Klimawandel lokal – Don`t look away

Ein Schwerpunkt meiner Arbeit in diesem Jahr liegt auf der Berichterstattung zum Thema Klimawandel. Ich finde es wichtig, hinzuschauen, den Ist-Zustand zu zeigen und einen Blick darauf zu werfen, was alle Akteure aus den verschiedenen Bereichen unternehmen. Dies findet ihr alles in der Serie „Klimawandel lokal“.

Die Tage schaute ich den Film „Don`t look up“ mit Leonardo Di Caprio, Jennifer Lawrence und Meryl Streep. Es ist eine schwarze Komödie, bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Und am Ende sitzt man da und fängt an, nachzudenken. Ein Komet rast geradewegs auf die Erde zu. In sechs Monaten trifft er die Erde und wird sie zerstören. Doch statt Maßnahmen zu treffen und die Katastrophe abzuwenden, schauen die Menschen weg. Die Präsidentin startet eine Kampagne, nicht in den Himmel zu schauen (Don`t look up) und es kommt, wie es kommen muss. Der Komet stürzt auf die Erde, alles kaputt.

Wissenschaftsleugnung contra Hinschauen

Der Film befasst sich mit der Wissenschaftsleugnung. Als das Projekt geplant wurde, sollte darauf aufmerksam gemacht werden, wie in Sachen Klimawandel alle Warnungen in den Wind geschlagen wurden und teilweise noch immer werden. Doch inzwischen lässt sich diese Wissenschaftsleugnung auch recht gut auf die Corona-Pandemie anwenden. Auch hier wurde auf verschiedenen Ebenen zu oft die Augen vor den Aussagen der Wissenschaft geschlossen.
In dem Film geht es um einen fiktiven Kometen und daher die Aufforderung „Don`t look up“. Passend zum Filmtitel sage ich heute „Don`t look away – schaut nicht weg!“ Auf verschiedenen Ebenen beleuchte ich in diesem Jahr den Klimawandel im Landkreis und stelle diese in Verbindung zu einem ganzheitlichen Blick von Experten.

Das Thema Klimaschutz ist nicht neu, doch die Dringlichkeit ist inzwischen stark geboten. Bereits 1972 gab es in Rom einen ersten alarmierenden Bericht. Im Dezember 2015 beschlossen 195 Länder das Pariser Klimaabkommen mit dem Versprechen, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad, möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken und die Welt in der zweiten Jahrhunderthälfte klimaneutral zu machen. Damals sprach man von einer Zeitwende, aber es war niemanden so recht klar, wie diese Transformation gelingen soll.

Wir müssen aufholen

Seit 2018 gehen, initiiert von der Umweltaktivistin Greta Thunberg, junge Menschen auf die Straße, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Als Fridays for Future schafften sie in den letzten Jahren ein Bewusstsein für unsere Erde und was wir ihr antun. Der Klimawandel und der passende Umgang damit waren Thema im Bundestagswahlkampf.

Diese Woche stellte Klimaschutzminister Robert Habeck sein Sofortprogramm für mehr Klimaschutz vor. Deutschland sei „gehörig“ im Rückstand. Mit einer ganzen Reihe an Maßnahmen möchte er aufholen und diese bis 2023 umsetzen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll beschleunigt werden. Er plant bis 2030 bis zu 80 Prozent erneuerbare Energien. Zwei Prozent der Landfläche soll für Windenergie genutzt werden. Mehr grüner Wasserstoff soll für die Stahlerzeugung genutzt werden. Bei gewerblichen Neubauten soll eine Solardachpflicht eingeführt werden. Nur durch eine Verdreifachung der Anstrengungen könnten die Ziele in Deutschland erreicht werden. Aktuell sei Deutschland nicht in der Lage, die geplante Kohlendioxidreduktion von 65 Prozent zu erreichen, sondern nur um 50 Prozent. Für 2022 und 2023 würden die Klimaziele nicht erreicht werden, aber bis 2030 möchte die Bundesregierung diese schaffen.

Klimawandel hinterlässt Spuren

Seit vielen, vielen Jahren ist es Thema. Viele von uns hatten sicher Spaß an Filmen wie „The Day after Tomorrow“, bei der eine Eiszeit die Erde überzieht oder Dystopien wie „Waterworld“ und „Snowpiercer“. Wir fanden uns gut unterhalten, doch zogen keine Querverweise zu unserem eigenen Leben. Und dann kam 2018 das erste heftige Trockenjahr. Die Kommunen wiesen darauf hin, dass die Menschen bitte die Autos nicht waschen, die Pools nicht füllen und die Gärten nicht wässern sollen. Dafür sei kein Wasser vorhanden.

Das Trockenjahr führte dazu, dass der Wald Schäden erleidet. Die Spuren des Klimawandels sind inzwischen deutlich zu sehen. Starkwetterereignisse nehmen zu, erreichten einen traurigen Höhepunkt letztes Jahr im Ahrtal. Blicken wir auf die Welt, nehmen Brände und Unwetterereignisse zu, andere Länder leiden Wassermangel. Die Gletscher schmelzen, die Meeresspiegel steigen an. Elf Jahre hintereinander verzeichnen wir zu warme Jahre in Folge.  Und die Dringlichkeit ist da. Schaffen wir es nicht, den Ausstoß von Kohlendioxid drastisch zu senken und die Erwärmung zu stoppen, wird sich das Leben auf der Erde massiv verändern.

Es sind viele Ebenen, die davon betroffen sind. Neben den Recherchen vor Ort finden Interviews mit Experten sowie Wissenschaftlern statt, die über ein Netzwerk an Journalisten zusammenfinden. Das Thema Klimawandel ist in diesem Jahr ein Schwerpunkt meiner journalistischen Arbeit. Kommt gerne mit mir in den Austausch oder stellt mir Eure Fragen, die ich dann mit aufnehme und weitergebe. Es liegt nicht nur an den großen Playern, der Regierung und den Unternehmen, ob die Klimawende funktioniert. Es beginnt bei jedem von uns selbst, etwas für eine lebenswerte Zukunft zu machen und wenn nicht für uns, dann für die nachfolgenden Generationen. Also don`t look away!

PS: Das Titelbild zeigt unseren Landkreis Limburg-Weilburg aus Satellitensicht. 

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Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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