Für einen Moment innehalten vor der Dombibliothek
Wer an der Dombibliothek in der Grabenstraße vorbeigeht, entdeckt ein buntes Fenster, welches zum Stehenbleiben animiert. Dieses wird in den nächsten vier Wochen von der Kulturenwerkstatt in Zusammenarbeit mit der Dombibliothek gestaltet.
„Du denkst, dein Schmerz und dein Herzschmerz sind in der Geschichte der Welt beispiellos, aber dann liest du. Es waren Bücher, die mich lehrten, dass die Dinge, die mich am meisten quälten, genau die Dinge waren, die mich mit alle den Menschen verbanden, die lebten, die jemals gelebt hatten“ (James Baldwin)
Weiße Balken mit Schreibmaschine beschrieben und auf einen Karton geklebt, mit einem Rahmen aus gemalten Büchern hängen im Schaufenster der Dombibliothek. Im schnellen Vorbeigehen sind sie nicht zu lesen. Man muss schon stehenbleiben, um zu schauen, was dort geschrieben steht. Und genau dies ist die Intention von Annie Vollmers von der Kulturenwerkstatt und Silvia Kremer, Leiterin der Dombibliothek.
Bücher sind wichtig
Das Fenster zur Frankfurter Straße 2 hin erfährt einen ständigen Wandel. Doch in diesem Jahr, wo keine Projektarbeiten mit den Schulen und Kindergärten stattfand, war dies schwierig und oblag allein der Silvia Kremer. Daher war sie sofort dabei, als die Anfrage von der Kulturenwerkstatt kam.
Annie Vollmers von der Kulturenwerkstatt hatte schon von Anfang an eine enge Bindung zur Dombibliothek: „Bücher sind uns wichtig.“ Und gerade jetzt in der Corona-Pandemie können die Bücher nochmal beruhigend wirken und ein Ruhepol in den ganzen Informationsgewimmel sein. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch Silvia Kremer davon berichten kann, dass die Nachfrage stieg. Mehr als 12.000 Besucher hatte die Dombibliothek im letzten Jahr.
Die Kulturenwerkstatt hat sich in ihrer Projektarbeit „Wortwerkstatt“ schon immer mit Literatur beschäftigt und damit einen ganz besonderen Zugang zu den verschiedenen Jugendlichen gefunden, mit denen sie arbeiten. Dabei geht es nicht darum, dass Annie Vollmers den Jugendlichen irgendwelche Bücher aufdrängt und diese mit den Jugendlichen gemeinsam liest. Vielmehr geht es darum, dass sie die Jugendlichen zum Lesen animiert. Und dabei ist es ganz egal, was sie lesen. Und so tummeln sich neben jugendlichen Romanen auch Comics im Schaufenster der Bibliothek. Bunte Wegweiser zeigen verschiedene Wege, die der Leser mit Büchern nehmen kann. So entführen die Bücher nach Mittelerde, ins Nimmerland, in den Hundert Morgen Wald oder in die Villa Kunterbunt.
Neue Wege für die Jugendarbeit
Nach einer Woche hat Silvia Kremer bereits einige positive Rückmeldungen bekommen. Die bunte Gestaltung des Fensters sowie die Zitate laden die Menschen zum Stehenbleiben ein. Die Bücher, welche in dem Schaufenster präsentiert sind, können alle in der Bibliothek ausgeliehen werden.
Natürlich war die Projektarbeit der Kulturenwerkstatt durch Corona ebenfalls beeinflusst und konnte nicht im normalen Maße stattfinden. Doch recht schnell verlegte Annie Vollmers die Treffen mit den Jugendlichen in den Online-Bereich und gestaltete für die Teilnehmer Kreativboxen, die untereinander ausgetauscht wurden. Sie selbst war auch im Lockdown jederzeit für die Jugendlichen ansprechbar und in ihren Augen hat sich die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen sogar noch intensiviert. „Man kann immer etwas mit den Jugendlichen machen und wenn die althergebrachten Wege nicht mehr funktionieren, muss man neue Wege probieren“, so Vollmers. Und nicht nur die Jugendlichen, mit denen sie zusammenarbeiten, spricht sie an. Auf den Kanälen der Kulturenwerkstatt auf Facebook und Instagram gibt es immer wieder spannende Einblicke in die Arbeiten mit der Literatur.
In das Projekt mit der Bücherei sind rund 16 Jugendliche eingebunden. Sie suchen Zitate aus den Büchern, basteln die Wegweiser oder andere Blickfänge und gestalten einmal die Woche da Fenster neu. Mit den bunten Fenstern möchten alle Beteiligten die Menschen zum Innehalten bewegen, ihnen etwas Schönes zum Sehen geben. „Es bringt nichts, in der momentanen Situation immer nur das Schlechte zu sehen. Die Hilft uns nicht“, so Vollmers abschließend.
Mit speziellen Hygienekonzepten ist derzeit ein Besuch der Dombibliothek möglich. Für Angehörige der Risikogruppe oder zur kontaktlosen Ausleihe ist die Bibliothek montags von 10 bis 12 Uhr geöffnet.
Für alle anderen lauten die Öffnungszeiten wie folgt:
Montag, Dienstag, Donnerstag 14.30 bis 18 Uhr
Mittwoch 10 bis 18 Uhr
Freitag 10 bis 14 Uhr sowie
Samstag 10 bis 12 Uhr
Es dürfen nur eine begrenzte Anzahl an Besuchern in die Bibliothek und Wegweiser auf dem Boden weisen auf das Einbahnstraßensystem hin.