Klimawandel lokal – Landkreis sieht sich gut aufgestellt

Starkregenereignisse werden in Zukunft zunehmen. Davon gehen Experten aus, die seit vielen Jahren sich mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzen. Der Landkreis kämpfte bereits die letzten Jahre immer wieder mit Folgen überlaufender Bäche. Doch die Katastrophe im Ahrtal zeigte, dass wir der Natur gegenüber ohnmächtig sind. 

Dennoch resultierte aus dem Ereignis im Ahrtal eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema. Es war Thema im Kreistag – wie kann sich der Landkreis auf eine Katastrophe vorbereiten? Die Kreisverwaltung ist ebenfalls an dem Thema dran. Im letzten Kreistag im Dezember berichtete der Erste Kreisbeigeordnete Jörg Sauer (SPD) darüber, dass die Verwaltung Angebote für eine Gefahrenanalyse eingeholt hat. Diese Analyse soll aufzeigen, worauf im Landkreis besonders zu achten ist. Auch fanden bereits einige Sitzungen statt zum Thema Infrastruktur. Welche Maßnahmen sind notwendig, um Strom-, Energie- und Wasserversorgung im Katastrophenfall sicherzustellen.

Über ein Recherchenetzwerk konnte ich mit Jens Motsch, Autor des Buches „Meteorologie für die Feuerwehr. Die Auswirkungen des Klimawandels auf das Einsatzgeschehen“ und Angehöriger der Freiwilligen Feuerwehr Homburg (Saar) ins Gespräch kommen. Er berichtete darüber, welche Herausforderungen der Klimawandel für die Feuerwehren mit sich bringt. Daher habe ich beim Landkreis nachgefragt, wie es hier aussieht. Finden spezielle Schulungen statt? Gibt es Wetterexperten? Wie sieht es mit der Wasserversorgung aus? Nachfolgend die Antworten vom Pressesprecher Jan Kieserg auf meine schriftliche Anfrage.

Szenarien in Ausbildung enthalten

Die Starkregenereignisse und extremen Unwetter nehmen zu. In der offiziellen Ausbildung für die Feuerwehr ist dieses Thema noch kein Inhalt. Wie sieht es im Landkreis aus? Finden Schulungen zu diesem Thema statt?

Kieserg: Starkregenereignisse, extreme Unwetter- wie auch Hochwasserlagen sind für die Einsatzkräfte in den Hilfsorganisationen keine Unbekannten. Diese Einsatzszenarien fließen bereits seit Jahrzehnten im Rahmen von Seminaren und Lehrgängen an der Hessischen Landesfeuerwehrschule in Kassel oder der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz in die Ausbildung der Einsatz- und auch Führungskräfte mit ein.

Auch der Katastrophenschutzstab des Landkreises beschäftigt sich in seinen Übungen mit solchen Flächenlagen und deren Abarbeitung. Örtlich bei den Feuerwehren und dem THW finden beispielsweise Schulungen im Umgang mit den Motorkettensägen statt, wobei die  Beseitigung von Bäumen bei Windbruch geübt wird. Die Maschinistenausbildung dient auch dazu, Kenntnisse in der Bedienung und dem Einsatz von Tauch- und Motorpumpen zu erhalten. Begleitend sollen Vorgaben aus den jeweiligen Unfallverhütungsvorschriften vermittelt werden.

Breites Fachwissen im Führungsstab

Gibt es im Landkreis Spezialisten, die bei bestimmten Wetterlagen hinzugezogen werden können, um Auskunft zu geben? Ist solch ein Spezialist in Zukunft vorgesehen?

Kieserg: Unwetter- wie auch Extremwetterlagen werden den nichtpolizeilichen Zentralen Leitstellen durch den Deutschen Wetterdienst (DWD) gemeldet. Dies betrifft Vorwarnungen wie auch die Prognosen des zu erwartenden Unwetterverlaufs. Benötigt man vor oder während eines Unwetterereignisses profunde Kenntnisse und Einschätzungen, steht dazu rund um die Uhr ein Meteorologe vom Dienst des DWD zur Verfügung. Auch haben die Zentralen Leitstellen einen Online-Zugang zum Katastrophenschutzportal FeWIS und zu der Anwendung webKONRAD zur ständigen Informationsgewinnung. Die Mitarbeiter werden an der Anwendung, in Hessen beim DWD in Offenbach, geschult.

Losgelöst von der Beobachtung durch die Zentrale Leitstelle, nimmt gegebenenfalls gleichzeitig eine Teileinheit des Führungsstabes des Landkreises seine Arbeit auf. Dieser hat die Aufgabe der Informationsgewinnung, der Bündelung und Bewertung und gegebenenfalls Abstimmung mit anderen Fachbehörden. Zudem erfolgt frühzeitig eine Information an die Städte und Gemeinden, insbesondere an die Führungsverantwortlichen in den Landkreiskommunen. Ist mit einer aufwachsenden Lage, einer Extremwetterlage zu rechnen, wird der erweiterte Führungsstab je nach Schweregrad des zu erwartenden Ereignisses mit Mitarbeitern aller Hilfsorganisationen wie auch Personal des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr oder zum Beispiel eines Fachberaters Hochwasser bereits vor Eintritt eines Ereignisses einberufen und die Zentrale Leitstelle um ehrenamtliches Personal der Informations- und Kommunikationszentrale des Katastrophenschutzes ergänzt. Der Führungsstab verfügt somit über ein breites Fachwissen.

Wasserversorgung bei Bränden

Die letzten Sommer zeigten immer wieder Grenzen in der Wasserversorgung auf und die Landwirte stellten große Anhänger mit Wasserreservoir zur Verfügung. Wie ist die Feuerwehr im Landkreis insgesamt aufgestellt, um dieser Problematik in Zukunft zu begegnen?

Kieserg: Grundsätzlich müssen die Städte und Gemeinden zur Gewährleistung des Brandschutzes eine ausreichende Löschwasserversorgung für die Feuerwehren sicherstellen. Dies erfolgt durch mögliche Wasserentnahmestellen (Hydranten) innerhalb der Siedlungsflächen oder auch durch Entnahmestellen aus Flüssen, Bächen, Seen wie auch künstlichen Wasserreservoiren (Zisternen). Zudem haben die kommunalen Feuerwehren wasserführende Löschfahrzeuge, um eine Brandbekämpfung vor Ort durchzuführen oder auch einen Pendelverkehr einzurichten. Ferner besteht die Möglichkeit, benötigtes Löschwasser über eine große Distanz über eine Schlauchleitung zu fördern. Teilweise haben Kommunen für ihre Feuerwehren mobile Wasserbehälter oder auch spezielles Schlauchmaterial und Arbeitsgerät zur Brandbekämpfung angeschafft und sind auch insoweit gut aufgestellt.

Bei Vorliegen von Vegetationsbränden angesichts extremer Trockenheit ist in der Anfangszeit regelmäßig ein hoher Personalbedarf gegeben, der aufgrund des ehrenamtlichen Feuerwehrlöschwesens nur mit Zeitversatz bedient werden kann. Die Kooperation mit den Landwirten ist zielführend, da dann große Wassermengen mit einem geländegängigen Zugfahrzeug in einem kurzen Zeitfenster vor Ort zur Verfügung stehen. Auch besteht die Möglichkeit, bei schwer zugänglichen Bereichen einen oder auch mehrere Löschhubschrauber des Landes oder des Bundesgrenzschutzes anzufordern. Mit den Standorten in Egelsbach oder Fritzlar können diese zeitnah in hiesigem Landkreis mit zur wirksamen Brandbekämpfung betragen.

 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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