Der Rettungsdienst kommt an seine Grenzen

Der ärztliche Bereitschaftsdienst wird reduziert, die Hemmschwelle, einen Rettungswagen zu rufen sinkt und jeder möchte die bestmögliche medizinische Versorgung beginnend beim Transport. Dies sind nur einige Faktoren, welche dazu führen, dass der Rettungsdienst an seine Grenzen kommt. Der Leiter des Rettungsdienstes, Sebastian Schneider, fasst es kurz zusammen: „Es frisst unsere Ressourcen!“

Zu den originären Aufgaben des Rettungsdienstes gehört es, nicht aufschiebbare Transporte, welche eine unmittelbare Behandlung in einer Klinik bedürfen, durchzuführen. Sobald jemand in der Lage ist, sich selbst zu versorgen, ist es eigentlich nicht Aufgabe des Rettungsdienstes. Doch inzwischen fahren sie raus, wenn der Hals schmerzt, jemand vermeintlich Luftnot hat oder das Kind mit Ohrenschmerzen heult.

Müssen Patienten sehen

Insgesamt fahren die Mitarbeiter viel mehr raus als früher. Aber es ist auch schwer für die Leitstelle, am Telefon einzuschätzen, welcher Fall ein Fall für den Rettungsdienst ist und welcher nicht. Und am Ende möchte sich niemand vorwerfen lassen, nicht geholfen zu haben. Doch es frisst Zeit. Denn auch wenn der Fall kein Fall für den Rettungsdienst ist, muss er protokolliert werden, der Patient wird im Notfall beruhigt oder ihm werden Hilfestellungen mitgegeben, wie er sich verhalten soll. Es findet ein Stück weit Aufklärungsarbeit statt. Und dann kann die Situation eintreten, dass für die richtigen Notfälle die Fahrzeuge fehlen. Eine Lösung für das Problem hat Schneider nicht. „Wir müssen die Patienten sehen, um seinen realen Zustand einschätzen zu können“, so Schneider weiter. Eventuell ginge dies in Zukunft mit einer Video-App. Aktuell gibt es dafür keine Möglichkeit.

Zunahme der Belastung

Die Belastung nahm bereits mit Beginn der Corona Pandemie zu. Covid-Patienten durften nur mit einem qualifizierten Transport befördert werden. Die meiste Zeit ging dabei für Desinfektionsmaßnahmen drauf, den Eigenschutz sowie dem Patientenschutz. Hinzu kamen weite Fahrstrecken, weil nicht immer die nächstgelegene Klinik wegen Überlastungen angefahren werden konnte. „In dieser Zeit steht ein Fahrzeug nicht zur Verfügung.“ Zudem kommt inzwischen eine Anspruchshaltung bei den Menschen hinzu, dass eine Fahrt mit einem Rettungswagen schneller und sicherer geht. Mit solchen Anrufen muss sich der Rettungsdienstleiter ebenfalls auseinandersetzen, weil die Menschen teilweise auf privatem Weg einen solchen Transport organisieren möchten. Gepaart ist das Ganze mit einer Ungewissheit und Hilflosigkeit bei den Menschen, die zu der aktuellen Lage führen.

Investitionen in die Mitarbeiter

Der Fachkräftemangel ist da, dennoch kann der DRK Kreisverband Limburg alle Fahrzeuge besetzen. Dabei müssen aber äußere Einflüsse wie Erkrankungen und Urlaubstage außer Acht gelassen werden. Dennoch hat das DRK darauf reagiert und seine Auszubildendenstellen von vier auf inzwischen sechs erhöht. Doch auch da müssen sie schauen, wie sie diese unterbringen. Um qualifizierte Mitarbeiter zu finden, investiert das DRK in sie und versucht, alles zur Verfügung zu stellen, was die Arbeit erleichtert. Das ist die neuste Ausstattung in den Fahrzeugen wie eine hydraulische Trage oder digitale Endgeräte, welche Schreibarbeiten einsparen. Die Multifunktionskleidung besitzt einen guten Tragekomfort, Zusatzdienste werden vergütet, die Mitarbeiter können ein Job Rad bekommen sowie Fitnessangebote nutzen. Auch der Bau der neuen Rettungswache ist neben einem Gewinn für die Versorgung der Menschen auch ein Gewinn für die Mitarbeitenden. Das sind Investitionen, die der DRK Kreisverband jährlich leistet.

An der maximalen Belastung ändert dies leider nichts. Im DRK arbeiten die Mitarbeitenden in 12-Stunden-Schichten. Tariflich ist geregelt, dass 10,3 Stunden bezahlt werden. Diese Regelungen stammen daher, dass es zwischen den Einsätzen Ruhepausen gab. Doch die Ruhezeiten fallen für die Mitarbeitenden inzwischen oft weg, diese sind allerorts im Einsatz. Viele Einsätze, mehr Belastung, aber geringere Vergütung – da muss sich etwas ändern.

Dies ist nicht nur Thema im DRK Kreisverband Limburg-Weilburg, sondern deutschlandweit. Der Berufsverband Rettungsdienst schlägt daher Alarm und fordert eine Reform der Notarzt-Einsätze und der Arbeit in den Leitstellen. Mehr dazu in dem Beitrag von WELT:

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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