Die Entstehung der Jugendfeuerwehr – Die Zukunft der Feuerwehr
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Am Sonntag besuchte ich den Festkommers der Jugendfeuerwehr Ellar, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feierte und somit die älteste Jugendfeuerwehr im Landkreis ist. Vor zwei Wochen war ich in Thalheim, die ihr 45-jähriges Bestehen der Jugendfeuerwehr feierte. Doch wie entstand allgemein die Jugendfeuerwehr im Landkreis?
Heute gehören die Jugendwehren zur Freiwilligen Feuerwehr dazu und sind nicht mehr wegzudenken. Ab 10 Jahre lernen die Jugendlichen dort die Grundlage der Feuerwehr und wenn sie in die Einsatzabteilung wechseln, werden sie nicht einfach ins kalte Wasser geworfen, sondern kommen mit einiger Grundkenntnis. Daher ist die Jugendfeuerwehr durch dieses langsame Heranführen die Sicherung der Zukunft des Feuerwehrwesens.
50 Jahre Jugendfeuerwehr Ellar
Vor 50 Jahren hat Eduard Jost die Idee gehabt und den Mut bewiesen, den Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Ellar davon zu überzeugen, eine Jugendfeuerwehr zu gründen. Er war damals mit 30 Jahren als jüngstes Mitglied im Vorstand und übte das Amt des Schriftführers aus. Mit seiner Idee hat er große Voraussicht bewiesen, gab es doch damals im Landkreis noch keine Jugendfeuerwehr. Den Bericht zur Gründung und zu den Herausforderungen der Anfangszeit könnt ihr die Tage in der NNP lesen. Ganz interessant fand ich die Grußworte vom Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzenden Thomas Schmidt, der Akten gewühlt hat und die Geschichte der Jugendfeuerwehr ein wenig aufgezeigt hat. Vielen Dank für die Unterlagen zur Veröffentlichung.
Jugendfeuerwehr in Deutschland
Die erste Jugendfeuerwehr Deutschlands wurde 1882 auf der Insel Föhr gegründet. Damals aber weniger zur Nachwuchssicherung, sondern eher zur Sicherung des Brandschutzes, wenn die Männer auf See waren. 1953 wurde vermutlich die erste Jugendfeuerwehr nach dem heutigen Modell gegründet und zwar in Niebüll (Nordfriesland). Elf Jahre später, 1964, wurde die Deutsche Jugendfeuerwehr in Berlin gegründet. 1965 fand in Bonn-Duisdorf der erste deutsche Jugendfeuerwehrtag statt. In der ehemaligen DDR wurde ebenfalls auf die Jugend gesetzt. Ab 1964 gab es die Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschützer“, wo die Kinder nach der Schule Aufgaben des Brandschutzes erlernten. Nach der Wiedervereinigung gingen diese AGs in den Jugendfeuerwehren auf (Quelle Wikipedia).
Jugendfeuerwehr im Landkreis Limburg-Weilburg
Thomas Schmidt lieferte bei seinen Grußworten einige erstaunliche Zahlen aus der Statistik des Deutschen Feuerwehrverbandes. Demnach gab es 1968, als die Jugendfeuerwehr in Ellar gegründet wurde, in ganz Hessen 357 Jugendfeuerwehren mit rund 6.000 Mitgliedern. Deutschlandweit waren es damals 1136 Jugendfeuerwehren mit rund 19.000 Mitgliedern. „Gemessen an den heutigen Verhältnissen waren es also nicht viele Feuerwehren, die sich 1968 so intensiv mit ihrem Nachwuchs beschäftigt haben“, so Schmidt. Nachdem in Ellar die jungen Brandschützer aktiv wurden, gründeten auch andere Feuerwehren im Landkreis ihre Jugendabteilungen wie 1969 in Dehrn und 1970 in Würges, Wilsenroth, Niederzeuzheim, Kirberg und Waldhausen.
Hatte eine Jugendfeuerwehr Helme gekauft, dann stiftete das Hessische Innenministerium nochmal die gleiche Menge hinzu. 1968 belief sich diese Stiftung auf 1.000 Jugendfeuerwehrhelme.
Rechtliche Bedingungen nicht optimal
„Die rechtlichen Rahmenbedingungen waren 1968 alles andere als ideal und mit den heutigen Verhältnissen nicht vergleichbar“, so der Kreisverbandsvorsitzende weiter. Im Brandschutzgesetz existierten noch keine Vorschriften über die Existenz einer Jugendfeuerwehr. Diese wurde erst mit dem Brandschutzhilfeleistungsgesetz 1970 eingeführt. Einen Versicherungsschutz für die Jugendlichen, die in der Feuerwehr organisiert waren, gab es nicht. In einem Rundbrief 1968 bezog sich die Unfallkasse sogar darauf, dass der dortige Versicherungsschutz nur für aktive Mitglieder der Einsatzabteilung galt. 1971 wies das Hessische Innenministerium sogar an, dass die Jugendfeuerwehrmitglieder nur zum Übungsdienst und im Einsatz nur zu zu leichten Arbeiten sowie Hilfsdiensten außerhalb der Gefahrenzone eingesetzt werden können, nicht aber bei Bränden. Immerhin gab es schon im Oktober 1968 den ersten Lehrgang für Jugendfeuerwehrwarte an der Hessischen Landesfeuerwehrschule.
Entwicklung auf der Verbandsebene
Auf der Verbandsebene begann die Entwicklung erstmals 1969. Am 18. März 69 berichtet das Protokollbuch des KFV Oberlahn, dass es notwendig ist, sich mit der Einrichtung von Jugendfeuerwehren zu befassen. Der Vorstand des ehemaligen Kreisverbandes Limburg beschließt am 21. November 70, „dass das Bestreben zur Errichtung von Jugendfeuerwehren gefördert werden soll und interessierte Wehren in diesem Bestreben unterstützt werden sollen.“ Die Anfragen und Post der Hessischen Jugendfeuerwehr hat damals noch der Verbandsvorsitzende persönlich erledigen müssen.
Dann stockte die Entwicklung wieder ein wenig, bis im Juli 1972 der damalige Landesjugendfeuerwehrwart Georg Kühn auf der Dienstversammlung der Ortsbrandmeister des Oberlahnkreises in Merenberg deutlich für die Ernennung eines Kreisjugendfeuerwehrwartes geworben hatte. Thomas Schmidt zitierte aus einem Artikel des Weilburger Tageblattes, nachdem der damaligen KBI Ernst Jörres sich wohl nicht restlos davon überzeugt zeigte: „Man könne erst mit einer weitangelegten Erweiterung der Jugendfeuerwehr beginnen, wenn ein gültiger Plan vorliege und er wisse, dass genügend Kräfte zur Verfügung stünden. Im Augenblick sei alles noch in einem – so wörtlich – Gärungsprozess.“
Erster Kreisjugendfeuerwehrwart
Der Kreisverband Limburg wählte am 17.Oktober 72 Reinhard Schönherr aus Niederselters zum ersten Kreisjugendfeuerwehrwart. Leider hat dieser dann schon nach wenigen Monaten sein Amt wieder niederlegen müssen. Am 07. Juni 1973 wurde Friedel Jung aus Wilsenroth als sein Nachfolger gewählt. Im Kreisverband Oberlahn wurde 1973 wurde Walter Wirtz aus Obertiefenbach als Kreisjugendfeuerwehrwart gewählt. Mit dem Zusammenschluss der beiden Altkreisverbände zum Kreisfeuerwehrverband Limburg-Weilburg gab es auch nur noch einen Kreisjugendfeuerwehrwart. Neuer und auch erster Kreisjugendfeuerwehrwart des – wie es damals hieß – Großverbandes war Friedel Jung aus Wilsenroth.
Pionier der Jugendfeuerwehr
Innerhalb dieses Umfeldes war es ein mutiger und wegweisender Schritt der Feuerwehr Ellar, eine Jugendabteilung zu gründen. Vor allem stand Eduard Jost in der Anfangszeit alleine da, denn in den umliegenden Wehren gab es eine solche Abteilung. Es gab niemanden, den er hätte fragen oder auf dessen Erfahrung er zurückgreifen konnte. Unterrichtsmaterialien oder ein Lehrgangssystem wie es heute gibt, existierte damals nicht. Daher war Eduard Jost auch ein Pionier der Jugendfeuerwehr, wie Thomas Wagenbach, Vereinsvorsitzender der Feuerwehr Ellar, ihn nannte. Und wie drückte es Georg Hauch, Kreisbrandinspektor, aus? Er könne es sich nicht vorstellen, dass es keine Jugendfeuerwehr gibt.