„Der Rauchclub ist wieder live“

Es war wie ein nach Hause kommen nach zwei langen Jahren. Ein Wiedersehen alter Bekannter, guter Freunde und neuer Figuren. Zwei Jahre, wo keine Präsenzsitzungen stattfanden, kein Zusammenkommen im Kolpinghaus. Gelungen startete der Rauchclub 1884 Limburg in die Kampagne.

Erst langsam und dann immer ungestümer breitete sich die Freude aus. Es war wie eine Befreiung nach zwei Jahren Stillstand. „Der Rauchclub ist wieder live“, so Präsident Peter Meurer. Mitten während Corona sei er selbst zum Präsidenten geworden und so sei er, was dies betrifft, noch etwas grün hinter den Ohren. Er dankte dem treuen Publikum, dass den Verein die ganze Zeit unterstützt hat.

Kreativ und wandelbar

Diese Kappensitzung sei die Sitzung mit der längsten Vorbereitungszeit gewesen, so Sitzungspräsident Markus Kiesewetter. Die Onlinesitzungen seien eine gute Lösung gewesen, doch es fehlte einfach die Reaktion des Publikums, das klatschen und mitlachen. Doch nun gehe es wieder los und alle seien aufgefordert, sich vom Virus der Freude, Fröhlichkeit und des Lachens anstecken zu lassen. Den Auftakt machten wie immer die Minis. In den letzten drei Jahren seien sie gewachsen, gereift und manche Kleine hatte man verloren, denn PMF (Pubertät trifft Fastnacht) sei nicht einfach, so die Darsteller. Aus diesem Grunde habe man sich entschlossen, eine Zeitung herauszubringen, den „Nassauser Glücksboten“. Darin ging es um Nachhaltigkeit, denn für die Onlinesitzungen wurden altgediente Karnevalisten reaktiviert und auch alte Kostüme finden nochmal Verwendung. Special Guest der Minis war „Karl Lauterbach“, welcher vor übermäßigen Alkoholkonsum warnte, besonders vor aufblähenden Hefegetränken, immerhin hätten alle noch mit Coronapfunden zu kämpfen. Aber am Ende waren sich die Minis einig, die Onlinesitzungen haben gezeigt, wie kreativ und wandelbar der „alte“ Traditionsverein doch ist.

Blick aufs Stadtgeschehen

Einen Blick auf die Geschehnisse in Limburg warf Müllfrau Alexandra Meurer. Auch bei ihr zu Beginn die Onlinesitzung ein Thema. Sie reiße Witze und keiner lacht. Da ist ihr die Präsenz doch sehr viel lieber. Sie habe als Müllfrau auch Homeoffice gemacht, die Leute mussten ihren Müll eben eigenständig nach Beselich bringen. Für sie viel Zeit, sich mit verschiedenen Themen zu beschäftigen. Letztes Jahr sei ein Jahr der Wetterrekorde gewesen von Hitzerekorden bis hin zu Glätte. Das Starkregenereignis im Sommer mit unterspülter Unterführung am Bahnhof ging viral, ein großer Dank an die Einsatzkräfte. In ihrer gewohnten Art kritisierte sie die Stadt und was in ihr passiert.

Die Sanierung der Alten Lahnbrücke dauere viel zu lange, der Datenschutz verhindere die Kommunikation mit den Senioren und die Sperrung des Philippsdamm in Limburg nur aufgrund einer Minderheit sei lächerlich. Und wenn man schon bei Minderheiten sei. Elz sei das letzte Dorf im Westerwald, wo noch alles fest in Männerhand liege und eine Gleichberechtigung nicht existiert. Die Mädchen hätten dafür gekämpft, die Kirmes mit auszurichten, doch werden da nur als schmückendes Beiwerk gesehen. Und wie gewohnt auch ein kleiner Seitenhieb gegen „ihre geliebte“ NNP, die nicht mehr das ist was sie mal war. Neues Format, kleinere Buchstaben und viel zu wenig Lokales.

Von der aktuellen Stadtpolitik ging es mit Klaus Wolf direkt ins Mittelalter, der Einblicke in das Leben eines Baders gab. Bei ihm in der Badstub herrsche Gaudi und Freude, er nehme alles weg vom Dreck bis hin zur Depression. Und wenn mit seiner einen Zahnbürste ganz Limburg sich die Zähne putze, schmecke jeder die ganze Stadt. Und er riet, sich nicht immer über die Zeitung zu beschweren. Früher habe es keine gegeben und Nachrichten wurden Mund zu Mund ausgetauscht. Also forderte er alle auf, wieder mehr auf die Straße zu gehen und sich miteinander zu unterhalten.

„Fall in love“

Aufs Trigespräch freut sich immer der ganze Saal. Doch dieses präsentierte sich in diesem Jahr gewohnt ungewohnt. Auf Jaqueline musste das Publikum in diesem Jahr verzichten, denn Carmen Hellen-Adamzent ist aktuell als Prinzessin unterwegs. Doch mit Max Menneckemeyer gab es einen sehr guten Ersatz. Gabriele (Nicole Bischof) und Imke (Silke Seelbach) suchten die Hilfe eines Therapeuten, damit Gabriele endlich einen Mann findet oder wie es Erik Berger passend zusammenfasste: „Sie suchen einen Mann, der mit ihnen und ihrer Mutter eine Beziehung eingeht.“ Nun zeigte sich der Therapeut so verständnisvoll und einfühlsam, dass am Ende beide Damen voller „fall in love“ waren.

Sehr pointiert nahm der Chronist Jürgen Fritsche das nationale und internationale Geschehen auseinander. Die Letzte Generation mit ihrem Interesse an Kultur, der Ukrainekrieg und die Energiekrise, das Dilemma mit den Waffenlieferungen, die Diskussion um Winnetou und die Fußball-WM sowie die neue monetäre Einheit „Wums“ und „Doppelwums“ von Bundeskanzler Olaf Scholz nahm er gekonnt auf die Schippe. „Ein wahrer Wortakrobat auf der Bühne“, lobte ihn Nicola Bischof am Ende des Vortrages.

Fliegende Beine

Dazwischen sorgten die fliegenden Beine der Musketiere für gute Stimmung im Marschtanz oder bei der Reise durchs All und ein Tanzmariechen wirbelte über die Bühne. Die Waldgeister gaben sich dem Sommerhit 2022 „Layla“ von Ikke Hüftgold hin. Die „Ata-Girls“ vom Damenelferrat habe zwar viele Wehwehchen, aber sind noch lange nicht vom alten Eisen. Ohne Frauen liefe nichts und mit rheinischen Liedern forderten die Damen das Publikum zum Mitschunkeln auf. In den Zirkus entführte der Damenelferrat mit seinem Showtanz.

Am Ende haben sich zwei Funkenmariechen aus Frickhofen (Kai Diefenbach und Alexandra Sommerfeld) ins Kolpinghaus verirrt und waren am Überlegen, ob sie vortanzen sollten, nachdem sie in Frickhofen rausgeflogen sind. Es könne ja wohl nicht an ihrem Tanz oder ihrem Aussehen liegen, waren sie fest von überzeugt und demonstrierten dies gleich. Am Ende sei der Rauchclub aber doch viel zu klein für sie und sie streben nach größeren Bühnen- der RTL-Bühne. Ihr Tanz zu Dirty Dancing „Time of my life“ war Lust beim Zuschauen pur und strapazierte die Lachmuskeln.

Gelungener Abend

Natürlich durfte der Besuch der eigenen Prinzenpaares, Carmen I. und Thomas der I. von den Lahnauen zu Limburg nicht fehlen, denn das Kolpinghaus ist ihr Wohnzimmer. 15 Monate mussten sie warten, um nach der Kürung endlich auftreten zu können und sie genossen es in vollen Zügen.

Alles wie beim Alten? Nicht ganz. Mehr Platz durch weniger Tische. Eine „DGW-Danach geht es weiter“- Party mitten im Kolpingsaal, der sich innerhalb weniger Minuten nach Sitzungsende in eine Cocktailparty mit Tanzfläche verwandelt. Noch nicht wieder ganz so flüssig wie vor Corona und dennoch wunderbar, um die letzten zwei Jahre abzustreifen. Alte Traditionen wieder aufnehmen und leben, aber auch neue Elemente einfließen zu lassen. Vielen Dank für einen schönen Abend!

 

 

 

 

 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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