Grundlage schaffen für Masterplan Radverkehr
Für Radfahrer hat der Landkreis Limburg-Weilburg bereits einiges zu bieten. Doch es gibt auch noch Schwächen im Radverkehr, vor allem fehlt ein einheitliches Radwegenetz mit angeschlossener Infrastruktur.
Um den Masterplan aufzustellen und Fördermittel in den Landkreis zu holen, bedarf es einen Nahmobilitätscheck, also einen Überblick über die Ist-Situation. Mit diesem kann der Landkreis nun den Masterplan erarbeiten.
Im Kreisausschuss für Raumordnung, Wirtschaft und Verkehr stellte Maik Bock vom Planungsbüro „plan mobil“ aus Kassel den Nahmobiltätscheck vor. Dieser Nahmobilitätscheck ist ein Instrument für das gesamte Thema Nahverkehr, wobei sich der Landkreis auf das Thema Radverkehr fokussieren möchte. Jedoch wies Bock zu Beginn darauf hin, dass vor allem innerhalb der Kommunen die Verantwortung bei den Kommunen selbst liegt. Der Landkreis könnte diesen dann beratend zur Seite stehen, ihnen aber nicht vorschreiben, dass sie einen Radweg bauen sollen. Aber der Landkreis kann mit dem Masterplan Empfehlungen aussprechen und bei der Beantragung der Fördermittel unterstützend tätig sein.
Stärken und Schwächen im Landkreis
Der westliche Landkreis ist beim Thema Nahmobilität sehr gut dabei, einzelne Ziele sind sehr gut erreichbar. Nahezu alle Ortsteile sind an den ÖPNV angeschlossen. In Limburg und auch Weilburg sind Ortsbussysteme vorhanden. Es existieren Pendlerparkplätze und Schnellbuslinien. Es existieren Bestrebungen zum Ausbau von Bike+Ride-Anlagen. Die Beschilderung auf den Radwegen ist zufriedenstellend, es gibt übergeordnete Radwege und es existieren bereits Planungen für den Ausbau. Zudem sind in den letzten Jahren die Unfälle mit Radfahrern und Fußgängern rückläufig, was ebenfalls für eine gut strukturierte Nahmobilität spricht.
Schwächen im Landkreis sind die fehlende Nahversorgung in vielen kleinen Ortsteilen, so dass eine Erreichbarkeit mit Rad und ÖPNV nicht immer gut gegeben ist. Zudem wirkt allgemein die Topografie des Landkreises erschwerend für die Nahmobilität. Viele Arbeitsziele liegen außerhalb des Landkreises, so dass das Thema Anschluss eine Rolle spielt. Der ÖPNV hat zumeist ein unattraktives Takt-Angebot sowie Lücken in den Randzeiten. Zudem fehlen Fahrrad-Abstellplätze an den Bushaltestellen und Bahnhöfen. Für den Radverkehr fehlen Direktrouten zwischen den einzelnen Ortschaften. Radfahrer sind häufig auf Umwege angewiesen. Es fehlen Schülerradrouten. Die Anbindung an das Gewerbe und die Einkaufsmöglichkeiten ist ungenügend. Elterntaxis sorgen für eine unsichere Umgebung an den Schulen. Die meisten Fußwege im Landkreis sind unattraktiv und bieten eine geringe Aufenthaltsqualität.
Einheitliches Netz für den Landkreis
Mit dem Mobilitätsplan soll ein einheitliches, attraktives Radwegenetz mit angegliederter Infrastruktur wie Sicherheit und Abstellmöglichkeiten geschaffen werden. Damit möchte der Landkreis die derzeit existierende, lückenhafte Zusammenstellung beseitigen und ein flüssiges Fortbewegen der Radfahrer im ganzen Landkreis ermöglichen. Maik Bock stellte auch klar heraus, wofür das ganze ist. Die Radfahrer, die bereits mit dem Rad unterwegs sind, haben sich an die Ist-Situation gewöhnt. Doch um neuen Radfahrern den Umstieg zu erleichtern, muss die Radverkehrsführung insgesamt attraktiver werden. Dies geschieht auf verschiedene Weise.
Es existieren viele Nebenrouten, welche mitten durch den Wald führen und daher nicht alltagstauglich sind. Alltagstaugliche Verbindungen müssen geschaffen werden. An Kreuzungen muss die Sichtbarkeit der verschiedenen Verkehrsteilnehmer geschaffen werden. Alleine eine ordentliche, durchgängige Beschilderung kostet nicht viel, bringt aber schon einiges. Und bestehende Angebote sollten beworben werden, damit Radfahrer diese auch nutzen.
Konkreteres Resultat gewünscht
In der anschließenden Diskussion kristallisierte sich heraus, dass einige Mitglieder des Gremiums sich etwas mehr von diesem Check erhofft hatten. Andreas Höfner (CD), Bürgermeister von Dornburg, hätte sich statt „wohlklingender, allgemein formulierter Worte“ etwas Bodenständiges, Greifbares gewünscht. Wo gibt es Lücken? Wo Bedarfe? Was kann vor allem im ländlichen Raum getan werden? Verena Nijssen, Klimaschutzmanagerin des Landkreises, wies darauf hin, dass der Landkreis ein Radkonzept erarbeiten wollte und das Land Hessen daraufhin den Nahmobilitätscheck forderte. Das Konzept mit den genauen Bedarfen und Lücken erstellt der Kreis nun im nächsten Schritt. Doch mit dem Nahmobilitätscheck hätten die Kommunen bereits eine Grundlage, welche sie in ihre Überlegungen vor Ort mit einbeziehen können.
Michael Ruoff (CDU), Bürgermeister von Hadamar, fragte nach, wie es um die Fördermittel aussehe. „Gibt es alten Wein in neuen Schläuchen?“, so seine Frage. Er fragte nach, ob es sich um bestehende Fördermittel handelt im neuen Gewand oder tatsächlich um neue Fördertöpfe. Und er wollte wissen, wie die Kommunen den Überblick behalten und dem Verbot der Doppelförderung entgehen. Er würde sich wünschen, dass die verschiedenen Fördermöglichkeiten genau benannt werden, so dass die Kommunen dann einen Leitfaden hat, um zu schauen, welche Förderung am besten für ein Projekt ist.
Der Erste Kreisbeigeordnete Jörg Sauer (SPD) sagte ihm dies zu mit der Erstellung des Masterplans. In das Konzept würde auch mit hineinfließen, wer Träger einer Maßnahme ist. So können Kommunen, der Landkreis, aber auch das Land selbst Maßnahmen umsetzen. Der Kreisausschuss empfiehlt, dass der Kreistag nächste Woche den Nahmobilitätsplan beschließt und der Kreisausschuss dann Angebote zur Erstellung des Radverkehrskonzept einholt. Mit einer Enthaltung erging gestern der Beschluss an den Kreistag.
Lesenswert dazu auch das Interview mit Jörg Sauer und Verena Nijssen: „Auf den Alltagsrouten fehlt einiges“
Im Rahmen der Workshops und Gespräche rund um den Nahmobilitätscheck haben sich drei Vertiefungsbereiche ergeben, welche detaillierter betrachtet wurden.