Ein geschichtlicher Spaziergang durch Oberweyer

Von der urkundlichen Ersterwähnung von „Wilere“ über den 30 jährigen Krieg bis hin zur Eingemeindung zu Hadamar nahm die Theatergruppe Oberweyer die Besucher mit auf einen Spaziergang durch die Geschichte.

Ein Straßentheater in Oberweyer gab es noch nie. Die Theatergruppe hat sich ein Format überlegt, welches richtig gut bei den Besuchern ankam. An vier Standorten gab es Einblicke in geschichtliche Begebenheiten von den Theaterschauspielern präsentiert. Die Sprünge zwischen den Stücken füllte der Herold, gespielt von Oliver Jugelt, mit weiteren geschichtlichen Fakten zur Oberweyerer Dorfgeschichte. Es war ein kurzweiliger Ausflug in die Geschichte.

Ersterwähnung 772

Das Straßentheater begann mit der Ersterwähnung von „Wilere“ im Jahr 772. Ausgangspunkt war die Kirche in Oberweyer. Die Sänger der Liederblüte Oberweyer eröffneten das Straßentheater mit einem gregorianischem Gesang, der die Zuschauer zurück in das Jahr 772 ins Kloster Lorch versetzte. Rachhild von den Robertinern (Nadja Lehnert) stiftet mehrere Ländereien, darunter auch das heutige Oberweyer, an das Kloster, damit die Mönche täglich für das Seelenheil ihrer Familie beten.

Damit die Geschichte nicht zur trocken wurde, bauten die Theaterspieler einige interessante Dinge ein, die die Besucher schmunzeln ließen. So gab es zwei Klosterschüler, welche lieber schliefen, statt ihrem Lehrer zu folgen. Und wenn eine Order von oben nach unten weitergegeben wird, dann kann es wie bei dem Spiel Stille Post passieren, dass am Ende nur absolutes Kauderwelsch herauskommt. Spannend auch die Interaktion des Herolds (Oliver Jugelt) mit dem Publikum. Das Publikum habe es doch recht gut, wo es so bequem sitze. Zu seiner Zeit sei das noch ganz anders gewesen. Da habe man stundenlang in der Kirche gestanden. Und zur Unterzeichnung der Stiftungsurkunde forderte er die Zuschauer zum Aufstehen auf: „Steht gefälligst auf, die verscherbeln euch gerade an einen neuen Herrn“. Und wenn die Menschen sowieso gerade stehen, könnten sie ihm auch folgen und zum nächsten Spielort gehen.

30-jährige Krieg

Zwischen den Spielorten erzählte Oliver Jugelt einige Fakten zu Oberweyer. Die Zeit war nicht leicht für die Bevölkerung. Die Inquisition herrschte mit harter Hand in der Region. Und im 30-jährigen Krieg ging es der Bevölkerung nicht gut. „Wir befinden uns 800 Jahre nach Rachhild“, leitete der Herold den nächsten Spielort ein. Bayerische und kaiserliche Truppen stehen sich gegenüber und Schweden streifen durchs Land. „Es waren düstere Zeiten mit Pest, Krieg und Teuerung. Der Tod war allgegenwärtig.“ 1631 habe Fürst Johann Ludwig die Region zurück in den Schoß der katholischen Kirche geholt.

Dargestellt wurde der Überfall der Schweden, die sich an zwei Frauen vergreifen wollten. Sehr gut die Mimik von Klaus Schlitt, der zusammen mit Georg Riber die Schweden mimten. Man mochte ein wenig Mitleid mit ihnen haben, waren sie doch nur auf der Suche nach Essen. Die beiden Frauen, die die Schweden gefangen nahmen, beteten, dass sie einen Bildstock stiften werden, wen sie heil aus der Situation herauskommen. Sie wehrten sich und konnten entkommen. Sie machten ihre Ankündigung wahr und die zwei Bildstöcke existieren bis heute. Bei den Frauen erfolglos, entführten die beiden Schweden einen Pfarrer (Meinolf Kampkötter), der nach getaner Arbeit eine Rast zur Mittagszeit einlegte. Doch auch diese Situation endete unglücklich für die Schweden, denn die Bewohner und kaiserlichen Truppen vertrieben sie.

Auf den Weg in die Neuzeit

Sprunghaft ging die Geschichte weiter und man landete im Jahr 1961, als bei Baggerarbeiten ein Krug mit Münzen aus dem 13. Jahrhundert gefunden wurde. Dies war der älteste Fund, der jemals in der Gemeinde gefunden wurde. Scherzhaft nahmen die Darsteller diesen Fund auf die Schippe. Der Reporter (Matthias Beul) wollte von Frau Schneider (Nathalie Schuy) alles über den Schatz wissen – nur sprach sie über die Geburt ihres Kindes, so dass manche Fragen wie „Hat ihr Mann lange nach diesem Schatz gegraben?“ oder „Wo befindet sich das Fundloch?“ sowie die Antworten dazu sehr erheiternd waren.

Im letzten Akt ging es um die Eingemeindung von Oberweyer zu Hadamar am 30. Oktober 1971. Damals war dem Gemeinderat wichtig, dass sie ihre geplante 1200-Jahr-Feier feiern konnten und das Dorfgemeinschaftshaus gebaut werden kann. Sie wurden mit viel Geld gelockt. Es gab den einen oder anderen Seitenhieb gegen die Stadt, aber am Ende sei die Abstimmung einstimmig gewesen oder lag dies daran, dass die Wirtin gerade fragte, wer alles noch ein Bier möchte?

Nach dem Straßentheater waren die Besucher dazu eingeladen, vor Ort noch zu verweilen und etwas zu trinken und zu essen. Nicht nur das Theater war auf den Beinen und hat die Geschichte kurzweilig sowie interessant aufgearbeitet. Der Tag zeigte einmal mehr, wie eng das Dorfgemeinschaftsleben ist und alle mit anpacken, um etwas erfolgreich umsetzen. Ein großer Dank von Andreas Lehnert, der sonst die Organisation der Theatergruppe übernimmt, ging an Nadja Lehnert, die alle Schnüre des Straßentheaters zu einem Ganzen zusammenführte. Zudem bedankte er sich bei allen Unterstützern für die Technik, den Auf- und Abbau sowie bei der Bewirtung. Neben den bekannten Theaterschauspielern, welche sonst immer auf der Bühne stehen, konnten viele weitere Bürger gewonnen werden, an der Umsetzung der Geschichte mitzuwirken.

Einige Einblicke zum Straßentheater erhaltet ihr nachfolgend in der Galerie.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

One thought on “Ein geschichtlicher Spaziergang durch Oberweyer

  • 26. Juni 2022 um 13:14
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    Liebe Heike,
    vielen Dank für den tollen Bericht und die super schönen Fotos!

    Grüße aus Oberweyer
    Familie Jugelt

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