Jäger wünschen sich weniger einschränkende Gesetzgebung
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Die Jäger aus Waldbrunn luden zu einem jagdpolitischen Gespräch ein, um aufzuzeigen, wo es hakt und welche Unterstützung sie sich durch die Politik wünschen.
Es ist nicht leicht, ein Jäger zu sein. Immer neue Regelungen schränken die Ausübungen ein und der Jäger kann seinen Aufgaben nicht mehr vollumfänglich nachkommen. Und je nachdem, wer bei der Bundestagswahl in September gewinnt, könnten die Befugnisse der Jäger weiter eingeschränkt werden. Daher suchen diese Unterstützung bei der Politik. Zum jagdpolitischen Gespräch kamen die CDU-Politiker Klaus-Peter Willsch, Andreas Hofmeister, Joachim Veyhelmann und Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich sowie der parteilose Bürgermeister Peter Blum.
Aufgaben der Jäger
Im Mittelpunkt des Gespräches stand der Wolf, die Konflikte mit ihm sowie die Wünsche. Auch wenn es um den Wolf im Besonderen ging, wies Wolfgang Erler darauf hin, dass durch die immer wieder neue Gesetzgebung sich die Jäger mehr und mehr gegängelt fühlen. Dabei liegen ihre Interessen beim Naturschutz, aber auch bei der Hege und Pflege der anvertrauten Reviere.
Er gab einen Einblick in ihre Arbeit. Bevor sich jemand überhaupt Jäger nennen darf, muss er eine elfmonatige Ausbildung in Jagd, Hege und Pflege absolvieren. Die Jäger unterstützen die Landwirte, wenn es darum geht, Rehkitze vor dem Mähen zu retten. Sie schützen den Mais, indem sie auf die Wildschweinjagd gehen. Und sie kommen rausgefahren, wenn es einen Unfall mit einem Wildtier gab. Und die Wildunfallstatistik zeigt auf, dass es sich da nicht nur um ein paar Tiere handelt. Allein in Hessen gab es 2019/20 14.450 Unfälle mit Rehwild, 4.040 Unfälle mit Schwarzwild, 60 Unfälle mit Damwild sowie 280 Unfälle mit Rotwild. Und für Deutschland sind die Zahlen noch höher. Rund 238.000 Wildunfälle gab es in ganz Deutschland (Quelle Jagdverband). Dabei entstanden für den Autofahrer Kosten im Wert von rund 885 Millionen Euro.
Einschränkende Gesetzgebung
Doch wenn sie durch die Gesetzgebung immer mehr eingeschränkt werden, können sie in Zukunft ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen. Dann kommen sie nicht mehr zu einem Unfall rausgefahren. „Wo bleibt dann der Naturschutz, wenn das Tier elendig leiden muss?“, fragt Erler in die Runde. Und wenn sie nur noch von Oktober bis Dezember eingeschränkt jagen dürfen, fällt die Unterstützung für die Landwirte weg. „Unsere Akzeptanz geht verloren. Die Bürger haben eine Sensibilität entwickelt, welche in die falsche Richtung geht“, erzählt Erler, „die hören einen Schuss und rufen die Polizei. Ich muss dann der Polizei erklären, was ich da mache.“ Ein Weg, so die Jäger, könnte mehr Öffentlichkeitsarbeit sein, um aufzuzeigen, was sie machen.
Die Bundesregierung wollte das Jagdgesetz umfassend novellieren. Das letzte Mal sei dies 1976 geschehen. Doch dies wurde abgesetzt, so Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch. „Wir wollen das lieber richtig machen als nur einen halben Kompromiss.“ Zu viele Diskussionen und kein finden eines gemeinsamen Nenners führten dazu, dass es wohl in dieser Legislaturperiode keine Novellierung mehr geben wird.
Entwurf zum Jagdgesetz
Den Entwurf legte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) vor. Für die Entwicklung des Entwurfes wurden zwei Probleme benannt – zum einen seien die hohen Bleimengen durch die Munition nicht mehr vertretbar, zum anderen müsse das Gesetz an die an den Klimawandel angepasste Waldbewirtschaftung angeglichen werden. Der Entwurf sei ein Bekenntnis für die Jagd. Alle Betroffenen sollen eingebunden werden. Im Kern soll ein behördlicher Abschlussplan abgeschafft und ein Abschusskorridor, an dem die Jäger und Verbände mitarbeiten, erstellt werden. Die FDP sieht in diesem Entwurf eine Degradierung der Jäger:innen zu Erfüllungsgehilfen für die Forstwirtschaft und legte einen Gegenplan vor.
In dem Wahlprogramm von Bündnis 90/ Die Grünen findet sich kaum etwas zur Jagd oder dem Jagdrecht. Dennoch ist es seit Jahren immer wieder Thema bei den Grünen. Die BAG Tierschutzpolitik ist ein beratendes Gremium der Grünen und befasst sich seit Jahren mit dem Thema. Daher regte Wolfgang Erler bei dem Gespräch auch an, einen genaueren Blick auf die Meinung zu werfen, da eine Regierungsbeteiligung der Grünen nach September mehr als wahrscheinlich erscheint. 2013 erschien ein Positionspapier, was laut Erler voller Verbote steckt, denn viele „heute üblichen Jagdpraktiken laufen dem verantwortungsvollen Umgang mit Tieren und Natur zuwider.“ (Quelle Bündnis 90/ Die Grünen)
„Von oben wird etwas beschlossen und wir müssen damit umgehen“, so Erler. Dabei würde er sich wünschen, dass ihren Aufgaben mehr Respekt entgegengebracht wird und nicht immer neue Regelungen sie einschränken.
Wie sieht es in den Wahlprogrammen der Parteien aus?
CDU/ CSU haben in ihrem Wahlprogramm keinen Punkt zur Jagd oder zum Wildtiermanagement.
Die Grünen wollen Tiere schützen und respektieren, doch der Schwerpunkt liegt in ihrem Wahlprogramm auf eine bessere Tierhaltung. Zur Jagd an sich finden sich keine Äußerungen im Wahlprogramm, nur die Aussage, dass Trophäenjagd und Import von Wildfängen verboten gehört.
Die SPD schreibt in ihrem Programm, dass sie den Schutz von Wildtieren vorantreiben möchte, bezieht sich dann aber nur auf den illegalen Wildtierhandel und den Handel mit Wildfängen.
Einen sehr ausführlichen Passus zur Jagd findet sich bei den Liberalen im Wahlprogramm. Die FDP äußert sich wie folgt zum Thema: „Wir Freie Demokraten wollen ein modernes Wildtiermanagement, das eine Bejagung von Wolf, Kormoran, Nandu und Biber ermöglicht. Zur Wildbret Gewinnung, Seuchenprävention sowie Wildschadenminimierung und für ein ausgewogenes „Beute zu Beutegreifer“-Verhältnis ist die Jagd unerlässlich. Wir streben eine einheitliche Regelung der Länder zum legalen Einsatz von Schalldämpfern und Nachtzielgeräten zur Lärmreduktion und für eine genauere Treffpunktlage für Jäger:innen an. Wir stehen zu den Jägern in Deutschland als aktive und staatlich geprüfte Naturschützer.“
Die AfD möchte zum einen die Jagd- wie auch die Fischereisteuer abschaffen, da sie keinen nennenswerten Beitrag zur Staatsfinanzierung leisten. Weiterhin möchte sie ein zeitgemäßes Wildtiermanagement umsetzen. Weiterhin möchte die AfD eine Kombination aus aktivem Wildtiermanagement und artenschutzrechtlicher Ausnahmeverordnung. Damit sollen problematische Wildtierbestandsgrößen regional und zeitnah überwacht und korrigiert werden können. Das Ziel ist die Balance zwischen den Ansprüchen von Wildtieren sowie den Interessen von Landwirten, Teichwirten und Weidetieren. Schäden durch Wildtiere sind unbürokratisch und zeitnah durch Geldleistungen zu ersetzen. Zum Wolf fordert die AfD den Einstieg in eine Bestandsregulierung und die Ausweisung von wolfsfreien Gebieten.
Mehr zu den Wahlprogrammen findet ihr hier.