„Kultur ist ein wichtiges Grundrauschen in der Gesellschaft“
Was braucht Kultur in einer ländlichen Region? Dieser Frage spürte der Steuerungskreis „Heimspiel Kultur“ zusammen mit verschiedenen Gästen bei einer Podiumsdiskussion nach. Einig war sich alle, dass Kultur wichtig ist für die Gesellschaft. Weiterhin ist Kultur vielfältig. Doch leider sind alle Angebote nicht immer sichtbar und untereinander vernetzt. Doch dies soll sich im Landkreis Limburg-Weilburg nun ändern.
Das Spielmann-Kulturzentrum in Weilburg eignete sich sehr gut als Veranstaltungsort für die Podiumsdiskussion. Überall war Kultur in den Räumen zu spüren. Zur Podiumsdiskussion hat der Steuerungskreis „Heimspiel Kultur“ geladen. Begrüßt wurden vor allem anwesenden Kommunalpolitiker, Bürgermeister und wenige Kulturtreibende durch Sabine Abel, Silvia Scheu-Menzer, Lars Wittmaack und Jörg Sauer, die sich alle seit langer Zeit mit dem Thema Kultur im Landkreis beschäftigen. Doch an dem Abend sollte der Blick über den Tellerrand gehen, um eventuell Erfahrungswerte für die eigene Arbeit mitzunehmen.
Weiße Karte Limburg-Weilburg
Als Sebastian Hartings, Regionalbeauftragter Mittelhessen bei den LandKulturPerlen das erste Mal mit dem Landkreis Limburg-Weilburg in Berührung kam, war dieser eine weiße Karte für ihn. Doch dies habe sich in den letzten zwei Jahren geändert. Es habe sich viel getan. Kultur ist Musik, ist Theater, ist Kunst, ist kulturelle Bildung, ist das Bewahren von Traditionen, bestimmtes Essen oder Trinken – Kultur ist vielfältig und „das Grundrauschen unserer Gesellschaft“, so Moderator und Kulturschaffender Matthias Frey. Und Kultur müsse lernen, sich nicht gegenseitig als Konkurrenz anzusehen, sondern ins Miteinander zu gehen.
Wie dies geschehen kann, zeigte Markus Mohr, zuständig für Kultur und Sport im Landkreis Marburg-Biedenkopf, auf. Sie machen seit 40 Jahren Kulturarbeit im Landkreis, haben in den 90er Jahren einen Kulturentwicklungsplan aufgestellt und Leitlinien für kulturelles Engagement erarbeitet. Nach einer Bestandsaufnahme stellten sie fest, dass jeder fünfte Bewohner im Landkreis kulturell aktiv ist. Hier findet eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis, den Kommunen und der Kultur statt. Stolpersteine seien zu Beginn die Kommunen gewesen, die das Thema nicht aus ihrer Hand geben wollten und über die Umlage die Stelle finanzieren sollten. Doch inzwischen gebe es keine Kritik mehr, denn die Kommunen sehen den Mehrwert, den sie durch diese Stelle haben.
Was kann ich für eine Region tun?
Eine andere Herangehensweise an das Thema zeigte Harriet Völker vom Trafo-Modellprojekt der Kulturstiftung des Bundes auf. Seit 2016 werden 11 Projekte im Bund gefördert. Sie gingen an die Kulturschaffenden heran mit der Frage: „Was ist eure Rolle in der Region und welchen Beitrag leistet ihr?“ Auch sie hat die Erfahrung gemacht, dass das Thema Netzwerk immer wieder eine Rolle spielt und das der Wunsch besteht, dass sich jemand darum kümmert. „Im Ehrenamt ist dies nicht leistbar“, so Völker. Leider enden Modellprojekt immer irgendwann und dann besteht die Gefahr, dass angesammeltes Wissen verloren geht.
Der Erste Kreisbeigeordnete Jörg Sauer warf einen Blick auf den Landkreis. Es gebe keinen Bedarf an zusätzlichen, kulturellen Angeboten. Da sei der Landkreis sehr gut aufgestellt. Aber es geht darum, dieses Angebot sichtbar zu machen. Daher gibt es intern in der Kreisverwaltung bereits Überlegungen, wie man dies anstellen kann. Und das ist ein Punkt, den Hartings kritisiert: „Die Strukturen für die Kultur im Landkreis fehlen.“ Mit auf dem Podium saß Cara Basquitt, die Einblicke in ihr theaterpädagogisches Schaffen in der Region gab.
Auch im Landkreis Limburg-Weilburg spielt das Thema Vernetzung und Sichtbarkeit eine Rolle, weshalb sich der Steuerungskreis Heimspiel Kultur gefunden hat. An dem Projekt beteiligen sich inzwischen neun Kommunen. Kulturschaffende vor Ort erhalten die Möglichkeit, sich in einem Film zu präsentieren. Häufig sei einem nicht bewusst, welche vielfältigen Angebote es im Landkreis gibt. Die Podiumsdiskussion wurde kulturell untermalt mit einem Gesangsbeitrag von Pinocchio `90 und einem Poetry Slam von Kaddy Kupfer.