Dennis Josef Meseg: „Ich durchlebe eine breite Range an Gefühlen“

Seit drei Monaten ist der Kunststudent Dennis Josef Meseg mit seiner Kunstinstallation „It is like it is“ in Deutschland unterwegs und machte am heutigen Sonntag das zweite Mal Halt in Limburg.

Frühmorgens, 7 Uhr. Die Stadt schläft noch. Nur wenige haben sich auf der alten Lahnbrücke eingefunden, um den Aufbau der Installation „It is like it is“ mitzuerleben. Zwei Kleintransporter kommen aus Richtung Innenstadt angefahren und machen Halt auf der Brücke. Die Ladeklappen werden geöffnet und der Blick fällt auf ein Gewirr in rot und weiß. Beim näheren Hinsehen lassen sich Schaufensterpuppen in verschiedenen Formen und Stellungen erkennen. Von den Helfern werden diese nacheinander auf der Brücke verteilt. Auf beiden Seiten stehen oder sitzen sie auf dem Gehweg und der Brückenmauer.

Kunstinstallation Meges Limburg

 

Figuren in Kommunikation zueinander

An die elf Kilo soll eine Figur wiegen und mit Leichtigkeit scheinen die Helfer diese zu arrangieren. Rund zehn Kilometer Absperrband und Klebeband verwendete der Kunststudent Dennis Josef Meseg, um 111 Schaufensterpuppen damit komplett einzuwickeln. So vielfältig wie die Gesellschaft präsentieren sich die Puppen – männlich, weilblich, groß, klein, Kind oder Erwachsener, mit körperlichen Gebrechen oder ohne. Sitzend, hockend, knien, auf allen vieren. Als Familie oder alleine, mit Baby, Kind oder Hund. Und doch sind alle gleich und alle betroffen von der Pandemie, welche derzeit in aller Munde ist – Corona. „Ein tödlicher Equalizer, der die Menschen gedanklich gleichschaltet und auf nie gekannte Art vereint in ihrer Angst, ihren Verlusten, ihrer Einsamkeit und Not“, so stand in der Pressemitteilung zu lesen.

Kunstinstallation Meges LImburg

Seinen Helfern lässt der Künstler freie Hand beim arrangieren der Figuren. Wichtig ist ihm nur, dass die Figuren nicht für sich alleine stehen, sondern mit den anderen Figuren in eine Art Kommunikation treten. Die gelingt sehr gut. Manche Figuren scheinen zusammen zu gehören, während bei anderen das Gefühl entsteht, sie suchen Augenkontakt mit dem Betrachter.

Breite Palette an Gefühlen

Und weil er seinen Helfern freie Hand beim Arrangement der Figuren lässt, ist für Meseg jeder Ort auch etwas besonderes. Und so macht er jedes Mal aufs Neue verschiedene Gefühlsschwankungen durch von Gänsehaut, wenn die Installation steht bis hin zu Freude, aber auch Nachdenklichkeit. Für ihn war die derzeitige Corona-Situation, dieses kleine unsichtbare Virus, welches alle verfolgt, Auslöser für seine Installation.

Kunstinstallation Meges Limburg

Und dennoch ist er immer wieder überrascht, was seine Kunst bei den Menschen auslöst. Es kommen Menschen, welche die Installation einfach schön finden und sie fotografieren. Dann erlebte er schon Menschen, die davor standen und weinten. Er machte die Erfahrung, dass vor allem ältere Menschen bei den Puppen an Krieg denken, weil einige fehlende Gliedmaßen haben. Auch erlebte er es, dass Betrachter anfingen, die Figuren neu zu arrangieren. Und in einer Stadt musste er auch erleben, dass jemand aggressiv auf die Installation reagierte und die Figuren umstieß. Daher ist für ihn auch die Bandbreite an Emotionen, welche seine Figuren auslösen, faszinierend. „Die inneren Gefühle werden nach außen gekehrt“, so Meseg kurz zusammengefasst.

Kunstinstallation Meges Limburg

In den drei Monaten haben sich inzwischen auch Hauptcharaktere gefunden, die nicht ersetzbar sind. Dazu zählt die Mutter mit Baby im Arm oder der junge sitzende Mann mit seinen doch charmanten Gesichtszügen, den feschen Haaren. Auch er hält ein Kind im Arm, was mancher erst beim zweiten Blick bemerkt, so fesselnd ist der Kopf der Figur. Wie lange er noch unterwegs sein wird, weiß er noch nicht. Er würde gerne in den Top 20 Städten von Deutschland einmal gewesen sein, aber bei manchen Städten erhielt er auch eine Abfuhr wie München. Sein erster Halt in Limburg war eher zufällig. Die Truppe war auf dem Rückweg aus Nürnberg und da er schon immer mal nach Limburg wollte, wurde spontan Halt gemacht. Und weil es sehr gut ankam, landete er jetzt noch ein zweites Mal hier.

Meges Kunstinstallation Limburg

Schon immer künstlerisch begabt, hatte Meseg zuerst Mediengestaltung gelernt und in diesem Beruf bearbeitet. Mit 40 wollte er nochmal wissen, ob die kleine Flamme noch da ist. Was mit einem Wochenendekurs begann, führte zu einem Kunststudium, denn „die Flamme lodert.“ Und wie sagt er selbst? Seit er das Kunststudium begonnen hat, braucht er keinen Urlaub mehr. Zu Beginn plante er seine Installation Guerilla-mäßig, inzwischen schreibt er die Städte an und bietet um Erlaubnis, seine Figuren aufzustellen.

Kunstinstallation Meges Limburg

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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