Klappstuhlsession gegen Alltagsrassismus
Der Verein „Wir sind mehr Limburg-Weilburg“ hatten viel vor für dieses Jahr, doch dann kam Corona. Dennoch haben die Mitglieder Ideen und sind kreativ, um sich gegen Rassismus und Ausgrenzung zu stellen. Für September ist eine Klappstuhlsession geplant.
Letztes Jahr im Mai fand zum ersten Mal ein riesen Event auf dem Europaplatz in Limburg statt. Das breite Bündnis „Wir sind mehr“ stellte sich mit Kunst und Kultur gegen Rassismus und Ausgrenzung. Ende November gründete sich aus dem Aktionsbündnis der Verein „Wir sind mehr Limburg-Weilburg“. Mit der Vorsitzenden Jutta Lippe kam ich im Rahmen meiner Sommertour ins Gespräch.
Durch Corona neue Wege gehen
Eigentlich war wie im vergangenen Jahr ein großes Event geplant, welches ganztägig stattfinden sollte. Doch durch Corona muss der Verein nun neue Wege gehen. Doch dies findet Jutta Lippe gar nicht so schlecht, denn Ideen sind genügend da. Auftakt soll die Klappstuhlsession im September bilden. Rund 2,5 Stunden sollen die Besucher mit drei Bands sowie einigen Reden unterhalten werden. Zudem wird diese Session auch per Livestream übertragen. Dies geht nur mit Anmeldung und jeder muss seinen eigenen Klappstuhl mitbringen. Der Verein wird jedoch Markierungen auf dem Boden anbringen, so dass die Abstandsregeln gewahrt werden können.
Danach sind monatliche Aktionen geplant wie mit dem Willkommenskreis Diez, mit dem Foodsharing oder auch ein internationales Kochen. Auch einen Poetry Slam könnte sich die Vorsitzende vorstellen. „Wir haben viele Ideen und dürfen den Überblick nicht verlieren“, lacht sie. Eine eigene Homepage soll auch noch gestaltet werden. Die ganzen Ideen und Formate können so zusammengefasst werden, dass der Verein sein Engagement auf eine digitale Bühne verlegen möchte.
Wunsch nach stärkerer Vernetzung
Für einen noch jungen Verein freut sich Lippe schon über die erreichten 40 Mitglieder, doch natürlich würde sie sich über weitere neue Mitglieder freuen. Ihr ist auch bewusst, dass sie nicht die einzige Gruppierung in der Region sind, welche sich aktiv gegen Rassismus und Ausgrenzung einsetzt. Daher würde sie sich wünschen, wenn sich die einzelnen Gruppen stärker vernetzen, denn nicht jede Gruppe muss das Rad neu erfinden. „Das Thema Rassimus stirbt leider nicht aus“, ist sie sich sicher.
Nach ihrem Event im letzten Jahr wurde im Juni der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke ermordet. Im Oktober war der Anschlag auf die Synagoge in Halle und im Februar war der rassistische Anschlag in Hanau. Diese sorgten jeweils für große mediale Aufmerksamkeit. Doch auch im täglichen Miteinander findet noch immer Rassismus statt. Und auch während Corona kam das Thema nicht zur Ruhe. Im Juni wurde in Amerika der Schwarze Georg Floyd durch Polizeigewalt ermordet und es kam zu einem weltweiten Aufschrei und „Black Lives Matter“-Demos, in dessen Zuge auch der Alltagsrassismus in Deutschland diskutiert wurde. „Die Umstände geben es her, die Anschläge auf die Gesellschaft und die Demokratie mehren sich“, fasst Jutta Lippe die Geschehnisse zusammen, „es ist gut, dass es uns gibt. Ich würde mir nur noch mehr junge Leute wünschen, die sich mit einbringen.“
Im Verein würde sie gerne noch eine Task Force gründen, die dann direkt reagieren kann, wenn es zu einem antisemitischen oder rassistischen Anschlag kommt. Der Verein hat eine Stimme und Lippe wünscht sich, dass diese auch gehört wird.