Klimaschutz muss nachhaltig sein
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Im November lud der Landkreis Limburg-Weilburg zusammen mit den Organisatoren von Fridays for Future zu einem Klimainformationstag ein. Seit 2014 gehört der Landkreis dem Klimabündnis Klima-Kommunen Hessen an. Doch wie sieht es aus mit dem Klimaschutz im Landkreis?
Klimaschutz ist derzeit das Thema. Freitags gehen Schüler dafür auf die Straße und es finden einige Veranstaltungen dazu statt. So lud der Landkreis Limburg-Weilburg im November zu einem Klimainformationstag ein. Eine Kernaussage damals war, dass jeder dazu beitragen kann und auch muss. Hinterher wurden einige Stimmen laut, was denn der Kreis machen würde, um zum Klimaschutz beizutragen. Mit Landrat Michael Köberle, der Klimaschutzmanagerin Verena Nijssen sowie dem Ersten Beigeordneten Jörg Sauer sprach ich über das Thema.
Ausgezeichnete Klimaarbeit
In diesem Jahr wurde der Landkreis mit einem Sonderpreis für seine Klimaarbeit ausgezeichnet. Bereits zum zweiten Mal fand der Wettbewerb „So machen wir`s“ statt, an dem sich der Landkreis beteiligte. Für sein Projekt „Mehr Klimaschutz in der Bildung“ wurde der Landkreis für seine herausragende Arbeit in der Klimabildung ausgezeichnet. Doch nicht nur die Projekte an Schulen sind Bestandteil der Klimaarbeit im Landkreis. Es gibt etliche Bemühungen, auch wenn nicht alle überdeutlich sichtbar sind. Seit 2014 ist der Landkreis im Bündnis Klima-Kommunen Hessen. Verena Nijssen lobt dieses Bündnis, denn es handelt sich um ein gut funktionierendes Netzwerk. In dem Bündnis erhält eine Kommune oder Landkreis Beratung, kann sich vernetzen und es werden Ausstellungsmaterialien zur Aufklärung zur Verfügung gestellt. Während des Gespräches kristallisiert sich heraus, dass sich alle drei in einem einig sind: es soll sich nicht in kleinen Dingen verloren werden, sondern zielgerichtet und nachhaltig zusammen gestaltet werden.
Ist-Zustand 2014
Als der Landkreis 2014 den Klima-Kommunen Hessen beitrat, wurde der Ist-Zustand analysiert. Bereits 2011 wurden Zahlen für die CO2-Emissionen erhoben. Das integrierte Klimaschutzkonzept, welches damals aufgestellt wurde, hat zum Ziel, konkrete Strategien zu entwickeln, um die CO2-Emissionen und den Energieverbrauch zu reduzieren, die Energieeffizienz zu steigern sowie auf eine verstärkte Nutzung regenerativer Energieträger zu setzen. Der Maßnahmenkatalog gliederte sich auf in kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ziele, die umgesetzt werden sollen.
Insgesamt wurden im Landkreis 4.395 GWh Energie verbraucht, welche eine CO2-Emission von 1,53 Millionen Tonnen CO2 entsprach. Die Hälfte des Energieverbrauchs entfiel dabei auf den Sektor Wohnen mit 2.268 GWh und 679.010 Tonnen CO2. Danach kam der Sektor Mobilität mit 1.478 GWh und 617.210 Tonnen CO2. Nur ein geringer Teil entfiel auf den Sektor öffentliche Einrichtungen mit 32 GWh und 10.150 Tonnen CO2.
Daraus schlussfolgerte sich, dass das Hauptpotential der Energieeinsparungen im Bereich Wohnen liegt und diese in der energetischen Gebäudesanierung der Wohngebäude. Weitere Potentiale liegen im Mobilitätsbereich, um Verkehr zu vermeiden und auf den Nahverkehr umzusteigen.
Umsetzungen nicht immer einfach
Was auf dem Blatt Papier steht und was dann in der Realität umgesetzt werden kann, ist nicht immer leicht. Ein Bereich ist die Mobilität, die großes Potential zur Reduzierung von CO2-Emissionen besitzt. „Manchmal wird es einem auch schwer gemacht, sich klimafreundlich zu verhalten“, so Michael Köberle. Die Nutzung des ÖPNV ist unattraktiv im Landkreis. Aber die Menschen steigen nur um, wenn diese attraktiver gestaltet wird. Köberle ist selbst viele Jahre mit dem Zug gependelt. Und für ihn stellte dies auch ein Zeitgewinn dar, denn „im ÖPNV kann ich Dinge machen, die mir im Auto nicht möglich sind.“
An äußeren Bedingungen kommt erschwerend hinzu, dass es harte Verbunds- und Tarifgrenzen gibt. Dies macht es nicht immer leicht, wenn Menschen von Rheinland-Pfalz oder aus dem Westerwaldkreis in den Landkreis kommen wollen. Diese Erfahrungen machen auch einige seiner Mitarbeiter, obwohl die Möglichkeit eines Jobtickets besteht. Aber wenn die Mitarbeiter dann keinen Anschluss haben, nützt das beste Jobticket nichts. Daher soll in der Verwaltung jetzt nochmal eine Analyse stattfinden, wer das Jobticket nutzt. Nijssen ergänzt, dass manche Mitarbeiter, welche mit dem ÖPNV oder mit dem Rad zur Arbeit kamen, Probleme hatten, wenn sie in den Außendienst mussten. Dies wurde jetzt gelöst, indem der Landkreis sich am CarSharing Projekt beteiligt. „Mal schauen, wie dies angenommen wird“, so die Klimaschutzmanagerin.
Insgesamt braucht es eine gute Taktung, attraktive Preise sowie einen leichten Einkauf von Tickets oder Zeitkarten. Und am Ende muss das Angebot auch wirtschaftlich sein. „Alle Kommunen fordern, aber wenn es ans bezahlen geht, möchte keiner bezahlen“, so Köberle. Gerne würde er Angebote schaffen, aber dann müssen die Kommunen damit leben, dass die Kreisumlage steigt.
Raus aus der Komfortzone
Um etwas zu ändern, müssen die Menschen aber auch raus aus ihrer Komfortzone. Mit dem ÖPNV wird man eben nicht direkt vor der Haustür abgeholt. Doch dies ist nicht der einzige Bereich, wo es sich die Menschen gemütlich gemacht haben. „Früher wurde in der Wohnung ein Raum geheizt, heute alle Räume“, so Köberle, „daher wurde in der Vergangenheit auch weniger Wärme produziert als heute.“
Den dreien ist sehr wohl bewusst, dass das Thema zu Spannungsfeldern zwischen verschiedenen Interessen führt. Alle sagen, man müsste und man sollte, aber niemand möchte bei sich direkt beginnen. Erst wenn es einen selbst betrifft, führt dies zum Nachdenken. Dabei ist der Landkreis schon mitten drin in den Auswirkungen wie die Dürre 2018 und die verheerenden Starkregenereignisse zeigten sowie der derzeitige Zustand des Waldes.
Klimaschutz in der Bildung
Auf Landkreisebene wird bereits einiges in Sachen Klimaschutz und Bildung gemacht. So gab es das Reduce-Projekt, in welchem mit den Schülern darüber gesprochen wurde, wo die Rohstoffe zum Beispiel für die Smartphones herkommen. Über Förderungsmöglichkeiten besteht die Möglichkeit, diese Programme günstig an den Schulen anzubieten, so Nijssen. Und die Nachfrage steigt. 2017 nahmen von den 66 Schulen sieben Schulen an diesem Projekt teil. Für nächstes Jahr gibt es bereits Anfragen von elf Schulen. Doch es gibt auch die Kritik, dass in den Lehrplänen selbst dieses Thema nicht beinhaltet ist. Jörg Sauer findet dies eine gute Ergänzung und im Netzwerk wurde dies auch schon angesprochen. Die Nachhaltigkeit könnte dadurch noch gesteigert werden. Erschreckend sei für Verena Nijssen auch gewesen, dass in den Weiterbildungsmöglichkeiten für Kitas dieses Thema absolut nicht abgebildet sei. Und gerade auf dieser Ebene könnten die Kinder sehr gut für die Themen sensibilisiert werden.
Doch auch im Bereich Energiesparen gibt es viele Angebote, welche genutzt werden. Beim Landkreis kann sich der Bürger beraten lassen, wie sich Energie sparen lässt oder wie ein Gebäude energiesparend gedämmt wird. Bei den Kommunen herrscht großes Interesse zu den Wanderausstellungen, mit denen sich die Bürger informieren können. Es sei spürbar, dass sich die Menschen Gedanken machen, so Nijssen.
Radwegekonzept
Ein Schwerpunkt für das kommende Jahr soll ein Nah-Mobilitätscheck sein mit dem Radverkehr als Schwerpunkt. Dieser Check soll Vorbereitung sein für ein Radwegekonzept. Was gibt es? Wo gibt es Verbindungen? Wo fehlt es noch? Diese Fragen sollen beantwortet werden. Immerhin habe sich mit den Ebikes auch die Mobilität in diesem Bereich verändert. Und der Landkreis ist bestrebt, mit den Kommunen Synergieeffekte zu nutzen und gemeinsam einen Förderantrag für dieses Projekt zu stellen.
Ein zweiter Schwerpunkt im nächsten Jahr fasst Jörg Sauer unter dem Thema Regionalität zusammen. Es geht darum, zu zeigen, welche Vielfalt an Landwirtschaft es im Landkreis gibt und dass diese auch Ernährer sind mit ihren Produkten. Einen ersten Schritt hat der Landkreis bereits gemacht mit der Broschüre über regionale Angebote.
Und alle drei sind sich einig, dass es immer wieder thematisiert wird, damit es in den Köpfen bleibt. „Wir müssen Dinge immer und immer wieder erzählen“, so Nijssen. Nur so kann die Nachhaltigkeit erreicht werden.
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