miteinander würde den Horizont einer jeden Person erweitern sowie das Wir-Gefühl stärken.
Gewachsenes Vertrauen
Gerade in den letzten Jahren sei das Vertrauen zwischen beiden Religionen gewachsen und man lasse sich auf gemeinsame Gespräche und Veranstaltungen ein. Beide würden sich wünschen, dass mehr über dieses Miteinander statt über das Trennende berichtet werden würde. Ihm sei bewusst, dass Skandale mehr ziehen, so von der Velden, aber es wäre schön, wenn auch mal über das positive berichtet werden würde. Und Esat Öztürk ergänzte, dass häufig durch das Hervorheben der vermeintlich negativen Dinge wie die Kopftücher bei den Frauen, einen Dialog vermieden haben und kaum Begegnungen stattfanden, doch man befände sich auf einen guten Weg.
Von der Velden erinnerte daran, dass es noch nicht so lange her gewesen sei, dass sich katholische und evangelische Christen spinnefeind waren und dann in einen Prozess eingetreten sind, in dem sie sich auch aktuell befinden, der Ökumene. Und in diesen Dialog treten die Christen auch mit den Muslimen. Es sei wichtig, das gemeinsame und das trennende zu benennen, ohne sich dabei zu verletzten. „Wir müssen gegenseitig wertschätzend miteinander umgehen“, so von der Velden, „uns eint beide die Sehnsucht nach der Nähe Gottes, auch wenn wir dies unterschiedlich ausleben“.
Aufeinander zugehen
Aus dem Publikum kamen dann auch einige praktische Fragen. So habe es die katholische Kirche schwer, die jungen Menschen zu erreichen. Wie dies bei den Muslimen sei und ob sie mit ähnlichen Herausforderungen kämpfen würden. Ja, sie würden auch mit Herausforderungen kämpfen, so Öztürk. Jedoch befänden sich die Katholiken in ihrem Heimatland, während das bei den Muslimen nicht so sei. Daher haben sie „einen Reflex entwickelt, um ihre Identität zu wahren.“ In ihren Moscheen, die nicht nur zum beten sind, sondern auch sozialer Treffpunkt fänden religiöse Unterweisungen statt, aber auch Hausaufgabenhilfe und Unterstützungen in Schule und Ausbildung.
Am Ende waren sich alle einig, dass Toleranz und Respekt dem anderen gegenüber viel dazu beitrage, sich miteinander zu begegnen und zu wertschätzen. Marion Schardt- Sauer würde sich wünschen, wenn solche Dialoge viel häufiger stattfinden würden und man miteinander in den Austausch kommt. Daher appellierten auch alle, gerne die Möglichkeiten zu nutzen wie den Tag der offenen Moscheen, jedes Jahr am 3. Oktober, um sich selbst ein Bild zu machen.