Erweiterung des FOC Montabaur kritisch gesehen
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Im Herbst letzten Jahres wurde bekannt, dass sich das Fashion Outlet Center (FOC) in Montabaur erweitern möchte. Die Verkaufsfläche soll verdoppelt werden. Dagegen regt sich Widerstand aus der Wirtschaft, die einen Verlust der Kaufkraft in den umliegenden Kommunen befürchten.
Die IHK Limburg hat nun eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus der Wirtschaft, Politik und Verwaltung des Landkreises Limburg-Weilburg gegründet, um Möglichkeiten gegen diese Erweiterung auszuloten. Bei dem Treffen mit dabei waren auch Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich, Landrat Michael Köberle und regionale Mitglieder des Hessischen Landtages.
Daten zur Erweiterung
Das FOC wurde nach erheblichen Widerständen 2015 eröffnet. Davor klagten die Städte Limburg und Neuwied gegen den Bau des Centers, doch die Klagen wurden abgewiesen. Das FOC Montabaur verstoße nicht gegen übergeordnete Ziele der Raumordnung des Landes. Es stehe nicht im Widerspruch zum sogenannten Zentralitätsgebot nach dem Landesentwicklungsplan IV. Denn Montabaur sei ein Mittelzentrum, in dem auch Einkaufszentren mit mehr als 2 000 Quadratmetern angesiedelt werden dürften (Quelle Generalanzeiger Bonn). Damals wurde der Bau nur mit der Auflage genehmigt, dass die Fläche die 10.000 Quadratmeter nicht überschreiten soll.
Nun soll die Verkaufsfläche erweitert werden. Bekannt ist bisher, dass die Verkaufsfläche des FOC von 10.000 Quadratmetern auf 21.800 Quadratmeter und die Anzahl der Geschäfte von 60 auf 120 verdoppelt werden soll. Im November befürwortete der Verbandsgemeinderat Montabaur die Erweiterungspläne. Für die Pläne muss der bestehende Flächennutzungsplan angepasst werden, um Baurecht zu schaffen. Damit folgt der Verbandsgemeinderat dem Wunsch des Investors, der Fashion Outlet Grundbesitz GmbH, der sein Anliegen an Stadt und Verbandsgemeinde herangetragen hatte.
Unter den Outlet-Centern sei das FOC laut Investor eher klein. Aber es wird von zwei Millionen Kunden im Jahr besucht, läuft sehr gut. Das Kundenpotential aus der Region sei ausgeschöpft und daher stehen alle Zeichen auf Expansion. Damit sollen mehr Marken angeboten und eine größere Einzugsfläche an Kunden geschaffen werden. Und da die Kunden dann nicht aus der unmittelbaren Umgebung kämen, sondern weitere Anfahrtsstrecken in Kauf nehmen, stelle die Erweiterung laut Investor keine Gefahr für den heimischen Handel dar. 75 Millionen Euro möchte der Investor in den Standort investieren. (Quelle WW-Kurier)
Kritik durch den IHK Handelsausschuss
Der IHK-Handelsausschuss, der CityRing Limburg und der Handelsverband Hessen haben bereits ihre Ablehnung gegen das Vorhaben geäußert. Sie befürchten erhebliche Umsatzabflüsse mit gravierenden Auswirkungen auf die umliegenden Ober- und Mittelzentren, wie zum Beispiel Limburg. Schon mit der Eröffnung des FOC waren deutliche Umsatzeinbußen in einzelnen Segmenten des regionalen Handels spürbar geworden. Mit einer Verdopplung der Einkaufsfläche sieht der Handel das Maß des Zumutbaren überschritten, da in der Folge weitere Einzelhandelsgeschäfte in den Innenstädten schließen könnten.
Neben der Konkurrenz in neu vertretenen Sortimenten im FOC käme es auch zum Abfluss von ganzen Besucherströmen, was sich ebenfalls auf die Gastronomie und andere Dienstleistungen auswirke. Die Arbeitsgruppe der IHK soll nun weitere Informationen sammeln und die nächsten Schritte vorbereiten. Gemeinsames Ziel ist es, den Handel in den Innenstädten der Umlandgemeinden lebendig zu halten und damit die Attraktivität der Städte und Gemeinden zu stärken.
Reaktionen
In der Bevölkerung sind die Reaktionen sehr unterschiedlich. Manche sehen die Kritik zwar nachvollziehbar, aber ohne Gewicht für diese Entscheidung. Zudem sei das FOC nur eine Komponente des Kaufkraftverlustes. Auch Onlinehandel sowie die Zunahme an großen Ketten würden dazu beitragen. Viele sehen im FOC nicht wirklich eine Konkurrenz für die Limburger Innenstadt, weil diese inzwischen so unattraktiv sei, dass niemand mehr nach Limburg käme. „Montabaur ist ein Beispiel wie man es hätte machen können. Und jetzt ist Limburg dagegen, wenn man von seiner Unfähigkeit ablenken möchte“, äußert sich eine Schreiberin in den sozialen Netzwerken. Die Äußerungen tendieren alle dahin, dass Limburg Energie und Geld in die Aufwertung der eigenen Innenstadt investieren sollte, statt sich über den Nachbarn zu ärgern.
Andere äußern sich dazu, dass Limburg sich damals vehement gegen ein FOC im ICE-Gebiet gestellt habe und diese Chance verpasst habe. Nun seien alle Rechte verwirkt, das Vorhaben zu kritisieren. Zumal trotz damaliger Auflage einer Verkaufsfläche von 10.000 Quadratmetern, der Investor immer im Hinterkopf hatte, die Fläche zu erweitern.
Brauchen wir ein erweitertes FOC?
Wie stehe ich selbst zu dem FOC? Ich war dort auch schon einkaufen. Einmal im Jahr führt mich mein Weg dahin. Zumeist kaufen wir dort Sportschuhe und decken unseren Schokoladenbedarf bei Lindt. Obwohl ich in 20 Minuten dort bin, ist mein erster Gedanke, wenn ich Bekleidung benötige, nicht: „Lass uns ins FOC fahren.“ Bei einem genaueren Blick auf ein solches Outlet Center zeigt sich zudem, dass es dort hauptsächlich die hochpreisigen Marken gibt. Und wie der Investor ankündigt, sind die Ansiedlung weiterer Premiummarken vorgesehen. Diese Läden ziehen meiner Meinung nach nicht die Bürger aus den Städten heraus.
Neben Limburg und dem FOC locken auch die größeren Städte wie Frankfurt, Wetzlar oder Gießen. In den größeren Städten gibt es ein ganz anderes Angebot, als wie es Limburg bieten kann.
Wahrscheinlich ist es schwer zu messen, ob das FOC bisher einen negativen Einfluss auf Geschäfte in den umgebenden Kommunen hatte. Es würde mich mal interessieren, ob ein Einzelhändler direkt darauf angesprochen wurde, dass man lieber ins FOC gehe statt in die Innenstadt. Und ich werfe noch einen zweiten Fakt in den Raum – 60 neue Läden sind 60 neue Unternehmen, die als Arbeitgeber in der Region fungieren und mit denen Stellen geschaffen werden, welche auch für Arbeitnehmer aus dem Landkreis attraktiv sein können. Doch wie seht ihr das? Brauchen wir ein erweitertes FOC?