Gerechtere Diskussion um Gewerbegebiete in Limburg gewünscht

Die Stadt Limburg möchte weitere Gewerbeflächen für die Ansiedlung von Unternehmen schaffen. Ein bevorzugtes Gebiet ist das Gewerbegebiet in Offheim, welches weiter ausgebaut werden könnte. Die Bürgerinitiative wehrt sich dagegen und wünscht eine gerechtere Diskussion zu dem Thema.

Für die nächsten Jahre sind weitere 75 Hektar Gewerbefläche für das gesamte Stadtgebiet vorgesehen. Aufgrund der guten Lage mit der sehr guten Anbindung an die B54/49 und von dort direkt zur A3 ist eine Fläche anschließend an das bestehende Gewerbegebiet im Fokus der Planungen. Doch die BI Offheim möchte, dass alle Flächen im Stadtgebiet geprüft werden und das sie als Bürger vor Ort maximales Mitspracherecht erhalten bei zukünftigen Entscheidungen.

Noch ist nichts beschlossen

Im Mai 2018 gründete sich die BI und einer der Gründer ist Florian Brechtel. Insgesamt besteht die BI aus einem 12-köpfigen Steuerungsteam, welches sich regelmäßig trifft. Bei den Veranstaltungen, welche bisher durchgeführt wurden, kamen bis zu zweihundert Menschen zusammen.
Dass von Anfang an jegliche Kritik einfach abgebügelt wurde und jegliche Kompromissbereitschaft fehlte, forderte ihn heraus und motiviert ihn, sich gegen die Erweiterung des Gewerbegebietes zu engagieren. Das ist das höchste Ziel. Jedoch gibt Brechtel auch zu, dass die Verhinderung des Bauabschnitt 2 schwierig wird, da bereits 50 Prozent der Flächen im Besitz der Stadt sind.

Aber es ist ihm wichtig, auf eine Sache hinzuweisen: „Es wird immer so getan, als ob alles bereits beschlossen ist, dabei ging das Thema noch gar nicht durch die Gremien.“ Es muss erstmal ein Bebauungsplan aufgestellt und genehmigt werden und bisher gab es keine Vorlagen dazu. Wenn der Bauabschnitt 2 nicht verhindert werden kann, dann hat die BI zwei Forderungen: „Wir möchten maximales Mitspracherecht, welches Gewerbe ansiedelt, wie die Grünflächen gestaltet werden und welche Höhe die Gebäude haben dürfen. Und wir wollen, dass am Dehrner Weg Schluss ist und nicht darüber hinaus weiter gebaut wird.“

Karte Gewerbegebiet Offheim
Das bestehende Gewerbegebiet in Offheim von oben sowie der mögliche zweite Bauabschnitt

Keine neuen Pläne

Die Beschlüsse, in Offheim ein Gewerbegebiet zu schaffen, sind nicht neu. Seit Jahrzehnten steht die Fläche im Regionalentwicklungsplan fest. Dies ist vielen gar nicht bewusst. Innerhalb von fünf Jahren wurde der 1. Bauabschnitt zugebaut. „Der Bürgermeister versprach bei einer Bürgerversammlung, behutsam vorzugehen und dann ging es schneller als gedacht“, kritisiert Brechtel, „zudem wurde versprochen, dass keine Lohgistik hinkommt und jetzt ist die Post und eine Spedition da.“ Die Kommunikation von der Stadt ist mangelhaft. Da muss sich unbedingt etwas ändern.

Die Fläche, um welche es geht, ist derzeit Ackerfläche, wird jedoch von vielen Offheimern als Naherholungsgebiet genutzt, wo sie mit ihren Hunden Gassi oder für sich spazieren gehen. Zudem sind dort Feldlerche und Steinkauz heimisch. Es werde immer darauf verwiesen, dass die Offheimer auch ins Wäldchen gehen könnten. Da dort aber eine Deponie war, ist diese Fläche nicht für jeden der Wunschort für die Freizeit. Auch gab es die Idee, eine parkähnliche Anlage unter den Hochspannungsleitungen zu schaffen. Aber auch darüber sind die Bürger nicht begeistert.

Gewerbegebiet Offheim Bürgerinitiative
Diese Ackerfläche erstreckt sich hinter dem derzeitigen Gewerbegebiet

Hohe pro Kopf Belastung

Nach der Kernstadt mit 17,3 Prozent Gewerbe kommt direkt Offheim mit 15,2 Prozent und Dietkirchen mit 14,5 Prozent. Weit danach folgen Staffel (4,9 Prozent), Eschhofen (3,5 Prozent), Lindenholzhausen (2,4 Prozent), Linter und Ahlbach (je 0,6 Prozent). Wird nun der Bauabschnitt 2 realisiert, hätte Offheim mit 21 Prozent den höchsten Anteil an Industrie und Gewerbeflächen in der Stadt. Bereits jetzt ist die Kapellenstraße zu den Stoßzeiten vom Verkehr verstopft und die Autofahrer nehmen Abkürzungen über die Feldwege, was zu gefährlichen Situationen mit Fußgängern führte.

Für Florian Brechtel ist dies nicht nur eine Frage des erhöhten Verkehrsaufkommens, sondern auch eine Frage des Gleichgewichts zwischen den einzelnen Stadtteilen sowie des Naturschutzes. Bereits jetzt ist eine große Fläche versiegelt und bei Starkregen läuft das Wasser den Dehrner Weg in die Wohnbebauung runter und dies hat Auswirkungen auf die Kanäle. „Was passiert, wenn noch mehr Fläche versiegelt wird?“, fragt sich die BI. Zudem sei die Bodenqualität sehr gut, so dass dieser Boden doch eher geschützt als versiegelt werden sollte. Und es besteht einfach die Angst, was noch kommt, wenn auch der Bauabschnitt 2 zugebaut ist. Wird es einen dritten Bauabschnitt über den Dehrner Weg hinweg geben?

Gewerbegebiet Offheim Bürgerinitiative
Bis zu diesem Weg reicht das derzeitige Gewerbegebiet

Bewusstsein bei den Entscheidern schaffen

Ganz wichtig ist der BI, über das Thema aufzuklären. Dies betrifft nicht nur die Offheimer Bürger, von denen nicht alle Bescheid wissen, was kommt. Es geht auch darum, bei den Kommunalpolitikern ein Bewusstsein für die Thematik sowie die Bedenken der Bürger zu schaffen. „Inzwischen haben wir mit allen Fraktionen im Stadtparlament gesprochen“, so Brechtel, „wir haben auch viele positive Signale erhalten, aber ich kann nicht einschätzen, wie sich diese im Abstimmungsverhältnis niederschlagen.“ Ein klares Bekenntnis für ihre Sache könne er nicht erkennen. Er ist sich sicher, dass Bürger heute nicht mehr einfach so von Entscheidungen ausgeschlossen werden können wie es früher oftmals der Fall war.

 

 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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