Digitalisierung 4.0 als Chancen für die Zukunft
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Ist die Digitalisierung 4.0 eine Gefahr für die zukünftige Arbeitswelt? Oder kann sie viel mehr Chance sein? Dies war Thema bei einem Informationsabend, organisiert von Joachim Veyhelmann, MdL und der Vorsitzenden der Frauen-Union, Christine Zips. Ins Gespräch kamen sie mit der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung Prof. Dr. Kristina Sinemus sowie IHK-Präsident Ulrich Heep.
Ist die Digitalisierung ein Gespenst, vor dem alle Angst haben müsse oder nicht? Kann sie eine neue Chance für Frauen im Berufsleben sein? Diese Fragen stellte Joachim Veyhelmann zu Beginn der Veranstaltung in die Runde.
Digitalisierung weder gut noch böse
Der digitale Wandel liegt nicht vor uns, sondern die Gesellschaft ist bereits mitten in ihm drin, darin ist sich Christine Zips, Vorsitzende der Frauen Union Limburg-Weilburg, sicher. „Die Digitalisierung ist weder gut noch böse“, so Zips, „wichtig ist, was man daraus macht.“ Daher sei eine Aufgabe der Politik, diese zukünftig zu gestalten. Menschen können dadurch nicht ersetzt werden, aber Standardprozesse werden abgenommen, neue Werkzeuge geschaffen und neue Freiräume gestaltet. Mit dem Digitalpakt über einige Milliarden Euro, der im Juni 2019 durch das Land Hessen auf den Weg gebracht wurde, zeigt auch die Landesregierung, wie wichtig ihr das Thema sei und sie befindet sich damit auf dem richtigen Weg.
Doch was hat die Digitalisierung und die Arbeitswelt der Frauen miteinander zu tun? Dies sei ein besonderer Aspekt an dem Abend. Die digitalen Technologien bringen Vorteile, besonders auch für Frauen. Eine bessere Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf kann entstehen, weil Laptop und Internet flexible Arbeitszeiten ermöglichen. Nun lege es laut Zips an der Politik, Arbeitsrecht, -schutz sowie Gesundheitsschutz an diese neuen Realitäten anzupassen. „Wichtige Punkte sind hier Datenschutz und IT-Sicherheit“, so die Vorsitzende der Frauen Union weiter. Zudem würde sie sich wünschen, dass Frauen und Mädchen stärker für technische und IT-Berufe begeistert werden. Dies kann bereits im Kindergarten begehen. „Wenn man den Mut hat, die Chancen der digitalen Welt zu nutzen, werden die Unternehmen und Beschäftigten, dann werden wir alle gleichermaßen von dieser Entwicklung profitieren können“, so Zips abschließend.
Jobs werden sich verändern
Prof. Dr. Kristina Sinemus, Ministerin in dem neuen Ministerium digitale Strategie und Entwicklung, erzählte erfrischend frei von ihrem neuen Job undwas dieser mit sich bringt. Als Quereinsteigerin ohne politische Vorerfahrung und Querdenkerin wurde sie in dieses Amt berufen. Sie möchte aktiv die digitale Zukunft in Hessen betreiben. „Digitalisierung ist das, was wir daraus machen“, so Sinemus. Es lege an uns, welchen Raum wir der Digitalisierung geben, im privaten wie auch beruflich. Sie habe bereits die persönliche Erfahrung gemacht, dass Digitalisierung im Pflegebereich wie auch in der Schule positive Anwendungen findet. Aber es lege auch an uns, beim gemeinsamen Essen am Tisch auf analog statt auf digital zu setzen.
Sie sieht es auch absolut nicht, dass die Digitalisierung den Menschen ersetzt und diese in den Berufen verschwinden werden. Viel mehr werden sich die Berufe verändern. „Es wird nicht so sein, dass der Mensch nicht mehr gebraucht wird“, so Sinemus, „denn den Maschinen fehlt Empathie und ein Wertesystem.“ Die Digitalisierung bringt es jedoch mit sich, dass sich Kultur und Gesellschaft verändern. Wenn die Arbeitswelt flexibler wird und Home Office ein neuer Weg, dann müssen parallel dazu auch das Vertrauen in die Mitarbeiter wachsen sowie die Übernahme von Verantwortung. „Wir müssen gemeinsam bessere Arbeitsbedingungen gestalten“, so Sinemus abschließend, „wir haben den Mut und schauen nach vorn.“
Vielfältiges Thema Digitalisierung
Für den IHK-Präsidenten Ulrich Heep ist die Digitalisierung ein sehr vielfältiges Thema, die Gefahren und Chancen birgt. Er habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass sie in den letzten Jahren positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hatte. Er sieht auch nicht die Gefahr, dass ganze Berufe ersetzt werden durch Maschinen. Viel mehrwerden einzelne Aufgaben übernommen. Ein Thema der Digitalisierung ist auch das weite Feld von Big Data. Es werden Daten gesammelt, analysiert und erlauben Zusammenhänge und Prognosen. Aber auch das Thema flexible Arbeitszeiten spielen eine Rolle. Jeder muss für sich selbst schauen, wie er Beruf, Familie, Freizeit oder Ehrenamt miteinander kombiniert. Auch er ist der Meinung, dass die Gesellschaft das Thema aktiv angehen und gestalten soll. Durch Digitalisierung werden Lebensentwürfe individuell und flexibel.Jedoch wies er darauf hin, dass dafür noch einiges an der Infrastruktur getan werden muss. Insgesamt sieht er die Digitalisierung nicht als Gefahr, sondern als Chance und Herausforderung: „Digitalisierung ist für alle Menschen ein Gewinn.“
Datenschutz
Im Dialog gab es Fragen zum Datenschutz. Was wolle die Politik machen, damit die Daten nicht in die Hände fremder Länder fallen? Die Ministerin Sinemus verwies darauf, dass europäisches Recht umgesetzt werde und sie die DSGVO als gutes Mittel findet. Zudem appelliert sie an eine Sensibilisierung der Menschen, wo sie im Internet welche Daten preisgeben. Auf europäischer Ebene werde an einem Datensystem gearbeitet, um den Ländern eine eigene Datensouveränität zu gewährleisten.
Insgesamt verstanden alle die Digitalisierung als Chance, die jeder aktiv mitgestalten kann. Und dies sollte auch in der Kommunikation immer wieder betont werden.
Information Leitantrag der Frauen Union Hessen
Christine Zips informierte mich nach der Veranstaltung über einen Leitantrag der Frauen Union Hessen zum Landesdelegiertentag, welcher sich mit der Digitalisierung auseinandersetzt. Die Frauen Union sieht in der Digitalisierung generell die Möglichkeit für eine fortschreitende Erhaltung und Verbesserung unseres Wohlstandes. „Wir möchten, dass die Chancen genutzt, die Herausforderungen angenommen und die Gefahren erkannt und gebannt werden“, ist in dem Leitantrag zu lesen.
Als Chancen sieht die Frauen Union Verwaltungsaufgaben effizienter durchzuführen und Personal- sowie Routinetätigkeiten einzusparen. Wunsch sei es, dass alle Verwaltungsleistungen rund um die Uhr online erledigt werden können. Dafür müssen digitalschwächere Kommunen jedoch besser ausgestattet werden. Dies lässt sich für das Wissen über Kompetenzvernetzung erreichen und wünschenswert sei eine Art Hessenkasse für Digitalisierung.
Die größte Herausforderung liegt in der Veränderung der Arbeitswelt. Die Notwendigkeit von Weiterbildungen wird zunehmen. Daher sollte ein Arbeitnehmerweiterbildungskonto eingeführt werden, das mit jedem Arbeitsmonat ansteigt.
Regelmäßig ist von Cyberangriffen im privaten wie auch beruflichen Raum zu lesen. Die Hessische Regierung soll eine realistische Bewertung der Gefahren in Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern vornehmen. Daraus abgeleitet sollen dann spezielle Gegenmaßnahmen erfolgen.