Den Segen zu den Menschen bringen
Die evangelische Kirchengemeinde Staffel feiert derzeit keine Gottesdienste. Um den Menschen dennoch ein Angebot zu machen, besuchten Pfarrerin Susanne Stock und Anna Laszlo die Menschen zu Hause.
Rein rechtlich dürfen derzeit Gottesdienste stattfinden. Doch angesichts der steigenden Infektionszahlen im Dezember und den sehr zurückhaltenden Anmeldungen für den Gottesdienst an Heilig Abend beschloss der Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde Staffel, Heilig Abend wie auch im Januar keine Gottesdienste zu feiern. Dennoch wollte Pfarrerin Susanne Stock den Menschen, die immer zu den Gottesdiensten kommen und den älteren, die derzeit die Gottesdienste meiden, ein Angebot machen und kam in Staffel und Elz zu ihnen an die Haustür.
Gottesdienst an der Haustür
Die Menschen, welche die Pfarrerin Sonntag Morgen besuchte, wussten nichts von diesem Besuch. Sie wurden durch ein Klingeln an der Haustür überrascht. Mit dabei war Anna Laszlo, die auf dem Flügelhorn einige Lieder spielte. Nach der Begrüßung sprach Susanne Stock den Segen und teilte die Jahreslosung mit: „Seid barmherzig wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Abgerundet wurde dies durch ein gemeinsames Gebet. Manche Besuche waren schnell vorbei. Andere Mitglieder der Kirchengemeinde freuten sich, mit ihrer Pfarrerin ins Gespräch zu kommen. Zwei Sonntage waren die beiden Frauen schon unterwegs und auch am kommenden Sonntag finden noch Besuche statt. Der erst Gottesdienst im neuen Jahr ist für den 7. Februar geplant. Überrascht öffneten manche die Tür, viele waren bewegt. Und es wirkte nach, denn die Pfarrerin erzählt, dass sie auch unter der Woche viele Rückmeldungen erhielt. Die Menschen haben sich bei ihr bedankt, denn sie fanden die Geste sehr schön. „Wir alle vermissen unsere Gemeinde, das Gemeindeleben und die Gottesdienste“, so Susanne Stock, „und so gab es eine persönliche Begegnung und Gottes Segen.“
Krise als Chance
Wie alle stellt die Pandemie auch die Kirchengemeinden vor eine große Herausforderung. Doch anstatt mit der Situation zu hadern, sieht die Pfarrerin diese Krise als Chance. Die Situation war ein Katalysator dafür, dass auch sie sich für neue Medien öffnete und neue Wege beschreitet. Ja, sie hätte die ganze Zeit in ihrem Büro sitzen können und darauf warten können, dass die Menschen zu ihr kommen. Doch das Telefon blieb erstaunlich still und so suchte sie Möglichkeiten, zu den Menschen zu gelangen. Mit Videos und einer Präsenz in den sozialen Netzwerken nahm sie diese Herausforderung an. Rückblickend sagt sie: „Ich erreiche online eine riesen Community und vor allem auch jüngere Menschen.“ Ihre Reichweite sei nochmal eine ganz andere. Dabei begleitete sie immer die Frage, wie sie das, was sie tun möchte, so verpacken kann, dass es auch bei den Menschen ankommt. Sie merkt jedoch auch, dass die Menschen durch die Pandemie nochmal verstärkt ihre Art zu leben zu schätzen wissen. Auf dem Land besteht die Möglichkeit, raus zu gehen in die Natur und frische Luft zu tanken. In der Großstadt ist dies sicher nicht immer so möglich.
Kirche ist da
Ein wenig hat sie sich über Berichte in den Medien geärgert. Im März habe die Kirchengemeinde geholfen, für die älteren Menschen einzukaufen. Mit Briefen haben sie Kontakt zu ihren Mitgliedern gehalten. Im ersten Lockdown durften sie nicht in den Senioreneinrichtungen und haben dennoch Möglichkeiten gesucht, vor den Einrichtungen ein Angebot zu machen. „Und dann muss ich in der Zeitung lesen, dass die Kirche in der Krise nicht da sei“, so Stock. Dies habe sie sehr geärgert. Denn in dem Rahmen, indem sie wirken durfte, hat sie ihr bestes gegeben. „Ich mache sogar mehr als vorher, da ich mich in viele neue Dinge reinfuchsen muss“, so die Pfarrerin weiter.
Auch wenn sie ihre Präsenz in den sozialen Netzwerken beibehalten und ausbauen möchte, fehlt ihr auch das persönliche Miteinander. Auf Dauer möchte sie den Kontakt nicht nur über Bildschirme haben. Auch die Konfirmandenarbeit und die Kindergottesdienste sowie die Besuche in den Senioreneinrichtungen möchte sie wieder ohne Einschränkungen durchführen.
Einen kleinen Einblick vom „Gottesdienst an der Haustür“ findet ihr im Youtube-Video.