Kritik am neuen Zugfahrplan – Einsatz für weiteren Halt Farbwerke Höchst
Mitte November wurde der Winter-Fahrplan des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) öffentlich. Dieser sieht vor, dass ab dem 12. Dezember drei Züge aus Richtung Limburg nicht mehr an der Station Farbwerke Höchst halten sollen. Kritik daran wird laut, denn dies betrifft vor allem hunderte Mitarbeiter, die täglich in den Industriepark Höchst pendeln.
Die drei Züge sollen in der Hauptverkehrszeit zwischen 6.30 Uhr und 7.30 Uhr nicht mehr an der Station Farbwerke Höchst halten, sondern nur noch am zwei Kilometer entfernten Bahnhof Höchst. Auch ein Zug am Abend ist von den Neuregelungen betroffen. Die Betriebsräte in den rund 90 Chemie- und Pharmaunternehmen haben eine Unterschriftenaktion gestartet, um die RMV aufzufordern, diese Escheidung zurückzunehmen. Vor allem in Zeiten des Klimawandels sei es der falsche Weg, dass die Betroffenen auf das Auto umsteigen. Die RMV äußerte sich in einem Artikel der Frankfurter Neuen Presse am 13. November, dass diese Maßnahme umgesetzt wird, um das Schienennetz am Bahnknoten Frankfurt zu entlasten. Durch den Verzicht verspreche sich die RMV eine bessere Fahrplanstabilität. Wer zur Haltestelle Farbwerke Höchst möchte, könne in Hofheim auf die S2 umsteigen. Dies gehe mit einer geringen Fahrzeitverlängerung einher, aber die RMV-Sprecherin hofft, dass dies akzeptiert wird.
Kritik von Bürgermeister Groos
Schon sehr früh äußerte der Brechener Bürgermeister Frank Groos seine Kritik. Er hat sich in einem Schreiben an die RMV gewendet. Er war selbst viele Jahre Pendler und kenne daher die Situation sehr gut. „Aktuell ist stets von der Verkehrswende die Rede. Es gibt allgemeinen Konsens darüber, dass es uns gelingen muss, den Individualverkehr zu reduzieren. Ein wesentlicher Beitrag muss daher sein, die Menschen „weg vom Auto und hin zur Schiene“ zu bewegen“, so Groos in seinem Schreiben, „Ihre Planung konterkariert diese Idee aber und ist daher aus meiner Sicht unbedingt zu revidieren.“ Der Landkreis ist eine Pendlerregion, in dem täglich viele Menschen ins Rhein-Main-Gebiet pendeln. Es sollten eher Anbindung und Taktung verbessert werden, anstatt einzelne Stationen nicht mehr anzufahren. Für die Pendler bittet er darum, dass die RMV diese Entscheidung nochmals überdenkt. Sollte doch die Bahn attraktiver werden, was mit dieser Umsetzung nicht gelingt.
CDU macht sich für Pendler stark
Auch die CDU möchte sich für die Pendler stark machen und bringt daher einen Antrag in den nächsten Kreistag am 17.Dezember ein. Zuständige Vertreter der Verkehrsbetriebe sollen in den Ausschuss für Raumordnung, Wirtschaft, Bau und Verkehr eingeladen werden, um gemeinsam über die Auswirkungen der Streichung der Haltestelle Farbwerke und entsprechende Lösungsmöglichkeiten für die betroffenen Pendler zu beraten.
Der Industriepark Höchst ist seit Jahrzehnten Arbeitsort von tausenden Menschen im Landkreis Limburg-Weilburg. Gerade das Pendeln mit dem Zug erfreut sich auch aus klimapolitischen Gründen einer steigenden Beliebtheit. Dass nun mit Beginn des neuen Fahrplans am 12. Dezember 2021 mehrere Züge zu den Hauptverkehrszeiten aus Richtung Limburg nicht mehr wie bisher direkt am Industriepark (Station Farbwerke) halten, sondern erst wieder am etwa zwei Kilometer entfernten Bahnhof in Höchst, stößt bei der CDU-Kreistagsfraktion auf Unverständnis.
„Unsere Heimat ist eine klassische Pendlerregion. Von der geplanten Streichung sind viele Arbeitnehmer aus unseren Gemeinden betroffen. Sie werden einen deutlich längeren Weg zur Arbeit in Kauf nehmen müssen, weil sie künftig erst in Höchst aussteigen können und dann zu Fuß oder mit anderen Verkehrsmitteln „zurück“ zum Industriepark müssen, an welchem der Zug aus Limburg vorher bereits vorbeigefahren ist.“, so der Bad Camberger Kreistagsabgeordnete Daniel Rühl. Die Streichung bedeute auch eine indirekte Kostenerhöhung für viele Pendler, da der Bahnhof Höchst sich in einer zusätzlichen Tarifzone befindet.
Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion Christian Wendel bekräftigt die Kritik an der geplanten Fahrplanänderung: „Diese Entscheidung der Verkehrsbetriebe können wir nicht nachvollziehen. Für viele Pendler bedeutet dies eine unmittelbare Verschlechterung ihrer Lebensqualität und führt zu zusätzlichem zeitlichen und mitunter auch finanziellem Aufwand. Die Verkehrsbetriebe sollten viel eher daran interessiert sein, ihr Angebot weiterzuentwickeln und attraktiver zu gestalten. Ob wir so kurzfristig Abhilfe schaffen können, wissen wir derzeit noch nicht. Meine Fraktion wird sich jedenfalls für die vielen betroffenen Arbeitnehmer stark machen!“