Joachim Veyhelmann: „Es tun sich viele Baustellen auf“
Die Schulen standen mit der Corona-Krise vor neuen Herausforderungen. Der heimische Landtagsabgeordnete Joachim Veyhelmann (CDU) besuchte verschiedene Schulen im Landkreis, um sich ein Bild zu machen, wie diese mit der außergewöhnlichen Situation zurechtkamen.
Zusammenfassend äußert er sich mit Respekt vor der Leistung: „Die Lehrer haben alle meinen Respekt, wie schnell sie im kalten Wasser schwimmen gelernt haben.“ Insgesamt haben sich die Schulen sehr schnell auf die Situation eingestellt und alle haben einen guten Job gemacht. Und auch wenn viele ältere Kollegen dem digitalen gegenüber etwas skeptisch waren, haben sie sich gut eingefunden. Dennoch hat die Krise auch gezeigt, dass es an den Schulen ein Altersproblem im Kollegium gibt. Und die Krise zeigte die Baustellen in der Digitalisierung auf.
Weg zum einheitlichen Schulportal
In der jetzigen Situation griff jede Schule auf die Plattformen zurück, welche sie bisher kannten. Daher gab es von Schule zu Schule unterschiedliche Systeme und Plattformen. Da gab es bisher keine Vorgaben, wobei es den Plan gab, flächendeckend in den nächsten Jahren das Schulportal zu installieren. Der Plan bestand darin, bis 2022 ein einheitliches System mit dem Schulportal zu schaffen und auch Schnittstellen zu den anderen Plattformen zu generieren. 1000 Schulen sind bereits ans Schulportal angeschlossen, aber 1000 fehlen noch. Hierfür fehlen derzeit die Serverkapazitäten. Diese sind bestellt und befinden sich im Aufbau, aber durch Corona geht es jetzt um ganz andere Zeiträume. Das Land Hessen kann sich für diesen Ausbau keine zwei Jahre mehr Zeit lassen. Und mit dem Ausbau wird auch mehr Support benötigt. Und auch wenn die Stellen da sind, es fehlen die Leute, um die Stellen zu besetzen.
Unterschiedliche Bedingungen für die Schüler
Und so zeigte sich auch, woran es noch fehlt, obwohl das Land seit einigen Jahren an einer Digitalstrategie arbeitet. Von rund 56.000 Lehrkräften sind erst 9.000 in der digitalen Bildung geschult. Es fehlt an Hardware bei bedürftigen Schülern. Und auch wenn das Geld für 100.000 benötigte Geräte vorhanden ist, so können diese derzeit nicht geliefert werden. 15 bis 20 Prozent der Schüler, welche nicht über die passenden Geräte verfügen, wurden zwar während des Homeschoolings mit den Unterlagen versorgt. Hierbei geht es nicht nur um passende Tabletts, sondern in vielen Familien fehlt auch ein Drucker. So gab es für alle Schüler unterschiedliche Bedingungen. Daher findet es der Politiker gut, dass es während des Homeschoolings keine Benotung gab. Gut findet er es, dass trotz Corona in Hessen die Abschlussprüfungen durchgezogen wurden mit allen Abstands- und Hygieneregelungen. Er erhielt auch die Rückmeldung von den Schülern, dass sie dies gut fanden. Jetzt haben die Schüler ein Abschlusszeugnis, mit dem sie sich bewerben können. Einen „Corona-Jahrgang“ wollte niemand.
Regelbetrieb nach den Sommerferien
„Es tun sich viele Baustellen auf“, so Veyhelmann, wobei er bei allen Problemen immer wieder betont, dass die Lehrer trotz allem einen sehr guten Job gemacht haben. Neben den fehlenden Endgeräten zeigte sich aber auch eine fehlende Medienkompetenz bei den Schülern, wie einige Lehrer berichteten. So seien die Schüler zwar den ganzen Tag an ihren Smartphones, aber seien nicht mal in der Lage, eine Email zu schreiben.
Die ergriffenen Maßnahmen liefen alle gut, wenn man bedenkt, dass niemand Erfahrung mit so einer Situation hat, die von heute auf morgen für alle eingetreten ist.
Nach den Sommerferien ist angedacht, dass die Schulen alle im Regelbetrieb laufen. Und dennoch wird es für die Schulen weiterhin eine Herkulesaufgabe sein, alle Herausforderungen zu stemmen. Auch wenn alle Lehrer über 60 nicht mehr per se zu Hause bleiben dürfen, sondern nur noch mit einem ärztlichen Attest, ergeben sich dadurch Probleme für die Schulen, den Präsenzunterricht abzudecken. Das wird die Aufgabe des staatlichen Schulamtes sein, da für genügend Lehrer zu sorgen.
Was Veyhelmann auch als Rückmeldung erhielt, dass die Lehrerschaft als Team in dieser Zeit noch stärker zusammengewachsen ist und es sich nochmal ein völlig neues Gemeinschaftsgefühl entwickelt hat. Corona hat dafür gesorgt, dass es in den Schulen einen digitalen Quantensprung gab. „Es wird ein Gewinn für die Kinder sein, die damit groß werden“, so Veyhelmann abschließend.
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