Kein Freifahrtschein fürs Radverkehrskonzept

Beim Ortsbeirat Limburger Innenstadt stand das Radverkehrskonzept ein zweites Mal auf der Tagesordnung. Alle Gremienmitglieder begrüßen, dass Maßnahmen für besseren Radverkehr in der Stadt in ein Konzept gepackt worden. Dennoch äußern sie Kritik am Konzept und möchten ihm nicht einfach einen Freifahrtschein erteilen. Dennoch ist es dem Ortsbeirat wichtig, den Prozess positiv zu begleiten. 

Vor der Sommerpause brachte die Verwaltung das Radverkehrskonzept in die Gremien ein, damit diese darüber beraten. Die Ortsbeiräte Linter, Limburger Innenstadt und Offheim beschlossen vor der Sommerpause einen zweiten Beratungsgang. Linter nutzte diesen, um gestern vom Bahnhof Limburg nach Linter mit dem Rad zu fahren. In Offheim ist er am morgigen Donnerstag Thema und der OB Limburger Innenstadt beschäftigte sich gestern damit.

Einige Kritik am Konzept

Carsten Becker, CDU, findet es sehr schade, dass zu diesem Punkt niemand von der Verwaltung da ist, um die Fragen des Gremiums zu beantworten. Denn eigentlich habe sich zur Sitzung am 30.Juni an der Situation nichts geändert. Es gebe zu viele offene Punkte und Fragen, um abschließend dieses Konzept beschließen zu können. Vor allem gab es auf die Kritik bisher keine Antwort. Und so gibt es im zweiten Beratungsgang die gleiche Vorlage und die Kritik ist die gleiche wie vor der Sommerpause.

Die großen Kritikpunkte sind das fehlende Miteinander der verschiedenen Konzepte wie Verkehr, Radfahren und Parken. Zudem ärgert sich die CDU, da sie zusammen mit dem Ortsbeirat Offheim einen Antrag stellte für einen sicheren Radweg von Offheim in die Kernstadt. Damals hieß es, es werde derzeit ein Konzept erarbeitet und man verlegte sich aufs Warten. „Unseren Vorschlag findet man in dem Konzept nicht, stattdessen ein Überholverbot“, fasste Becker die Situation kurz zusammen, „wer das geschrieben hat, fährt selber kein Rad.“ Aber er macht deutlich, dass die CDU prinzipiell für ein Radverkehrskonzept sei, aber eben nicht dieses. Weitere Kritikpunkte sind geplante neuen Routen, obwohl bereits gute Strecken existieren wie die Pläne für die Diezer oder Weilburger Straße. Und wegfallende Parkplätze, vor allem in der Parkstraße, stoßen bei allen Mitgliedern des Ortsbeirates auf.

Wie weiter?

Doch wie weiter? Diese große Frage stand gestern im Raum. Sollte man das Konzept ablehnen? Dann verwirke man eventuell als Gremium das Mitspracherecht. Sollte man dem Konzept zustimmen? Dann erteile man eventuell einen Freifahrtschein für alle Maßnahmen und werde nicht mehr gehört. Barbara Sylla-Belok, Bündnis 90/Die Grünen, ist dafür, dass Konzept auf den Weg zu bringen, aber sie möchte bei jeder Maßnahme erneut mit einbezogen und gehört werden. „Ich möchte keinen Freifahrtschein für alle aufgeführten Maßnahmen erteilen“, so ihre Meinung. Auch Becker äußert sich gegen ein Durchwinken. Er fordert den Ortsbeirat auf, dies als Chance zu sehen, ihre Punkte anzubringen. Auch die SPD steht dem Konzept an sich positiv gegenüber, auch wenn sie einige Kritik an verschiedenen Punkten hat. „Wir müssen ein Stück weiter kommen und den Prozess positiv begleiten“, so Frauke Häuser-Jüngst, SPD.

Am Ende einigten sich die Kommunalpolitiker einstimmig darauf, die Vorlage eines Konzeptes zu begrüßen und ihre Kritikpunkte nochmals zu formulieren. Zudem formulierten sie, dass sie bei jeder Maßnahme gehört und einbezogen werden wollen.

Reaktionen der anderen Ortsbeiräte

Nur drei Ortsbeiräte hatten, wie anfangs erwähnt, einen zweiten Beratungsgang. Ohne Zusatz stimmten die Ortsbeiräte Lindenholzhausen und Staffel einstimmig dem Konzept zu. Ahlbach beschließt die Vorlage und merkt an, dass für Ahlbach vor allem die Anbindung über Offheim an die Kernstadt sowie der Ausbau der Kreisstraße nach Hadamar-Oberweyer wichtig sind. Der Ortsbeirat weist auf die bestehende Beschlusslage mit der Zielsetzung der Schaffung eines Radweges zwischen Ahlbach und Hadamar-Oberweyer hin.

Der Ortsbeirat Dietkirchen schließt sich ebenfalls der Beschlussvorlage an, hat jedoch einige Ergänzungswünsche. Die Ampelphase an der Kreuzung Mundipharmastraße/ Limburger Straße und Dietkircher Weg soll zum einen für die Schulwegsicherung verlängert werden und eine längere Grünphase für Radfahrer soll die Überquerung der Höhenstraße und des Dietkircher Weges in einem Zug ermöglichen. In gefährliche Bereichen in der Limburger Straße soll der Radfahrstreifen rot markiert werden. In Dietkirchen wünscht sich der Ortsbeirat eine Infrastruktur für Radfahrende wie eine Fahrrad-Reparaturstation. Ein Schutzstreifen bei der Maßnahme Weilburger Straße und Dietkircher Weg erachtet der Ortsbeirat als nicht sinnvoll. Eine Radwegführung über die Weilburger Straße sei zu gefährlich. Hier wünscht sich der Ortsbeirat eine Alternative. Ein letzter Wunsch ist ein Lückenschluss zur Konrad-Kurzbold-Straße.

Auch der Ortsbeirat schließt sich mit einigen Ergänzungen der Vorlage an. Er wünscht sich eine Überprüfung des Themenfeldes Einbahnstraße in Bezug auf die Jahnstraße und am Sportzentrum. Als weitere Maßnahmen wünscht sich der Ortsbeirat ein Drängelgitter am Leinpfad, die Herstellung einer Querung Limburger Straße Ortsausgang Richtung Limburg, die Entfernung der Beschilderung am Stellwerk hinsichtlich des Lahnuferweges für Radfahrer sowie die Aufnahme des Kirchweges als Nebenroute.

Am 4. Oktober ist die nächste Stadtverordnetenversammlung und dann steht das Konzept auch wieder auf der Tagesordnung.

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Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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