Der Wolf – Schützenswert oder zum Abschuss freigegeben?
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Im 18. Jahrhundert wurde der Wolf in Deutschland ausgerottet. Seit dem Jahr 2000 nimmt der Bestand kontinuierlich wieder zu. Und mit der Zunahme der Population nimmt auch die Diskussion um den Wolf zu. Darf er gejagt werden oder nicht? Soll er weiterhin seinen vollen Schutzstatus behalten? Um diese Frage drehte sich am Wochenende ein Gespräch zwischen Jägern, Politikern und Landwirten in Waldbrunn.
Die Schätzungen der in Deutschland lebenden Wölfe gehen etwas auseinander. Das Bundesamt für Naturschutz geht davon aus, dass 128 Wolfsrudel, 35 Paare und zehn territoriale Einzeltiere in Deutschland zu finden sind. Es werden zwischen 1.200 und 1.500 Tiere geschätzt. Der Wolf genießt EU-weit einen hohen Schutzstatus, was ein grundsätzliches Tötungsverbot beinhaltet. Durch die Vorgaben der europäischen Vorgaben der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gilt der Wolf zu den durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützten Tierarten in Deutschland. Im gesamten Bundesgebiet sind die Wölfe streng geschützt und besitzen den höchstmöglichen Schutzstatus überhaupt. Nur im begründeten Ausnahmen dürfen seit 2019 Einzelwölfe, sogenannte Problemwölfe, entnommen werden. Wer einen Wolf vorsätzlich tötet, kann mit einer Geldstrafe bis hin zu einer Freiheitsstrafe geahndet werden.
Sachliche Diskussion erwünscht
Doch die Jäger stellen sich die Frage, ob dieser vollumfängliche Schutz noch notwendig ist, wo der Wolf nicht mehr zu den bedrohten Tierarten gehört. Sie wünschen sich eine sachliche Diskussion über das Thema ohne die Romantisierung des Wolfes, die derzeit an vielen Orten anzutreffen ist. Daher lud Wolfgang Erler und Jagdkollegen CDU-Politiker wie auch Landwirte zu einem jagdpolitischen Gespräch ein. Dabei waren Klaus-Peter Willsch, MdB, Andreas Hofmeister, MdL und Joachim Veyhelmann, MdL, Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich sowie Bürgermeister Peter Blum (parteilos).Ein sehr großer Wunsch von Erler ist es, dass es endlich mal aktuelle Zahlen zu den Wolfspopulationen gibt. Aus dem letzten Jahr fehlen diese Daten.
Erler und seine Kollegen sind davon überzeugt, dass der Wolf schon da ist, ohne dass er Angst schüren möchte. Auf der Seite vom Hessischen Umweltministerium wird dies bestätigt, welche von fünf in Hessen lebenden Wölfen ausgehen. „Beim Wolf gibt es eine unglaubliche Willkommenskultur, aber das ist kein Schoßhund“, so Erler. Die Jäger würden sich wünschen, wenn der Wolf mit ins Jagdrecht aufgenommen würde, damit die Jäger eine Zeit haben, wo sie ihn jagen dürfen oder auch reagieren können, wenn es Probleme gibt. Wenn die Jäger aktuell zu einem angefahrenen Wolf gerufen werden, dürfen sie nichts machen. Das Veterinäramt muss angerufen werden und wenn man dort jemanden erreicht, was am Wochenende schwierig sein dürfte, kommt ein Wolfbeauftragter hinzu. „Das Tier leidet währenddessen und hat Schmerzen. Wir verstoßen mit dem Warten gegen das Tierschutzgesetz, indem steht, dass wir ein Tier nicht länger leiden zu lassen.“ Bereits 2020 haben sich die Jäger eine andere Regelung gewünscht, doch bisher ist nichts passiert.

Wölfe und Weidetiere
Und dann muss über Schäden gesprochen werden. Manch einem, der eine romantische Vorstellung vom Wolf hat, habe überhaupt keine Vorstellung, was alles unter das Thema Wolf falle. Wölfe bevorzugen leicht zu überwältigende Beutetiere und diese finden sie in den landwirtschaftlich gehaltenen Tieren. Dadurch kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Mensch und Wolf. Und mit der Zunahme der Wölfe nahmen die Übergriffe auf Weidetiere in den letzten Jahren zu. Laut Wolfsmanagementplan ist der Tierhalter eigenverantwortlich für eine fachgerechte Sicherung der Weidetiere verantwortlich. Wo Wölfe sesshaft sind und der Verdacht besteht, dass es zu Wolfsangriffen auf Nutztiere kam, gibt es eine finanzielle sowie beratende Unterstützung. Und selbst, wenn die Tierhalter einen finanziellen Zuschuss zum Zaun erhalten, den Aufbau und die Wartung müssen sie selbst besorgen. Waren die Weidetiere fachgerecht eingezäunt, gibt es einen finanziellen Ausgleich bei durch Wölfe verursachten Schäden.
Wenn jetzt ein Wolf in die Herde hineingeht und diese ausbricht, in Folge es eventuell zu einem Autounfall kommt, dann lautet die erste Frage, ob der Tierhalter ordentliche Zäune hatte. Er komme dann in die Beweispflicht, dass nicht seine Tiere und Zäune, sondern eventuell ein Wolf dran schuld war. Hier fehle einfach eine klare Rechtslage.
Die immer wieder in der Diskussion angesprochenen Herdehunde seien keine Lösung. Sie sind teuer in der Anschaffung und in der Haltung. Zudem verteidigen sie ihr Rudel gegen jeden – auch gegen Wanderer und Radfahrer. Da kämen viele rechtliche Fragen auf, die derzeit ungeklärt sind.
Sensibilisierung des Themas
Eine weitere Auswirkung sind größere Wildschweinrotten. Diese tun sich zusammen, um sich vor dem Wolf zu schützen. Aber größere Wildschweinrotten verursachen auch größere Schäden in den Feldern der Landwirte. Und auch einen finanziellen Faktor gibt es zu beachten, was Erler am Beispiel von Waldbrunn aufzeigte. In Waldbrunn gibt es fünf Jagdbezirke. Dafür stehen jährlich 24.000 Euro im Haushalt der Gemeinde von der Jagdgenossenschaft. Wenn jetzt ein Lebensraumgutachten erstellt werden sollte, kostet dies 20.000 Euro. Für die Zahlung weiterer Schäden stehen dann nur noch 4.000 Euro zur Verfügung. Das passt nicht zusammen.
Wenn ein Wolf fest in seinem Territorium sitzt, dann verteidigt er dies. „Wir müssen darüber reden, dass ist Gegenwart“, fordert Erler. Er wünscht sich eine Sensibilisierung des Themas und das die Stadtmenschen mal vor die Tür gehen und schauen, wie es auf dem Land aussieht. Unterstützung erhält er vom CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter Willsch. „Deutschland ist eigentlich zu dicht besiedelt, um ein gutes Miteinander zu gewährleisten“, so Willsch. Auch er sieht eine zu starke Romantisierung des Wolfes durch die Stadtbevölkerung. Ein weiteres Problem kann er noch ergänzen, denn mit der wachsenden Wolfpopulation ist eine Wanderschäferei nicht mehr möglich. Auch bei verschiedenen Naturschutzmaßnahmen könnte der Wolf zu einem Problem werden. Zur Pflege von Heidelandschaften werden häufig Schafe und Ziegen eingesetzt. Das Gelände ist schwer durch einen Zaun zu schützen. Somit kann es zu Zielkonflikten im Naturschutz kommen.
Stadt-Land-Konflikt
Für Willsch geht vieles in diesem Konflikt auf einen einen Konflikt zwischen Land- und Stadtleben zurück. Auch das ländliche Leben müsse sich in der Politik wiederfinden. Doch meistens seien es Stadtmenschen, die die Bestimmungen machen. Ein weiterer Jäger wies darauf hin, dass sich die Jäger Anfeindungen ausgesetzt sehen, wenn sie einen Wolf schießen. Werden in Niedersachsen Wölfe aus verschiedenen Gründen geschossen, dann werden die Namen der Jäger anonymisiert. „Wir wollen den Wolf nicht ausrotten, aber wir wollen Grenzen“, so der Jäger. Mit über 1.000 Wölfen sei Deutschland schon recht dicht besiedelt. In Frankreich gelte zum Beispiel eine Obergrenze von 500 Tieren, darüber hinaus dürfen diese geschossen werden.
Auch Torsten Heep findet den vollumfänglichen Schutzstatus für den Wolf nicht mehr zeitgemäß. „Die natürlichen Feinde des Wolfes fehlen, daher braucht es eine Regulierung von außen“, so Heep.

Derzeit gebe es ein ständiges Ringen um den absoluten Schutz oder eine vernunftmäßige Regierung, so der CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Hofmeister. Aber dafür braucht es politische Mehrheiten. Und auch da nimmt die Romantisierung des Wolfes zu. Die Politik regelt solche Probleme dann häufig über Geld, aber es sei doch für den Landwirt nicht schön, wenn er in seiner Herde gerissene Tiere entdeckt.
Regelungen zur Regulierung
Erler würde sich für den Wolf eine ähnliche Regelung im Bundesjagdgesetz wünschen wie für den Hirsch. Für Hirsche sind Reviere festgelegt und Hirsch-freie Gebiete. Wenn ein Hirsch in einem Hirsch-freien Gebiet rumwandert, darf der Jäger ihn schießen. Diese Regelung würden sich die Jäger auch für den Wolf wünschen. Für die Jäger ist die Diskussion zu einseitig und an der Diskussion beteiligen sich Menschen, welche die Situation vor Ort nicht kennen.
Zusagen konnten die Politiker nicht machen. Dennoch entstanden bei diesem Gespräch Ideen. So wollen die Jäger mit dem Kreisverband sprechen, ob sie mehr in die Öffentlichkeit gehen und zeigen, was zu ihren Aufgaben gehört. „Das was wir tun, ist nichts falsches, sondern was regulierendes“, so Erler abschließend.
Information Wolfsmanagement
Durch die Konflikte zwischen Mensch und Wolf haben viele Landesregierungen ein Wolfmanagement aufgelegt. Auch in Hessen gibt es ein solches Management. Auf der Seite vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz findet ihr Hinweise, wie ihr euch bei der Begegnung mit einem Wolf verhalten solltet. Im Vorwort des Wolfsmanagementplanes schreibt Priska Hinz: „Wir sind überzeugt, dass ein konfliktarmes Zusammenleben gelingen kann und wollen mit diesem Wolfsmanagementplan die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen.“ Als waldreichstes Bundesland sei Hessen sehr gut für die Ansiedlung des Wolfes geeignet.
Mit dem Monitoring ist das Wolfszentrum beauftragt. Zudem ist es zentraler Ansprechpartner zu allen Fragen rund um den Wolf. Zudem ist das Wolfszentrum für einen permanenten Wissenstransfer und die stetige Weiterentwicklung des Wolfsmanagementplanes befasst.
Den gesamten Wolfsmanagementplan findet ihr hier.
Neben dem Wolf ging es auch um die Aufgaben der Jäger allgemein und wie diese durch die Gesetzgebung eingeschränkt werden. Mehr dazu findet ihr hier: „Jäger wünschen sich weniger einschränkende Gesetzgebung“
Inzwischen haben ich mit der Sprecherin der Landesarbeitsgruppe Wolf gesprochen, welche den Jägern in einigen Punkten widerspricht und ihren Blickwinkel zum Wolf darlegt. Sie plädiert für einen erweiterten Herdenschutz, aber nicht für eine Änderung des Schutzstatus des Wolfes.