Dinge mit Neugier entdecken
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Seit 2020 unterstützt die Industrie- und Handelskammer IHK Limburg Schulen beim Aufbau von Robotik-Kursen. Gestern fand in der Stadthalle Limburg der 1. Robotik-Tag für rund 200 Schüler aus sieben Schulen statt.
Vom Weltall bis in die Tiefen des Meeres und mehr mit ganz viel Robotik zum Anfassen – so lässt sich der gestrige Vormittag in der Stadthalle beschreiben, an der Schüler der 2. bis 7. Klasse teilnahmen. Die Schüler zeigten ihre eigenen Projekte und erhielten spannende Einblicke, wo Robotik überall zum Einsatz kommt – vom Alltag bis hin zum Entdecken unbekannter Welten.
Einmal wie ein Superstar fühlen, so muss es gestern den Rednern auf die Bühne ergangen sein, bei dem frenetischen Applaus der ganzen jungen Menschen im Saal. Das hat IHK-Präsident Ulrich Heep sicher auch nicht alle Tage. Eine kurze Frage an Roboter Pepper, wie er sich fühle und dann ging es los in einen spannenden Vormittag. Ohne Roboter gebe es keine Automation, doch diese müssten erst gebaut werden. Daher investiert die IHK Limburg seit 2020 jedes Jahr 20.000 Euro, um die Schulen mit Lego-Robotik-Bausätzen auszustatten und bei den Jungen sowie Mädchen das Interesse an Mechanik, Technik und Programmieren zu wecken. „Die Reaktionen ermutigen uns, diesen Weg weiterzugehen“, so Heep. An dem Projekt beteiligen sich bisher die Freiherr-vom-Stein-Schule aus Dauborn, die Taunusschule aus Bad Camberg, die Grundschulen Staffel, Ellar und Elz sowie die Leo-Sternberg-Schule und die Goetheschule aus Limburg.

Spannender Ausflug ins Weltall
Zu einem spannenden Ausflug ins Weltall nahm Prof. Johann-Dietrich Wörner die Kinder und Jugendlichen mit. Er ist Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften und Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation. Er sei noch nie im Weltall gewesen, aber diesen Traum habe er noch nicht aufgegeben. “Ich bin kein Astronaut, habe aber immer in der Raumfahrt gearbeitet“, so Wörner. Und so ist sein Einblick in die Welt der Roboter und der Raumfahrt auch eine Ermutigung an die Jungen und Mädchen, neugierig zu sein und ihren Weg zu gehen. Er forderte sie dazu auf, rauszugehen und die Dinge mit Neugier zu entdecken, sich faszinieren zu lassen. „Sucht euch ein Gebiet, was euch interessiert!“ Dies war nur eine Botschaft an die Anwesenden.

Blickt man aus dem Weltall auf Europa, dann sieht man keine Grenzen. Und blickt man auf die Zusammensetzung der Astronauten in der Internationalen Raumstation ISS, dann gebe es da keinen Krieg. „Über die Raumfahrt werden Grenzen unwichtig“, so Wörner. Dies würde er sich manchmal auch für die Erde wünschen. Eine weitere Message von ihm war, dass die Technik und der Weltraum nicht nur den Jungs offen stehe. Die Europäer wollten den Kater Felix in den Weltraum fliegen, doch kurz vor dem Start sei dieser ausgerissen und eine Katze nahm seinen Platz ein. Dies sei der beste Beweis, dass Raumfahrt auch was für Mädchen sei.
Auf der Suche nach Antworten
Und sein dritter Appell richtete sich an die junge Generation. „Unsere Erde ist wunderschön. Wir sollten keine andere Heimat suchen, sondern unsere Erde bewahren“, so Wörner. Dazwischen zeigte er auf, wie die Robotik helfen kann, Fragen zu beantworten. So können Satelliten von oben auf die Erde schauen und Messungen über den Meeresspiegel oder Wälder geben. Es gebe viele Projekte, welche den Klimaschutz unterstützen. Oder sie gehen mit Robotern der Frage nach, wie das Wasser auf die Erde kam. Es gibt noch keine Antwort darauf.
Technologien, die eigentlich für den Weltall konzipiert wurden, finden auch Anwendung auf der Erde wie spezielle Kameras zur Identifizierung von Waldbränden. Weitere Projekte sind die Vermeidung und Recycling von Weltraumschrott, die Frage nach Dunkler Materie oder der Schutz der Erde vor Meteorit Einschlägen. Diese ganzen Informationen hatte Wörner kindgerecht aufgearbeitet und nahm sich am Ende auch Zeit, Fragen zu beantworten. Wann habe er den Wunsch gehabt, ins Weltall zu fliegen oder saß er schonmal in einer Zentrifuge.
Robotik im Alltag
Neugierig der Welt und den Themen begegnen, dazu ermutigten auch die anderen Redner die jungen Zuhörer. Dr. Matthias Wendland von der Justus-von-Liebig-Universität gab einen kleinen Einblick in die Geschichte der Robotik. Der Name kommt aus dem tschechischen von „robota“, übersetzt mit die Zwangsarbeit aus 1920. Auch wenn es den ersten Industrieroboter erst 1956 gab, setzte sich ein Film mit Charlie Chaplin in den 40er Jahren mit dem Thema auseinander mit einer Frage, die bis heute besteht. Welchen Nutzen bringen Roboter und welchen Schaden können sie anrichten? Ein Roboter könne nur so gut sein wie seine Programmierung. Dann gab es noch Einblicke wie ein Roboter arbeitet, worin er uns nicht unähnlich sei, wie Wendlandt zeigte. Er erhalte Informationen aus der Umwelt über seine Sensoren, gleichzusetzen mit Augen und Ohren. Er verarbeite diese Informationen und die Aktoren, bei uns Hände und Füße, reagieren dann.
Welche besonderen Herausforderungen an Roboter gestellt werden, wenn diese im Wasser arbeiten sollen, zeigte Prof. Dr.-Ing. Thomas Glotzbach von der Technischen Hochschule Mittelhessen auf. Hier geht es darum, dass viele Roboter zusammenarbeiten müssen, um Fragestellungen zu lösen.
Einblicke in vielfältige Projekte
Zwischen den Vorträgen hatten die Schüler die Möglichkeit, den menschenähnlichen Roboter Pepper besser kennenzulernen, sich bei dem Unternehmen Focus Einblicke in die Arbeit zeigen zu lassen und ihre eigenen Projekte vorzustellen. Da gab es eine Vielfalt an Projekten zu sehen. Von einer Bowlingbahn über einen Tresor bis hin zu einer Sortiermaschine haben die Kinder und Jugendliche verschiedene Ideen umgesetzt.
IHK-Geschäftsführerin Monika Sommer zeigte sich sehr begeistert von der Veranstaltung. Durch Corona sei bisher nicht so viel möglich gewesen. Vor kurzem gab es ein Netzwerktreffen mit den Lehrern und auch der Robotik-Tag unterstütze nochmal intensiv den Austausch untereinander. Sie wünscht sich, dass weitere Schulen hinzukommen und das Programm nutzen. Doch ihr ist auch bewusst, dass es dazu die Lehrer an den Schulen braucht, die Interesse daran haben.
Für die Schüler war es ein facettenreicher Vormittag, welcher die Vielfalt der Einsatzgebiete der Robotik zeigte. Und wer weiß, ob nicht bei dem einen oder der anderen die Neugierde geweckt wurde, weiter in diesem Bereich aktiv zu werden und dranzubleiben.