Frischer Wind für die Kommunalparlamente
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Am 14. März sind Kommunalwahlen und auf den Listen der Parteien stehen auch junge Menschen drauf. Warum engagieren sie sich in der Kommunalpolitik? Nach welchen Gesichtspunkten wählten sie die Partei, für welche sie kandidieren? Bei vier jungen Menschen habe ich nach Motivation und Zielen gefragt.
Die Gründe, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren, sind sehr vielfältig. Bei dem einen war es der Besuch in Amerika, bei dem anderen der Streit mit einem Freund. Aber ihnen allen ist gemeinsam, dass sie sich mehr junge Menschen in der Kommunalpolitik wünschen würden.
Erschrocken nach einem USA-Besuch
Lukas Armborst, 19, kandidiert für die SPD Limburg im Ortsbeirat Staffel und für das Stadtparlament. Zwar habe sich sein Opa für Politik interessiert, aber zu Hause war es weniger Thema. In der Schule interessierte er sich bereits für die Politik, doch ausschlaggebend war ein Besuch in Amerika, wo er erschrocken über die dortigen Verhältnisse war. Da reifte in ihm der Entschluss, sich vor Ort zu engagieren und trat 2019 in die SPD ein, weil seine politische Meinung gut dazu passte. Da er selbst begeisterter Radfahrer ist, ist dies ein Thema, für welches er sich einsetzen möchte. „Es hat sich zwar schon einiges in Limburg getan, aber es gibt noch mehr zu machen“, so seine Meinung. Zudem würde er sich wünschen, wenn die Grünanlagen, welche Limburg hat, noch stärker von den Menschen genutzt werden würden. Zudem möchte er Werbung für den ÖPNV machen, denn manchen ist gar nicht bewusst, wie gut man damit die Innenstadt erreichen könne.
Seine Kandidatur kommt bei seinen Freunden sehr unterschiedlich an. Während manche das Engagement loben, gibt es auch welche, die dies für reine Zeitverschwendung halten. Es würde am Ende sowieso nichts bringen. Doch dieser Meinung ist Lukas nicht. Er findet es sehr schade, dass so wenig junge Leute sich engagieren. „Ich würde mir wünschen, dass es mehr werden“, so der Staffeler. Er begrüßt die Bewegung Fridays for Future, wo junge Menschen für ihre Ziele auf die Straße gehen. „Es wäre schön, wenn sich diese Menschen jetzt auch in den Gremien engagieren“, so Armborst abschließend.
Von der Straße in die Politik
Ein junger Mann, der zuerst mit Fridays for Future auf die Straße ging und nun für ein kommunales Parlament kandidiert ist der 18-jährige Jonathan Hornig aus Hadamar. Bereits übers Elternhaus fand eine politische Prägung statt. Auch seine Mutter kandidiert für die Stadtverordnetenversammlung. Aber noch mehr kam das Interesse dann über Fridays for Future. Seine Themen sah er am besten bei Bündnis 90/ Die Grünen vertreten, für welche er auch kandidiert. „Es gibt viel, was vor Ort bewegt werden kann“, so Hornig, „und dies geht nicht nur, indem wir auf die Straße gehen.“ Auf der Straße Öffentlichkeit zu schaffen für den Klimawandel war der erste Schritt. Um das Thema weiter voranzubringen, ist die Arbeit in den Parlamenten wichtig, so seine Meinung.
Er wünscht sich eine Verkehrswende, welche möglich wird durch bessere Radwege, einen verbesserten ÖPNV sowie einem Bürgerbus. Er würde sich mehr junge Menschen in den Parlamenten wünschen, denn immerhin gehe es um ihre Zukunft, für die sie sich engagieren. „Junge Menschen bestimmen ihre eigene Zukunft“, so der Hadamarer. Er würde sich wünschen, dass die Jugendlichen, welche er aus Schule und von den Demonstrationen her kennt, nicht nur ihre politische Meinung äußern, sondern sich auch dafür engagieren. Sie können dann für ihre Meinung einstehen und Dinge umsetzen.
Gemischte Meinung zur Kandidatur
Einblicke in die politische Arbeit konnte der 18-jährige Leonard Höhler bereits gewinnen, denn sein Vater sitzt für die CDU im Ortsbeirat Innenstadt Limburg. Er hatte seinem Sohn auch eher abgeraten zu kandidieren. Doch dieser hatte den Wunsch, sich selbst zu engagieren. Und auch wenn sein Vater kommunalpolitisch aktiv ist, kam das Interesse bei Leonhard verstärkt über die Schule. Mit Schulkameraden gemeinsam ging er in die Junge Union. Manche seiner Freunde finden sein Engagement klasse, andere sagen auch mal, dass er auf der falschen Liste stehe. Aber dennoch loben sie sein Engagement.
Er würde sich wünschen, dass bei manchen Entscheidungen das Interesse der jungen Menschen auch eine Rolle spielen würde. So sei die Verkehrssituation in und um Limburg „mehr als zu wünschen.“ Wer kein Auto hat und auf den Nahverkehr angewiesen ist, ist nicht flexibel, weil die Taktung der Busse nicht sehr gut sei. Er selbst ist in Limburg aufgewachsen und findet es eine schöne Stadt, aber es gibt noch Potential, um noch schöner zu werden. So könnte der Neumarkt eine Aufwertung gebrauchen. Und auch die Sicherheit spielt für ihn eine Rolle, die müsste erhöht werden. Er begrüßt den Mix auf der CDU-Liste. Ein drittel sind Kandidaten aus der Jungen Union unter 30 Jahre. Durch eine innerparteiliche Schulung gab es Einblicke in die Arbeit der Kommunalpolitik, so dass sich Höhler sehr gut aufgehoben fühlt.
Streit als Impuls für Engagement
Wenn man mit Freunden über Politik und Engagement streitet, kann es passieren, dass man am nächsten Tag in eine Partei eintritt. So lief der Weg von Ferdinand Alfons Rupp, 22, in die Politik. Er kommt aus Mensfelden und kandidiert für die FDP. In einem inhaltlichen Streit mit zwei Freunden, welche eine unterschiedliche politische Meinung hatten, fiel der Satz „Wer nichts macht, darf sich nicht beschweren.“ Am nächsten Morgen trat Rupp in die FDP ein. Dies war nur der letzte Impuls, denn er hatte sich schon länger mit dem Gedanken befasst.
Auch im Vorfeld hatte er sich bereits für Politik interessiert und mit ihm gemeinsam sind auch einige Freunde eingetreten und im Elternhaus wird auch über Politik geredet. Er studiert Wirtschaftsingenieurwesen und daher ist die Wirtschaft auch sein Thema. Ihm ist es wichtig, dass junge Menschen im Landkreis die Möglichkeit haben, eine Ausbildung oder auch ein Studium zu machen, weshalb er sich für den Standort der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) einsetzen möchte. Momentan sieht er nur, wie Jugendliche den Landkreis verlassen, weil sie keine Zukunftsperspektive haben. Daher würde er sich auch wünschen, wenn sich mehr junge Leute in der Politik engagieren, um ihre Themen einzubringen. Auch würde er sich in der FDP mehr Frauen wünschen. Er habe die Erfahrung gemacht, dass sich viele Frauen in seinem Alter gar nicht für Politik interessieren. Und er hat auch die Erfahrung gemacht, dass die politische Bildung immer geringer wird oder sogar fehlt, je niedriger der Abschluss ist. Dies sind alles Themen, welche ihn bewegen.
Es gibt auch junge Frauen, welche sich für die Kommunalwahlen haben aufstellen lassen. Mit Hannah Blum, welche für Bündnis 90/ Die Grünen in Hadamar kandidiert sprach ich zum Thema mehr Frauen in die Kommunalparlamente. Den Artikel findet ihr hier „Wunsch nach mehr Diversität in den Kommunalparlamenten“
Vielen Dank für den Bericht. Das macht mir (Kommunalpolitikerin, 60) Mut, dass junge, engagierte Menschen nachrücken. Die Jugend miteinzubeziehen war auch meine Motivation, in Villmar ein Kinder- und Jugendparlament zu initiieren. Unterstützt von der sehr engagierten Jugendpflegerin, Cornelia Döring, machen die Jugendlichen tolle Arbeit.
Was mir bei der Beschreibung dieser Jung-Politiker auffällt, ist die parteiunabhängige Überschneidung von einigen Themen, speziell Umwelt. Das wiederum bestärkt mich in meiner Idee, dass Kommunalpolitik eigentlich von Bürger-Parlamenten gestaltet werden müsste und nicht von Partei-Politik. Was in der Praxis ja auch weitgehend geschieht.
Danke für deine Rückmeldung. Vor ein paar Jahren hatte ich noch das Gefühl, dass die Jugend politikverdrossen ist. Da hat sich in den letzten Jahren einiges getan und das macht Hoffnung auf die Zukunft.