Knappe Ressource Impfstoff – Ältere Menschen müssen nicht nach Wiesbaden fahren
Das Impfzentrum ist fertig, der Landkreis bereit. Doch es fehlt der Impfstoff. Daher sind bisher von 40 Pflege- und Senioreneinrichtungen nur die Bewohner von 12 Einrichtungen geimpft. Dennoch muss niemand zum impfen nach Wiesbaden fahren.
Zu einem Pressegespräch lud der Landkreis Limburg-Weilburg, um die aktuelle Corona-Situation aufzuzeigen und Fragen zu beantworten. Bereits Anfang der Woche, als bekannt wurde, dass ab dem 19.Januar erstmal nur sechs Impfzentren in Hessen mit der Arbeit beginnen, anstatt alle 28, kamen Fragen auf, was dies für den Einzelnen bedeutet. Befürchtungen standen im Raum, dass die älteren Menschen aus dem Landkreis sich jetzt um Termine in Wiesbaden kümmern und lange Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen, um ihre Impfung zu erhalten. Die Ressource Impfstoff bestimmt das Geschehen und die Ressource ist knapp.
Apell an die Landesregierung
In der Pressemitteilung forderten die Bürgermeister :in des Landkreises sowie der Landtagsabgeordnete Tobias Eckert eine schnelle Öffnung des Impfzentrums im Landkreis. Dies war heute auch Thema in der Konferenz des Landrates mit den Bürgermeistern. Er versprach, nochmal einen Appell an die Hessische Landesregierung zu richten. Aufgrund der hohen Inzidenzen soll das Land den Landkreis bei der Verteilung des Impfstoffes anders bedenken. Dennoch ist der Impfstoff derzeit knapp und schränkt somit den Handlungsspielraum ein. Aufgrund dieses geringen Impfdosen-Kontingentes fiel auf Landesebene die Entscheidung, erstmal nur sechs Impfzentren zu öffnen.
Dr. Gundi Heuschen, Leiterin des Impfzentrums teilte mit, dass alle vorhandenen 1.300 Impfdosen durch die drei mobilen Impfteams in 12 Einrichtungen des Landkreises sowie an Personal auf den Intensivstationen verimpft wurden. Die Impfquote liegt bei den Bewohnern bei 70 Prozent, beim Personal bei rund 60 Prozent. Leider habe laut Heuschen der Landkreis keinen Einfluss auf die Verteilung der Impfdosen. Die Verteilung ist zentral organisiert. Zudem hatte der Landkreis für die erste Januarwoche mit einer Zuteilung gerechnet, welche ersatzlos gestrichen wurde. Jedoch gab es gestern Abend die Meldung, dass der Landkreis bis nächste Woche weitere Impfdosen erhält. „Wir würden gerne mehr impfen, doch unser Impfzentrum ist derzeit noch nicht vom Ministerium freigegeben“, so Heuschen. Alle in der Verwaltung hoffen jedoch, dass das Impfzentrum ab Februar seine Arbeit aufnehmen wird.
Keine Fahrt nach Wiesbaden notwendig
Dr. Heuschen teilte jedoch auch mit aufgrund der vielen Anfragen, dass es vom Ministerium nicht angedacht ist, dass die älteren Personen jetzt alle die Fahrt nach Wiesbaden aufnehmen. Sie empfehlt stattdessen, dass ältere Personen zu einem späteren Zeitpunkt geimpft werden können, wenn weitere Impfstoffe vorhanden sind, welche in der Handhabung auch praktikabler sind. Daher sei es derzeit nicht möglich, einzelne Personen über 80 Jahre mit den mobilen Impfteams zu besuchen. Der Impfstoff muss bei – 80 Grad gelagert werden. „Wenn die Impfdosen verdünnt sind, muss ich sie innerhalb einer Stunde verimpfen und darf sie nicht mehr transportieren“, so Heuschen. Und da sie aus einem Fläschen fünf Dosen erhält, ist es unpraktikabel und nicht erlaubt, einzelne Personen einzeln anzufahren. „Das ist logistisch einfach nicht machbar“, so Heuschen. Aber sie hofft, dass die gesamte Situation nur noch wenige Wochen so prekär ist.
Apell an die Bürger
Landrat Michael Köberle richtete auch nochmal einen Appell an die Bürger: „Die Bürger sind mit ein Schlüssel, um die Pandemie einzudämmen. Wir bekommen die Werte nur nachhaltig nach unten, wenn sich alle an die Regeln halten.“ Seit Wochen schafft es der Landkreis nicht, die Inzidenz auf unter 200 pro 100.000 Einwohner zu bekommen. 1/3 der Fälle sind in den Einrichtungen und Krankenhäusern verortet. Der Rest der Infektionen findet sich im häuslichen Umfeld. Dabei handelt es sich laut Köberle um ein diffuses Infektionsgeschehen. Einen Hotspot kann er im Landkreis nicht ausmachen, die Verteilung sei recht gleichmäßig.
Einen Grund für die hohen Zahlen führt er auf die umfangreichen Testungen zurück. Limburg-Weilburg sei mit der einzige Landkreis, der seit dem 11.Dezember die Allgemeinverfügung zur erhöhten Testung in den Einrichtungen und Krankenhäusern für Bewohner, Personal sowie Besucher besitzt. Zudem gebe es mit der Abstrichstelle in Zusammenarbeit mit der kassenärztlichen Vereinigung, der Abstrichstelle von Trobasept plus vier Covid-Schwerpunktpraxen sowie Hauspraxen viele Möglichkeiten, sich testen zu lassen. Weiterhin besitzt der Landkreis eine große Anzahl an Krankenhäusern mit großem Einsatzgebiet sowie gemessen an den Einwohnerzahlen auch mehr Pflegeplätze als andere Landkreise.
Es sei einmalig in Hessen, rund 7.500 Testungen die Woche vorzunehmen, so der Erste Kreisbeigeordnete Jörg Sauer. An die Bundeswehr ging jetzt eine Anfrage raus, ob diese die Einrichtungen beim Testen unterstützen können. Dies soll zu einer Entlastung des Pflegepersonalsführen. Diese vielen Testungen lassen laut Köberle aber auch eine viel bessere Einschätzung des Infektionsgeschehens zu.
Doch Köberle äußerte am Ende des Gespräches noch die Hoffnung, „dass wir in absehbarer Zeit wieder unter die Zahlen kommen, um die Einschränkungen zurücknehmen zu können, wenn sich die Bürger an die Maßnahmen halten.“
Anbei auch die Pressemitteilung des Landkreises