Die neuen Landfrauen- Stark im Ehrenamt
Die Landfrauen haben seit ihrer Gründung vor über 70 Jahren zahlreiche Wandlungen durchlebt. Von einem Verband für Bäuerinnen haben sich die Landfrauen zum bundesweit größten Verband für Frauen entwickelt, die im ländlichen Raum leben. Einen der 12.000 Ortsverbände gibt es in Mensfelden. Und da zeigen die Frauen, dass der Verband mehr ist als Kittelschürze und Kuchen backen.
Auf dem Weg durch Mensfelden fällt nicht auf, wer von den entgegenkommenden Frauen eine Landfrau ist und wer nicht. Und steht man dann einer gegenüber, kommt nicht jeder sofort auf die Idee, dass es sich um eine Landfrau handeln könnte. Zu sehr ist ein veraltetes Bild im Kopf von Kittelschürze und etwas für ältere Frauen. Doch schnell wird man eines besseren überzeugt. Seit 1954 gibt es die Landfrauen in Mensfelden. Doch irgendwann kamen die älteren Landfrauen und wiesen darauf hin, dass sie die Arbeit nicht mehr leisten können. So fand vor fünf Jahren eine Verjüngung statt. Und die neue Landfrauen sagen von sich: „Wir wollen die Frauen auf dem Land stark machen und uns für das soziale Miteinander engagieren.“ Sie wollen die vorhandenen Räume mit Leben füllen.
Größte Frauenverband
Vor 70 Jahren gründeten sich die ersten Landfrauengruppen in Deutschland. Die waren damals dafür da, um den jungen Bäuerinnen Pflegekurse zu geben, damit sie eine gute Mutter werden und sie in der Hauswirtschaft auszubilden. Damals gab es wenig Möglichkeiten für die Frauen, sich miteinander zu vernetzen und da kam der Landfrauenverband mit seinen Themen passend daher. In den 70er Jahren fand eine Emanzipation der Bäuerinnen statt, mit Modenschauen wiesen sie auf ihr damals modernes Auftreten hin. Heute finden sich in den Landfrauenverbänden Bäuerinnen, die inzwischen Unternehmerinnen sind, aber der Verband ist für alle Frauen offen, die in ländlichen Regionen beheimatet sind.
Der Deutsche LandFrauenverband (dlv) ist der bundesweit größte Verband für Frauen. Er selbst beschreibt sein Ziel darin, die Lebensqualität, Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Teilhabe im ländlichen Raum zu verbessern. Der Verband vertritt die politischen Interessen aller Frauen im ländlichen Raum sowie den Berufsstand der Bäuerinnen. Der Bundesverband besteht aus 400 Kreis- und Bezirksverbänden, 12.000 Ortsvereinen und 22 Landesverbänden, die ein starkes Netzwerk bilden. Im Landkreis Limburg-Weilburg gibt es die beiden Bezirke Limburg und Weilburg mit zusammen 21 Ortsverbänden.
Problemlose Übergabe
Als die Seniorinnen vor fünf Jahren den Staffelstab übergeben wollten, wurde dies öffentlich kundgetan. Zur 1. Sitzung kamen dann 45 Frauen und es zeigte sich, dass ein Generationswechsel möglich ist. Corinna Zollmann, Schirftführerin, weiß, warum der Generationswechsel so gut geklappt hat: „Es war unser Glück, dass die Seniorinnen von Anfang an gesagt haben, dass die neuen Landfrauen, die Landfrauen 2.0, eine eigenständige Gruppe sein wird.“ So finden auch heute noch Veranstaltungen der Seniorinnen statt, die aber im Terminkalender der Landfrauen mit erwähnt werden und die Seniorinnen können zu allen Veranstaltungen der neuen Landfrauen. Aber sie haben der neuen Generation nie reingeredet und sie ihr eigenes Ding machen lassen. Und mit ihrem Generationenwechsel und der Vielzahl an neuen Mitgliedern gewannen die Landfrauen Mensfelden eine Ausschreibung des Hessenverbandes. Von den rund 1.300 Einwohnern in Mensfelden sind 63 Mitglieder bei den Landfrauen.
Durch Corona mussten viele Veranstaltungen abgesagt werden, regelmäßige Treffen waren nicht mehr möglich. Also haben sie sich Gedanken gemacht, was sie dennoch anbieten können, erinnert sich die Vorsitzende Christine Schumacher. Wenn man sich nicht in Innenräumen treffen könne, dann muss es nach draußen gehen. Und so boten sie zwei Wochen rund um Ostern eine Osterwanderung um Mensfelden an mit verschiedenen Stationen. „Wenn die Menschen spazieren gehen, kommen sie miteinander ins Gespräch“, so die Hoffnung der Aktion mit sehr viel positiven Feedback.
Im September luden sie zu einem Höfeflohmarkt ein, bei dem sehr viele Menschen auf den Straßen unterwegs waren. Die Landfrauen selbst boten leckere Waffeln aus Kürbis an und es waren viele Gespräche möglich. „Wir möchten zeigen, wer wir sind und was wir auf die Beine stellen können“, so Zollmann.
Verzögerung der „Bienchen“
Eine Idee für Mensfelden entstand bereits vor Corona. Im Ort fehlte die Möglichkeit, dass sich Mütter mit ihren Kindern zwischen 0 und 6 Jahren treffen konnten. Da lag etwas in der Ortsgemeinschaft brach. „Warum sollen wir das nicht als Landfrauen übernehmen? Das Interesse war groß“, so Schumacher. Die ersten Überlegungen begannen vor Corona und mussten dann erstmal stoppen. Doch jetzt kann dies langsam anlaufen. Das Interesse war so stark, dass sie mit zwei Gruppen á zehn Kinder starten.
Insgesamt freuen sich die Landfrauen Mensfelden, dass es durch Corona keine Austritte gab. Finanzielle Einbußen hatten sie auch keine. Und auch wenn sich manche Frauen etwas zurückgenommen haben, kommen sie jetzt doch wieder zusammen. Und so sind sie doch froh, dass langsam wieder mehr möglich ist und sie wieder Veranstaltungen anbieten können.
Auf dem Bild sehr ihr vom Vorstand v.l.: Christine Schumann, Vorsitzende, Corinna Zollmann, Schriftführerin und Nadine Hörnig, Kassiererin
Dies ist ein Beitrag aus der Serie „Stark im Ehrenamt“. Mit dieser Serie möchte ich die Vielfalt des Ehrenamtes im Landkreis aufzeigen.