„Jede Sekunde zählt“

Wenn das Herz aus dem Takt gerät oder sogar stehen bleibt, zählt jede Sekunde, um das Leben eines Menschen zu retten. Diese Erfahrung hat David Baydar aus Elz gemacht. Und damit jeder in einer solchen Situation helfen kann, spendete er ein AED, ein automatisierter externer Defibrillator, der jetzt in der Ortsmitte von Elz hängt.

An den Tag, an dem jede Sekunde für David Baydar zählte, kann er sich noch sehr gut erinnern. Es war der 18.September 2021. In Elz wurde Kirmes gefeiert und als Vater eines Kirmesburschen war es für ihn selbstverständlich, mit zu helfen. Er begann seine Schicht und schleppte die ersten Kisten, bis er auf einmal einen Druck auf der Brust verspürte und keine Luft mehr bekam. Er sei dann zusammengebrochen.

Hilfe vor Ort

Mehrere Umstände kamen an diesem Tag zusammen, die wohl sein Leben retteten. Mit ihm Dienst hatten Carsten und Steffi Fruhner, beide hauptamtlich im Rettungsdienst tätig. Diese begannen sofort mit den lebenserhaltenden Maßnahmen und setzten einen Notruf ab. Ein weiterer glücklicher Umstand war, dass Ulrich Neu, ein sogenannter Helfer vor Ort, ein paar Meter weiter zu Hause war und sich direkt mit seinem AED auf den Weg machen konnte. Das AED wurde direkt in Betrieb genommen, es konnte keinen Herzschlag mehr erkennen und es gab einen Stromstoß, der Baydar zurückholte.

Im Nachgang fragte sich David Baydar, was passiert, wenn mal keine geschulten Personen vor Ort sind und jemand Hilfe benötigt. Er kam mit Bürgermeister Horst Kaiser ins Gespräch. Es gebe in Elz AED-Geräte, eines im Rathaus sowie eines in der Kreissparkasse, aber die seien natürlich nur zugänglich zu den Öffnungszeiten. Die Idee, ein solches Gerät in den öffentlichen Raum für jeden zugänglich anzubringen, nahm immer mehr Form an. Für Baydar war es eine Herzensangelegenheit, der Gemeinde ein solches Gerät zu spenden. Er wollte es erst gar nicht an die große Glocke hängen, aber woher soll die Bevölkerung wissen, dass es diese Möglichkeit nun mitten in Elz gibt? Also stellte er zusammen mit dem DRK Elz, welcher die Wartung des Gerätes übernimmt sowie dem Bürgermeister das System vor.

Ulrich Neu erklärt mit Bürgermeister Horst Kaiser die Funktion des AED

AED am Stricksinehaus

Ulrich Neu führte das Gerät vor. Mit einem AED kann jeder zum Helfer werden. Der automatisierte externe Defibrillator kann auch von Menschen eingesetzt werden, die keine medizinische Ausbildung haben. Wie ein solcher funktioniert, ist inzwischen Lerninhalt beim Erste-Hilfe-Kurs. Aber auch, wenn dieser eine Weile zurückliegt, hilft das Gerät jedem Helfer bei der Durchführung. Wen es angeschaltet ist, gibt es Kommandos, welche Schritte der Helfer durchführen soll. Dies beginnt beim Überprüfen der Person, ob sie noch atmet oder ansprechbar ist bis hin zum Kommando, einen Notruf abzusetzen.

Auf die nackte Brust werden dann zwei Elektrodenpads aufgesetzt und der Defibrillator misst den Herzschlag. Bei Kammerflimmern oder fehlender Herzreaktion gibt das Gerät einen Stromschlag ab. Zudem unterstützt das Gerät bei Herzdruckmassage und Beatmung, indem es den Rhythmus vorgibt. Dieses Gerät ist bei allen Generationen einsetzbar und kann von jedem bedient werden.

„Ich möchte darauf aufmerksam machen und zum Nachdenken anregen“, so David Baydar, „vielleicht kommen dann auch andere auf die Idee, meinem Beispiel zu folgen.“

Helfer-vor-Ort

Matthias Schmidt, Vorsitzender vom DRK Elz und Ulrich Neu, weisen in diesem Zusammenhang noch auf das Helfer-vor-Ort-System in Elz hin. Weil jede Sekunde zählt, ist es ihre Aufgabe, die Zeit bis zum Ankommen des Rettungsdienstes zu überbrücken. Seit 2009 ist dieses System im Landkreis Limburg-Weilburg im Einsatz und neben Elz sind auch Frickhofen und Elbtal an dieses System angeschlossen. Die Helfer vor Ort übernehmen die qualifizierte Erste Hilfe bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Es kommt somit zu einer Überbrückung des therapiefreien Intervalls, also die Zeit ab Beginn des Notfalls bis zum Eintreffen des professionellen Rettungsdienstes mit ersten. Besonders in ländlich strukturierten Gegenden ist dies eine sinnvolle Ergänzung der Rettungskette, denn ein Helfer-vor-Ort wohnt in der Nähe des Einsatzortes und kann innerhalb kürzester Zeit beim Patienten sein.

Es sind ehrenamtliche Mitglieder des DRK. Alarmiert werden die Helfer von der Leitstelle Limburg zeitgleich mit dem Rettungsdienst. Der Helfer-vor-Ort fährt auf direktem Weg mit seinem privaten PKW und seiner persönlichen Notfalltasche zum Einsatzort. Durch die guten Ortskenntnisse und den kurzen Anfahrtsweg kann ein Helfer-vor-Ort innerhalb kürzester Zeit nach der Alarmierung am Einsatzort eintreffen. In Elz ist jeder Helfer mit einem AED ausgerüstet und hat dieses immer bei einer Alarmierung mit dabei.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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