IG in Hausen gegen Windkraft: „Aus dem Dornröschenschlaf erwachen“

In Hausen hat sich die Interessengemeinschaft GEGENWIND gebildet, um gegen die geplanten Windkraftanlagen im Hausener Wald vorzugehen. Ich traf mich mit den 18 besorgten Bürgern, um mir ihre Argumente anzuhören. Da ich schon etwas länger die politischen Gremien in Waldbrunn begleite, weiß ich, dass dies zuletzt ein Thema im Dezember 2015 war. Mit Mehrheit haben die Gemeindevertreter von Waldbrunn für die Errichtung von vier Windrädern im Hausener Wald gestimmt, die Errichtung eines fünften Windrades aus naturschutzrechtlichen Gründen abgelehnt (Bericht NNP 01.12.2015). Der Prozess selbst begann 2011 kurz nach Fukushima, als die SPD Waldbrunn einen Antrag stellte, die Errichtung von Windkraftanlagen zu prüfen. Der Beschluss zur Errichtung der Windkraftanlagen ist bereits vor einigen Jahren mehrheitlich in den Gemeindegremien gefallen.

„Wir haben bisher gepennt“

Natürlich fragte ich nach, warum sie sich erst so spät gegründet haben, wo die politische Entscheidung schon gefallen sei. Sie haben bisher einfach gepennt und das Thema ging an ihnen vorbei, erklärte eine Bürgerin. Sie selbst lese keine Zeitung, im Gemeindeblättchen stand auch nichts dazu und so erfuhren sie erst jetzt von den Planungen. Es sei nun an der Zeit, aus dem Dornröschenschlaf aufzuwachen, bevor die geringe Waldfläche um Hausen durch die Errichtung von Windkraftanlagen wie ein Flickenteppich zerstückelt werden würde.
In einem offenen Schreiben führt die IG ihre ganzen Argumente auf. Die 200 Meter hohen Räder würden mit einem Abstand von 1100 Meter zu Hausen erbaut werden. Dicke Zufahrtsschneissen mit 1000 Tonnen Split zerstückeln den Wald, mahnte die IG. Direkt am Wald befindet sich das Hauptwasserreservoir von Waldbrunn. Die Verdichtungen durch die Errichtung der Windräder hätte negative Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel und damit auf die Speisung des Reservoirs. Zudem würde mit den Jahren Öl aus dem Getriebe austreten, welches in das Grundwasser gelange. Nicht zu unterschätzen seien ebenfalls die gesundheitlichen Auswirkungen durch den erzeugten Krach und der Infraschall der Windräder.

Kaum noch Möglichkeiten zur Verhinderung der Windräder

Viele Möglichkeiten besitzt die Interessengemeinschaft GEGENWIND nicht mehr. Die politischen Mehrheiten haben sich in der Gemeindevertretung im Dezember für die Errichtung von vier Windkrafträdern im Hausener Wald entschieden, die Verträge sind abgeschlossen und die Einspruchsfristen abgelaufen. Dennoch hofft die Interessengemeinschaft, die Errichtung verhindern zu können, indem sie Unrechtmäßigkeiten in dem Gutachten für die Anlagen aufdecken und eine Prüfung der Umweltverträglichkeit anstreben. Die bisher erstellten Gutachten seien sehr fragwürdig. Für die Vögel werden Flugrouten vorgegeben, welche mit den Windkraftanlagen nicht kollidieren, dabei seien Schwarzstorch, Rotmilan und auch Uhu über dem Hausener Wald gesichtet worden. Für die Zählung von Haselmäusen und Bilchen hängten die Gutachter Lockfallen auf, doch derart dilettantisch, dass diese schief in den Bäumen hängen und die Tiere nie da reingehen würden.

In eine solche aufgehängte Lockfalle würden keine Bilche hineingehen.
In eine solche aufgehängte Lockfalle würden keine Bilche hineingehen.

Mit Unterstützung der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz soll dieses Gutachten angefochten werden. Ein weiterer Bürger forderte eine Abklärung der unterschwelligen Lärmbelästigung durch den Infraschall. Bereits durch die Arbeiten im Steinbruch seien die Bürger Schallwellen ausgesetzt. Es sei zu prüfen, ob dadurch Grenzwerte erreicht werden und eine weitere Belastung der Bürger vermieden werden sollte.
Die politischen Gremien würden dieses Projekt vorantreiben wegen den Einnahmen für die Gemeindekassen. Doch haben sich die Politiker auch mal Gedanken darüber gemacht, wie der Rückbau finanziert werden soll, wenn es den Investor in 20-30 Jahren nicht mehr gibt? Wer bezahlt dann diese Kosten? Dies war ebenfalls eine in den Raum geworfene Frage.

Kritik an Investor und Gemeinde

Die Versammlung kritisierte auch das Verhalten der Firma Enertrag. Die ließ im April bis Mai Probebohrungen durchführen zur Überprüfung der Bodenbeschaffenheit. Dafür habe keine Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde vorgelegen. Hierbei handele es sich um eine Straftat, da keine Bohrungen in der Zeit von Jungenaufzucht in der Tierwelt getätigt werden dürfen. Die Bohrungen seien bis Herbst gestoppt und diesen Zeitraum will die IG zum Handeln nutzen. Kritik äußerte die Versammlung ebenfalls an der Gemeinde und ihrer Informationspolitik. Unter dem Deckmantel der Generierung von Einnahmen würden die Bürger außen vorgelassen und nur sehr spärliche Informationen erhalten. Es sei auch sehr schade, dass bei diesem wichtigen Thema den Naturschutz betreffend keinerlei Unterstützung vom NABU Hintermeilingen käme. Dies sei nur ein weiteres Beispiel dafür, dass jeder Ortsteil nur vor seiner eigenen Haustüre kehren würde. Fussingen und Lahr haben Windräder in ihren Ortsteilen vermeiden können, würden Hausen jetzt keine Unterstützung gewähren.
Mit einem Flyer und einer Unterschriftenliste möchte die IG Gegenwind die „Hausener Bürger aufwecken“. Diese Liste soll dem RP Gießen überreicht werden. Zudem möchte die IG den Ortsbeirat mit ins Boot holen und das Gespräch mit dem Bürgermeister suchen.

Gas geben, um die Windräder zu bekommen

Peter Krahl, Fraktionsvorsitzender SPD Waldbrunn, hofft sehr, dass die Windkrafträder gebaut werden. Die SPD Waldbrunn stellte 2011 den Antrag für die Gewinnung von Energie durch Windkraft. Diese würden 100.000 Euro jedes Jahr für die Gemeinde bringen und damit sei einiges machbar, wobei Krahl besonders an die maroden Straßen denkt. Aber er stellt ganz deutlich klar, dass Gas gegeben werden muss. Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, dass der ganze Prozess so lange dauert. Er gehe davon aus, dass die erstellten Gutachten in Ordnung sind und die rechtlichen Grundlagen vom Investor eingehalten werden. Er hätte sich jedoch gewünscht, dass die Bürger auf die gewählten Kommunalpolitiker zukämen und ihre Bedenken äußern würden.

 

 

 

 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

One thought on “IG in Hausen gegen Windkraft: „Aus dem Dornröschenschlaf erwachen“

  • 12. Januar 2017 um 17:04
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    Hallo,

    interessante und informative Beiträge hier, super. Habe längere Zeit als stiller Gast nur mitgelesen und mich jetzt mal angemeldet.
    Ich würde mich freuen, wenn ihr bei Gelegenheit auch einmal auf meinem Blog zum Thema Textilreinigung vorbeischauen würdet.

    Alles Liebe

    Herbert

    Rotweinflecken

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