Kulturelle Bildung mit dem Fliegenden Künstlerzimmer
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Seit Anfang des Schuljahres befindet sich an der Schule im Emsbachtal in Niederbrechen das Fliegende Künstlerzimmer. In dem Künstlerzimmer, einem kleinen Holzhaus, wohnt die Künstlerin und Performerin Claudia Sárkány und setzt mit den Schülern verschiedene künstlerische Projekte um.
Kinder und Jugendliche sind von Natur aus kreativ. Um dies zu fördern, dachte sich die Crespo Foundation, Kunst und Kultur direkt auf den Schulhof zu bringen. Als Resultat wurde 2018 zusammen mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst das Programm „Fliegendes Künstlerzimmer“ ins Leben gerufen. Hierbei handelt es sich um ein mobiles Wohn-Atelier, in welchem die Künstlerin Impulse an die Schüler gibt und mit den Lehrern zusammen Ideen realisieren kann. Kunst und Kultur gelangt somit an die Schulen im ländlichen Raum.
Offene Räume im Künstlerzimmer
Das Fliegende Künstlerzimmer in Niederbrechen ist eines von drei Ateliers, welches in Hessen unterwegs ist. Die anderen beiden Künstlerzimmer stehen in Seligenstadt an der Einhardschule und in Großenlüdern an der Lüdertalschule. Claudia Sárkány ist seit dem Schuljahr 2021/22 in Niederbrechen zu Gast. Drei Tage die Woche wohnt sie vor Ort in dem Künstlerzimmer und ihre Tür steht den Schülern offen. Sie arbeitet seit über zehn Jahren als Filmemacherin mit Schwerpunkt filmisches Erzählen und so haben ihre Projekte auch sehr viel mit Bewegtbildern zu tun.
Das mit Holzschindeln verkleidete Haus mit 8mal auf 10 Metern fügt sich neben der Schule sehr gut ins Bild ein. Innen ist es durch das Holz sehr warm. Der 3,50 Meter hohe Raum ist lichtdurchflutet und es ist angenehm, sich dort aufzuhalten. Tische, verschiedene Sitzgelegenheiten, technische Ausrüstung sowie Leinwände mit unterschiedlichen Welten finden sich im Raum. Am Rande befindet sich eine Schlafmöglichkeit und eine kleine Küche, ein kleiner Baderaum verbirgt sich hinter einer Tür. Nicht immer einfach, denn mit Privatsphäre ist da nicht viel. Daher ist es schon eine Herausforderung für die Künstlerin, dieses Projekt durchzuziehen. Eine völlig neue Erfahrung ist es auf alle Fälle für sie.
Herausforderungen des Projektes
Eine weitere Herausforderung neben diesem ungewohnten Wohnen ist auch die Verbindung der Kreativität mit dem durchgetakteten Stundenplan. Es ist nicht nur ein Projekt, auf welches sich die Beteiligten konzentrieren, sondern es laufen verschiedene Projekte mit den Klassen von der Grundschule bis hoch zur 9. Klasse. Und die alle unter einen Hut zu bekommen, kommt manchmal jonglieren gleich.

In regelmäßigen Abständen flammen Diskussionen auf, welche Fächer es in der Schule benötigt und worauf man doch verzichten könnte. Bei den Fächern, die es nicht bedarf, fallen oft Kunst und Musik. Doch kulturelle Bildung ist wichtig, sagt Schulleiter Bernd T. Steioff. „Kultur und damit auch Kunst und kulturelle Bildung sind unumgänglich, um ein vernünftiger und großartiger Mensch zu werden. Wenn wir überlegen, was den Menschen zum Menschen macht, dann ist es die kulturelle Bildung“, so seine Meinung. Daher war er sofort begeistert, als er von dem Projekt hörte und setzte sich dafür ein, dass es nach Niederbrechen an die Schule kommt. Durch Corona seien leider nicht so viele Interaktionen möglich gewesen, wie er es sich gewünscht hätte. So ist es sein Wunsch, dass die Bevölkerung noch mehr in das Projekt mit einbezogen wird. Er hofft, dass dies im zweiten Jahr noch stärker ausgebaut werden kann.
Müllprojekt und Auseinandersetzung mit sozialen Medien
Die Projekte sind sehr vielfältig, die Claudia Sárkány mit den einzelnen Klassen umsetzt. In der Grundschule ging es um das Thema Müll. Wie entsteht Müll, wie lässt sich dieser vermeiden? Im fliegenden Künstlerzimmer verwandelten die Grundschüler den Müll bestehend aus Flaschen, Klopapierrollen sowie anderen Verpackungen, zu liebenswerten Müllmonstern. Die Beschäftigung mit diesem Thema in verschiedenen Ausprägungen über einen längeren Zeitraum führt dann auch zu einer veränderten Einstellung und einem bewussteren Umgang mit Müll, erzählt die Lehrerin Kerstin Jansozka der Klasse 2b. Sogar ein kleiner Film wurde mit den Monstern gedreht. Für die Schüler fühlten sich die Besuche im Künstlerzimmer nicht wie Unterricht an. Sie erzählten darüber, dass sie dort mehr Freiheiten als im Kunstunterricht hätten und viel mehr Material, mit dem sie arbeiten können.

Mit Schülern der 9.Klasse ging es darum, welche Bilder soziale Medien vorgaukeln und welche Auswirkungen diese eventuell auf den Einzelnen haben. Themen aus der eigenen Lebenswelt, die im Unterricht behandelt werden, erhalten durch ein Projekt im fliegenden Künstlerzimmer nochmal eine ganz andere Dimension und eine Vertiefung. Daneben erfahren die Teilnehmenden etwas über die Erstellung eines Storyboards, über das Drehen von Filmsequenzen und die Kreativität wird nochmal ganz anders gefördert.
In eigener Sache
Seit Februar begleite ich das Projekt ein Stück weit. Ich habe die beiden Siebtklässlerinnen Mira und Maya kennengelernt. Sie sind die sogenannte „Hofberichterstatterinnen“ für den Blog des Fliegenden Künstlerzimmers. Sie berichten über die Projekte, die in Zusammenarbeit mit der Künstlerin entstehen. Gerne habe ich die Betreuung der Blog-AG übernommen.
Gemeinsam setzen wir uns mit den Projekten auseinander, welche an der Schule zusammen mit dem Künstlerzimmer umgesetzt werden. Ich gebe ihnen Tipps, damit lesenswerte Beiträge entstehen. Dadurch kann ich auch Einblicke in meine Arbeit geben. Es ist für mich eine neue Erfahrung, mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten und ihnen etwas über die Arbeit als Lokaljournalistin zu erzählen. Es sind manchmal kleine Dinge, wie das Vermeiden überflüssiger Wörter oder spannende Fragen in einem Interview. Oder es ist die Auseinandersetzung mit der Frage, was ist lesenswert. Ich bin sehr gespannt, was sich bis zum Ende des Schuljahres noch entwickelt.
Ergebnisse unserer gemeinsamen Arbeit findet ihr auf dem Blog des Fliegenden Künstlerzimmers.