Hessentag in Limburg?

Kurz vor der Stichwahl am Sonntag brachte Bürgermeisterkandidat Stefan Laux das Thema Hessentag für Limburg ins Gespräch. Die Meinung bei den Bürgern ist dabei sehr unterschiedlich.

Die einen sehen darin eine Chance für Limburg und einen Aufschwung für die Innenstadt. Die anderen sehen darin nur überhöhte Kosten, worüber in den aktuellen Zeiten nicht nachgedacht werden sollte. Anbei eine kleine Spurensuche und ein Blick nach Weilburg, wo 2005 der Hessentag stattfand.

Hessentag in fünf bis sechs Jahren möglich

Bürgermeisterkandidat Stefan Laux holte sich Ministerpräsident Volker Bouffier nach Limburg, um sich nochmal eine prominente Stimme für seine Kandidatur zu holen, denn am Sonntag sind Stichwahlen. Er plane seit einer Weile, den Hessentag nach Limburg zu holen und der Ministerpräsident bestätigte ihm, dass dies möglich sei. Bouffier könne diese Idee nur unterstützen. Der Hessentag schaffe starke Entwicklungen, die Gesellschaft komme zusammen, eine Stadt erfinde sich neu. Man muss entscheiden, ob es so weitergehen soll oder ob die Stadt einen Push erhält. Laut Laux würde zudem der Hessentag die derzeit gebeutelte Gastronomie guttun.

Bis 2026 ist die Durchführung des Hessentages an hessische Kommunen vergeben und soll in Haiger (2022), Pfungstadt (2023), Fritzlar (2024), Bad Vilbel (2025) und Fulda (2026) stattfinden. Bad Vilbel in 2020 und Fulda in 2021 wurden aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt und nach hinten verschoben. Somit wäre frühestens ab 2027 die Durchführung eines Hessentages in Limburg möglich.

Gründung des Hessentages 1961

Der damalige Ministerpräsident Georg-August Zinn rief den Hessentag 1961 ins Leben. Er sollte dazu dienen, Alteingesessene und Zugezogene, Flüchtlinge und Heimatvertriebene zusammenzubringen und ein Wir-Gefühl für die gemeinsame Heimat zu schaffen. Zu Beginn stand die Präsentation des Brauchtums und der Trachten im Mittelpunkt. Später kam die Präsentation des kulturellen Lebens, der Vertrieb regionale Produkte sowie der moderne Lebensstil mit hinzu. Große Konzerte sowie eine Landesausstellung mit verschiedenen Themen gehören auch dazu. Was mit drei Tagen begann, zieht sich inzwischen über zehn Tage, in denen eine hessische Kommune im Mittelpunkt steht. (Quelle Wikipedia)

Seit Jahren Kritik an den Kosten

Der Steuerzahlerbund hat das Landesfest seit Jahren im Blick und beobachtet die Kosten kritisch. Was im Ursprung ein bescheidenes Fest an einem Wochenende war, sei zu einer zehntägigen Party ausgeufert, so Joachim Papendick, Vorsitzender des Bundes der Steuerzahler Hessen. Man sollte sich wieder auf die Wurzeln des Festes besinnen. Auch wenn es viele Menschen in die Hessentags-Städte zieht und alle von dem Fest schwärmen, bleibt am Ende in den meisten Städten ein hohes Defizit in Millionenhöhe in den Kassen zurück. Auch der ursprüngliche Sinn gehe verloren und manche Konzertveranstaltung mit nationalen und internationalen Stars habe keinerlei Bezug zur Region mehr.

Auf Kritik an den hohen Kosten wird im Gegenzug immer wieder angeführt, dass die ausrichtenden Städte für Infrastrukturprojekte Zuschüsse vom Land Hessen erhalten und damit Dinge umsetzen können, die ohne den Hessentag nicht möglich gewesen wären. Diese Bezuschussung belief sich früher auf 10 Millionen Euro, wovon die Kommunen maximal 3,5 Millionen Euro zum Ausgleich von Defiziten nutzen durften. Inzwischen ist der mögliche Gesamtzuschuss auf 8,5 Millionen Euro gesenkt worden.

Hessentag in Limburg?

Der Hessentag selbst war wohl in den 80ern mal Thema im Limburger Stadtparlament. Etwas neuer in der Diskussion war ein anderes Großevent. 2014 berieten sich die Kommunalpolitiker um eine mögliche Bewerbung zur Landesgartenschau für 2022. Im Rahmen einer Bürgerwerkstatt wurden auch die Bürger mit einbezogen. Als Orte für die Durchführung schlugen sie 16 verschiedene Standorte vor, welche aufgrund verschiedener ungünstiger Merkmale jedoch ausschieden. Mit Machbarkeitsstudie und verschiedenen Veranstaltungen zum Thema wurde sich damit auseinandergesetzt, doch im Frühjahr 2015 entschieden sich die Stadtverordneten mehrheitlich gegen eine solche Großveranstaltung. Eine Rolle spielte damals auch die Finanzierbarkeit – zu teuer.

Einige ungünstige Faktoren, die damals gegen die Gartenschau sprachen, dürften auch bei einem Hessentag eine Rolle spielen. Wobei zu bemerken ist, dass eine Landesgartenschau rund fünf Monate dauert, während der Hessentag auf zehn Tage konzipiert ist.
Ein weiterer Punkt, welcher nicht von der Hand zu weisen ist, ist die Sanierung der Lichfieldbrücke, diese ist ab 2024 geplant. Die gesamt Sanierung soll sich über sechs Jahre ziehen. Daher könnte ein Großevent vor 2030 sehr schwer umzusetzen sein, denn die Frage steht im Raum, wie der Verkehr in dieser Zeit über eine eingeschränkte Lichfieldbrücke zu einem solchen Großevent geregelt werden soll.

Hessentag nachhaltig?

Im Gespräch über den Hessentag und die Kosten klingt als Argument dafür immer mit, dass Projekte in der Stadt umgesetzt werden, dass die Stadt positiv nach außen dargestellt wird und dass es ein Plus für die Gastronomie und die Geschäfte vor Ort sei. In Weilburg fand 2005 der Hessentag statt. Ein Weilburger Politiker, welcher namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet über Licht und Schatten des Hessentages. Ja, die Stadt wurde positiv nach außen dargestellt und der Hessentag war an sich auch sehr erfolgreich. Viele Besucher strömten in die Stadt, überall glückliche Gesichter und gute Geschäfte. Gleichzeitig waren die Massen an Besuchern auch eine Belastung für die Bevölkerung.

Doch eine Nachhaltigkeit, wie dem Hessentag häufig attestiert werde, sehe er nicht. Bereits ein Jahr später war von den positiven Effekten weniger zu spüren, die Umsätze gingen zurück, es kamen weniger Besucher. Nach zwei bis drei Jahren war der Effekt verpufft. Als Resümee, obwohl der Hessentag erfolgreich war, sieht er für eine nachhaltige Belebung einer Stadt eher eine Kette kleiner wiederkehrender Events anstatt einmal ein Riesenevent. In einem Artikel in der Nassauischen Neuen Presse äußerte sich der damalige Bürgermeister Hans-Peter Schick dahin gehend, dass Weilburg zwar „am Ende ein Loch von 2,1 Millionen Euro hatte, aber das zehnfache an Geldern für wichtige Infrastrukturmaßnahmen erhalten habe.“ (dabei müssten noch andere Fördertöpfe angezapft worden sein, denn der Landeszuschuss betrug damals 10 Millionen Euro). Er sah in der Veranstaltung eine Chance für die Stadt, um sinnvolle Projekte zeitnah und wirkungsvoll gefördert zu bekommen.

Für und Wider zu einem Hessentag in Limburg

In die Runde gefragt, was die Menschen von einem Hessentag in Limburg halten, sind die Meinungen geteilt, wobei die Gegenstimmen zu einem Hessentag etwas überwiegen. Als Plus wird ganz klar angesehen, dass der Hessentag Limburg aufwerten würde und die Stadt dank der guten Verkehrsanbindungen dazu geeignet ist. Zudem könnten Ideen wie die Gestaltung der Schleuseninsel und andere Infrastrukturprojekte im Zuge dessen umgesetzt werden. Für die gebeutelte Gastronomie und Beherbergungsbranche wäre es ein Segen. Ein solches Feste könnte bisher unentdecktes Potential in der Innenstadt wecken. Zudem könnte Limburg nach all den negativen Schlagzeilen auch mal wieder positive Schlagzeilen gebrauchen. Das WIR-Fest mit den Menschen sorge für eine positive Stimmung und bringe die Stadt ungemein voran.

Die Gegenargumente beziffern die hohen Kosten und das kein Kosten-Nutzen-Verhältnis gegeben ist. In der jetzigen Situation sei es sehr fraglich, ein solches Fest überhaupt zu planen, wo noch nicht bekannt sei, welche Auswirkungen Corona auf den Haushalt der Stadt habe. Es gebe genügend andere Probleme, die die Stadt erstmal angehen sollte, bevor sie ein solches Fest plane. Aktuell sei es überflüssig, über sowas zu diskutieren. Die Kosten würden die Chancen bei weitem überwiegen. Und die Entscheidungsprozesse in den Gremien seien zu schwerfällig, um sich sowas derzeit überhaupt nur vorzustellen.

Blick auf kurzfristige Lösungen

Ob am Ende sich Limburg für die Ausrichtung des Hessentages bewerben soll, müssen die neuge wählten Stadtverordneten entscheiden. Sie müssen sich mit dem Für und Wider auseinandersetzen. Wo könnte der Hessentag stattfinden? Wie müsste der Verkehr und der ÖPNV organisiert werden? Ist im Haushalt für eine solche Veranstaltung genügend Geld vorhanden.

Geht es darum, die durch Corona gebeutelte Gastronomie zu unterstützen, sollten sich die Lokalpolitiker eventuell eher überlegen, was kurzfristig möglich ist. Ein erster Schritt hierzu sind eventuell die geplanten Microevents in der Stadt, bei der auf kleiner Fläche Vereine und Kulturschaffende die Möglichkeit zur Präsentation haben sollen. In diesem Rahmen ist bestimmt auch ein gastronomisches Angebot möglich. Derzeit arbeitet die Stadt ebenfalls ein an einer gemeinsamen Plattform mit dem Handel für „Click&Meet“ in Limburg. Zudem soll die Stadt Modellstadt werden, in der durch Testen ein relativ normales Agieren in der Stadt möglich wird.

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Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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