Kreistag setzt sich für Halt Farbwerke Höchst ein

Seit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember entfallen für drei Züge aus Richtung Limburg der Halt an der Station Farbwerke Höchst. Kritik daran wird laut, denn dies betrifft vor allem hunderte Mitarbeiter, die täglich in den Industriepark Höchst pendeln. Die CDU möchte mit Vertretern des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) sowie der Deutschen Bahn ins Gespräch kommen, um eine Lösung zu finden. 

Bereits Ende November wurde Kritik an dem neuen Fahrplan der RMV laut. Letzte Woche war dies Thema im Kreistag. Einig sind sich alle Fraktionen, dass sich etwas tun muss. Der Landkreis muss ein Zeichen setzen, dass ihm seine Bürger wichtig sind und für den Erhalt dieser Haltestellen werben.

Rücknahme der Entscheidung bewirken

Andreas Hofmeister begründete den CDU-Antrag. Durch den wegfallenden Halt kommen auf die Pendler längere Fahrtzeiten aufgrund des Umsteigens zustande und da es über eine weitere Tarifzone geht, wird der Weg auch teurer. Er fragt sich, ob diese Entscheidung überhaupt in die Zeit passt. „Der ÖPNV soll attraktiver werden und da wird eingegriffen. An einer Stelle diskutieren wir die Reaktivierung von Bahnstrecken und woanders werden genutzte Verbindungen eingeschränkt.“ Er bedankte sich bei Bürgermeister Frank Groos, Brechen und Landrat Michael Köberle, welche bereits aktiv in der Sache geworden sind.

Zustimmung erhält er von allen Fraktionen. Statt das Angebot attraktiver zu gestalten, werde es immer unattraktiver, so Marion Schart-Sauer (FDP). Sie forderte die Anwesenden auf, politischen Druck zu erzeugen, um die Entscheidung rückgängig zu machen. Auch Tobias Eckert (SPD) möchte eine kurzfristige Nachsteuerung dieser Entscheidung. Er habe ein Schreiben erhalten, indem es auch um infrastrukturelle Probleme auf dieser Strecke gebe, weshalb diese Einschnitte überhaupt vorgenommen wurden. „Wir müssen aus der Region heraus ein Signal setzen“, so Eckert.

Attraktive Mobilität für Pendler

Für Anke Foeh-Harshman, Grüne, sieht so keine gelungene Verkehrswende aus. Damit die Menschen eine Verkehrswende mittragen, muss diese an die Bedürfnisse angepasst, attraktiv und bezahlbar sein. Doch dies passiere gerade nicht. „Die Bahn muss attraktiver werden und nicht die Stammpendler verprellen“, so Foeh-Harshman. Statt den ÖPNV zu verschlechtern, sollte die Entscheiden zurückgenommen werden.

Valentin Bleul, Freie Wähler, unterstreicht die Aussagen. Jedoch fragt er sich, wieviel der Landrat von den Plänen wusste. Wurde ihm doch mitgeteilt, dass diese Pläne bereits mehrere Jahre bekannt waren und mit den Landkreisen und Verkehrsverbünden abgesprochen wurden. Seine Mahnung an den Landrat: „Drücken sie auf die Tube, dass ab Anfang Januar die Pendler in Höchst wieder ein und aussteigen können.“ Etwas Verwirrung stifteten die Freien Wähler, die kurz vor dem Kreistag noch mit einem Änderungsantrag kamen. Sie beantragten, dass der Landrat ein persönliches Gespräch mit dem RMV anstrebt. Weiterhin wollen sie ein öffentliches Hearing, in welches neben allen Beteiligten wie RMV und Deutsche Bahn, auch Pendler die Möglichkeit erhalten sollen, zu Wort zu kommen. Zudem möchten sie über eine zusätzliche Bahnverbindung für Sonn- und Feiertage zu sprechen, um Schichtarbeitern eine Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs an diesen Tagen zu ermöglichen. Als letzten Punkt möchten sie eine Verbesserung der Umsteigezeiten am Knotenpunkt in Limburg.

Christian Wendel (CDU) äußerte sich auch etwas verwirrt über diesen sehr kurzfristigen Antrag, wollen sie doch im Grund alle das gleiche. Und er wies darauf hin, dass die Ausschusssitzungen öffentlich sind und Pendler gerne dazukommen können.

Landrat hatte keine Kenntnis

Auf den Vorwurf der Freien Wähler, wieviel er wusste, zeigte Landrat Michael Köberle auf, dass diese Einsparung des Haltepunktes im Aufsichtsrat nie Thema war. Daher habe der Aufsichtsrat den RMV nochmal explizit darauf hingewiesen, dass sie über solche Änderungen informiert werden möchte. Er erklärte weiterhin, dass die Infrastruktur ein gewisses Alter hat. Wenn am langen Ende eine immer stärkere Verdichtung erfolgt, dann müsse auch in die Infrastruktur investiert werden. Nur dann sei auch mehr auf hochfrequentierten Strecken möglich. „Ich begrüße die Initiative aller Fraktionen“, so Köberle. Insgesamt sei der Landkreis bereits gut aufgestellt. Um die Infrastrukturprobleme zu lösen, muss auf allen Ebenen Geld investiert werden und alle, vom Bund bis zum Landkreis sollten zusammen mit den Verkehrsverbünden an einer Lösung arbeiten.

Für den Änderungsantrag stimmten die Freien Wähler und die Linke, AfD und FDP enthielten sich. Für den CDU-Antrag stimmte das gesamte Parlament und verwies den Antrag in den Ausschuss für Raumordnung, Wirtschaft, Bau und Verkehr.

Im letzten Kreistag brachte Landrat Michael Köberle den Haushalt für 2022/23 ein, den Artikel findet ihr hier.

 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert