Hessenkampagne: „Für mehr positive Energie“
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Die Türme für zwei Windenergieanlagen wachsen in den Himmel. Es entsteht gerade der Windpark Leun-Löhnberg. Die Firma Alterric hat zu einer Baustellenbesichtigung geladen, an der auch der Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/ Die Grünen) teilnahm. Er nahm den Besuch zum Anlass, auf die Hessenkampagne „Für mehr positive Energie“ aufmerksam zu machen.
Wenn sich die Menschen schon nicht wegen dem Klimawandel für eine Energiewende einsetzen, so hat doch der Krieg gegen die Ukraine, der jetzt bereits über ein Jahr anhält, gezeigt, wie abhängig wir von fremder Energie sind und das wir in die eigene Energieerzeugung investieren müssen. Ein Baustein ist dabei der Ausbau der erneuerbaren Energien. „Sonne und Wind kann niemand abstellen und damit kann uns niemand erpressen“, so Tarek Al-Wazir in seinen Begrüßungsworten im Windpark Leun-Löhnberg.
„Brauchen mehr Geschwindigkeit“
Zwei Prozent der hessischen Landesflächen sollen Vorrangflächen für die Windenergie sein. Dies gilt bereits seit vielen Jahren. Aktuell sind rund 1,9 Prozent in Hessen Vorrangfläche für Windenergie ausgewiesen. Dies ergibt sich aus einer Änderung des Teilregionalplans Erneuerbare Energien Südhessen. Dennoch hat sich in den letzten Jahren nicht viel getan, einen regelrechten Einbruch gab es 2019. In dem Jahr entstanden vier neue Anlagen. Zum Teil dauern die Genehmigungsvorgänge sehr lange und gegen viele Projekte gründen sich Bürgerinitiativen und beklagen diese. So drehen sich derzeit 1.122 Windenergieanlagen in Hessen, was rund 45 Prozent entspricht. Zusammen mit den Photovoltaikanlagen, welche aktuell auch nur 46,3 Prozent des Möglichen ausmachen, stammen 50 Prozent aus erneuerbaren Energien. Um jedoch bis 2030 insgesamt 80 Prozent aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, muss sich noch ein wenig tun. „Wir müssen jetzt ernst machen mit der Energiewende“, forderte Tarek Al-Wazir vor Ort, „Wir brauchen mehr Geschwindigkeit.“
Es bräuchte mehr Elan, die Energiekrise zu bekämpfen, denn sie ist Realität. Auf vielen Ebenen werden Prozesse elektrifiziert und dafür brauche es Strom. Daher brauche es „mehr Tempo in der Energiewende“. Dies sei das zentrale politische Vorhaben der Hessischen Landesregierung. Ein Beitrag sei der interkommunale Windpark Leun-Löhnberg mit zwei Windenergieanlagen auf der Grenze zwischen dem Lahn-Dill-Kreis und dem Landkreis Limburg-Weilburg. Die Gesamtleistung des geplanten Windparks wird 8,4 Megawatt betragen, so dass nach Fertigstellung eine Energiemenge erzeugt wird, die rein rechnerisch nahezu alle Haushalte der Gemeinde Löhnberg sowie der Stadt Leun mit erneuerbarem Strom versorgen kann. Geplant, gebaut und betrieben wird
der Windpark von Alterric.
Gutes Beispiel für die Energiewende
Der Windpark sei ein gutes Beispiel, dass Energiewende und der Ausbau der Erneuerbaren viel mehr sind als Klimaschutz: Neben der dezentralen Energiegewinnung mit mehr Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern eröffnen sich finanzielle Vorteile für die Gemeinden und damit neue Gestaltungsspielräume. Neben der Pacht und der Gewerbesteuer erhalten die Gemeinde zukünftig 0,2 Cent pro Kilowattstunde, welche erzeugt wird.
Viel verspricht sich der Minister von der jetzt verabschiedeten Umsetzung der EU-Notfallverordnung. „Darin steckt eine riesige Chance für den Windenergieausbau in Hessen. Durch unsere bereits
ausgewiesenen Windvorrangflächen ist eine Vereinfachungen der Genehmigung möglich, so dass wir endlich den Knoten beim Windkraftausbau aufgelöst bekommen.“ Betrachtet man aktuell die Genehmigungsverfahren für Hessen im Jahr 2022, betrug die durchschnittliche Genehmigungsdauer ab Vollständigkeit der Antragsunterlagen knapp 15 Monate. Die durch die EU-Notfallverordnung ermöglichten, verkürzten Genehmigungszeiträume sowie zusätzliches Personal in den genehmigenden Regierungspräsidien und für das VGH in Kassel seien Rückenwind für die hessische Energiewende, so der Minister.
Interkommunaler Windpark Leun-Löhnberg
Für den Windpark Leun-Löhnberg ist die Errichtung von zwei Windenergieanlagen mit einem Rotordurchmesser von 138 Metern, einer Gesamthöhe von 229 Metern und einer Leistung von je 4,2 Megawatt geplant. Die Inbetriebnahme soll noch in 2023 erfolgen. „Wir freuen uns als Alterric besonders, nun ein Windparkprojekt mit Unterstützung der Stadt Leun und der Gemeinde Löhnberg auf den Weg bringen zu können. Dieser Windpark wird jährlich eine Energiemenge erzeugen, die rechnerisch nahezu alle Haushalte der beiden Kommunen mit erneuerbarem Strom versorgen könnte. Zudem begrüßen wir die ersten von der hessischen Landesregierung getroffenen Maßnahmen zur Beschleunigung der Genehmigungsprozesse im Bundesland“, sagte Dr. Frank May, Geschäftsführer von Alterric.
Auch wenn im Zuge der Energiekrise der Ausbau der Erneuerbaren Energien stärker ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt ist, haben viele Kommunen bereits begonnen, ihren Teil zur Energiewende beizutragen. So auch Leun und Löhnberg, auf deren kommunalen Flächen der neue Windpark entsteht. Dr. Frank Schmidt, Bürgermeister von Löhnberg, ist stolz auf die vielfältigen Maßnahmen vor Ort: „Schon früh hat sich Löhnberg auf den Weg zur energieautarke Gemeinde gemacht. Bereits im Jahr 2009 haben wir uns mit einem Energiekonzept eigene Ziele gesetzt, die wir stetig verfolgen und bis heute weiterentwickeln. Ein Ziel war es, die Energieverbräuche nachhaltig zu reduzieren, etwa durch energetische Sanierung der Gemeindeimmobilien bzw. deren Ersatzneubau. Gleichzeitig ist Löhnberg die einzige Gemeinde im Landkreis Limburg-Weilburg mit einem Nahwärmenetz. Das Windrad ist nun ein weiterer wichtiger Beitrag zum Energiemix in der Gemeinde.“<
„Wir sind eine hessische Klimakommune. Bereits 2011 hat die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, dass wir bis ins Jahr 2035 energieautark und damit klimaneutrale Gemeinde sind. Mit der Windkraftanlage gibt es ein kräftiges Plus auf der Haben-Seite unserer Energiebilanz“, so Björn Hartmann, Bürgermeister der Stadt Leun. „Erneuerbare Energien sind nicht nur das wirksamste Mittel gegen die Klimakrise. Sie liefern auch neue Erträge für die kommunale Kasse, die diese dann vor Ort investieren können. Davon profitieren dann alle“, sagte Al-Wazir abschließend.
Hessenkampagne „Für positive Energie“
Allen Beteiligten ist klar, dass solche Projekte nur realisiert werden können, wenn die Bürger vor Ort mitgenommen werden. Zu oft sind in der Vergangenheit Projekte gescheitert oder konnten sich noch nicht realisiert werden, weil sich der Widerstand in der Bevölkerung regt. Daher startet das Land Hessen die Kampagne „Für positive Energie“. Die Kampagne möchte Fragen beantworten, was die Energiewende für jeden einzelnen bringt. Getreu ihrem Motto „Weil alle was davon haben“ zeigt die Kampagne auf, warum es sich lohnt, in Sonne und Wind zu investieren. Neben dem Klima und der Umwelt haben die erneuerbaren Energien weitere positive Auswirkungen wie auf die Wirtschaft, die Versorgungssicherheit oder die Gesundheit.
Foto: Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (li) und Dr. Frank May, Geschäftsführer von Alterric, weisen auf die Hessenkampagne hin.