Landwirte wünschen sich mehr Planungssicherheit für die Zukunft

Die Landwirte wünschen sich von der Politik mehr Planungssicherheit, so dass sich ihre Arbeit auch in Zukunft lohnt und sie regional in Deutschland Lebensmittel produzieren können. Doch aktuelle Entwicklungen führen dazu, dass mehr und mehr Betriebe aufgeben. Dies führe irgendwann dazu, dass das Fleisch aus dem Ausland kommt.

Dies war ein Ergebnis des Gesprächs zwischen Marco Hepp, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Limburg-Weilburg, der in Hünfelden-Dauborn einen Schweinezuchtbetrieb hat und dem FDP-Bundestagsabgeordneten Alexander Müller sowie FDP-Politikern aus der Region.

Niedrige Preise im Ferkelverkauf

Seit 1968 hat die Familie Hepp die Schweinezüchterei am Standort Hünfelden-Dauborn aufgebaut. Der Betrieb begann mit 30 Muttersauen und hat sich zu einem Zuchtbetrieb mit 450 Sauen entwickelt. Bereits 1993 wurde die Mast ausgelagert. Um die Tiere zu füttern, bewirtschaftet Marco Hepp 110 Hektar Ackerland. Im Jahr hat er rund 12.000 Ferkel, von denen er 1.000 für die eigene Mast behält und den Rest verkauft. Für eine größere Mast sei er zu klein. „Viele Jahre hatten wir gute Erlöse, so dass sich die Spezialisierung lohnte“, so Hepp. Mit der Ferkelzucht habe er eine Sonderstellung und vermehrt wenden sich auch kleine Mäster an ihn.

Momentan ist es jedoch sehr schwer, von der Schweinezucht zu leben. Seine Produktionskosten sind bei weitem nicht gedeckt. Bis er ein Ferkel in den Verkauf gibt, investiert er rund 60 Euro. Derzeit erhält er noch 45 Euro für ein Ferkel. Woanders liegen die Preise bei 20 Euro für ein 28-Kilogramm schweres Ferkel. Und er glaubt aktuell nicht, dass sich die Preise erholen werden. Die Prognosen sehen eher einen noch niedrigeren Preis vor. „Die Produktionskosten sind nicht gedeckt, aber keiner weiß, woran dies liegt“, so Hepp.

Er glaube nicht, dass es ein Überangebot an Tieren gibt, so dass sich dies auf den Preis auswirke. Er sieht eher ein Problem im Exportstop nach China. China importiert keine Schweine mehr aus Ländern, in denen die Afrikanische Schweinepest (ASP) aufgetreten ist. Darunter fällt auch Deutschland. Daher bleiben die Schlachtereien auf den Füßen, Ohren und Schnauzen sitzen und diese Wertschöpfung fehlt ihnen. Das geben sie mit niedrigen Preisen an die Landwirte weiter. „Es sind wenige Schlachthöfe in Deutschland, die den Preis diktieren“, zu Hepp. Wenn die Produktionskosten nicht gedeckt sind, dann geben die Betriebe auf. Dann gibt es keine Regionalität mehr und das Fleisch kommt aus dem Ausland. Und wer will im Ausland die Haltungsbedingungen der Tiere kontrollieren? Diese Fragen stellte Hepp in den Raum.

Keine Planungssicherheit mehr für die Landwirte

Armin Müller, Präsident der Deutschen Landsenioren und stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende, sieht den Landkreis noch immer in einer herausgehobenen Stellung in der Schweinezucht. Doch mit dem Wegfall der direkten Vermarktung bei der Limburger Auktion sei auch viel für die Region weggebrochen. Müller bescheinigt dem Betrieb einen Vorbildcharakter, der art- und tiergerecht arbeitet. „Durch geänderte Rahmenbedingungen haben die Landwirte keine Planungssicherheit und damit auch keine Perspektive“, so Müller, „doch die regionale Produktion muss gesichert werden.“

Allein in Deutschland sinkt seit Jahren die Anzahl der gehaltenen Sauen, wie eine Statistik belegt, welche dem Kreisbauernverband Limburg-Weilburg vorliegt. In Hessen sank die Zahl der Sauenhalter seit November 2019 um 6,4 Prozent. Im Landkreis selbst gab es bis letztes Jahr noch 20 sauhaltende Betriebe. Dies hat auch zur Auswirkung, dass die Tiere immer weitere Strecken transportiert werden müssen. Die Belastungen und das Leid für die Tiere sowie die CO2-Emissionen spielen hierbei keine Rolle. Hepps weitester Transport sei mit 2,5 Fahrstunden Richtung Kassel.

Weitere Probleme in der Sauenhaltung

Neben dem aktuell niedrigen Preis gibt es weitere Themen, die Probleme bereiten. In seinen Kastenständen zur Abferkelung kann Hepp derzeit 14 Sauen in einem Raum halten. Bei einer Freilauf-Abferkelung kann er statt 14 Tiere nur noch acht Tiere in dem Raum halten. Zudem sei dann ein Umbau seiner Ställe notwendig. Über Jahre habe er seine Ställe aufgebaut und die sind jetzt so gestaltet, dass es vom Handling her am einfachsten ist.

Doch häufig werden bei der Verabschiedung neuer Regeln die Menschen vergessen, die mit den Tieren tagtäglich arbeiten. Zudem könne er nicht so leicht mit den Ferkeln in einer Freilaufabferkelung arbeiten. Eine Sau kann gefährlich werden, wenn sie ihre Ferkel beschützen will. Seit dem 1. August muss er den neugeborenen Ferkeln ebenfalls ein Beschäftigungsangebot mit organischem Beschäftigungsmaterial machen. Im Ferkelstall kann er dies nachvollziehen, aber frisch geborene Ferkel hätten ganz andere Bedürfnisse. „Es ist absurd. Die Politik gibt vor, womit junge Ferkel zu spielen haben“, so Hepp.

Herausforderung Afrikanische Schweinepest

Zudem kommen die verschiedenen Anforderungen hinzu, um eine Ausbreitung von ASP zu vermeiden. Und da tut sich der nächste Widerspruch auf. Zur Eindämmung von ASP werden geschlossene Ställe empfohlen. Um ein Label „Tierwohl 3 oder 4“ zu erhalten, bedarf es offener Ställe mit ausreichend Frischluftzufuhr und Außenanreizen. Er sieht derzeit nur einen negativen Trend und dann muss auch er sich fragen, ob er in Zukunft mit einem reduzierten Tierbestand weitermacht oder ob er überhaupt noch weitermacht.

In seinen Augen würde es reichen, wenn 40 Cent bei Fleischprodukten an den Endverbraucher weitergegeben werden. Und diese 40 Cent müssten dann auch beim Landwirt unten ankommen. Aber da passiert leider nichts. Über die letzten Jahre hat die Politik die Landwirtschaft kaputt gemacht, so Marion Schardt-Sauer, FDP-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende. „Wir möchten uns nicht gegen Entwicklungen stemmen“, bekräftigt Marco Hepp nochmal, „aber für Neuerungen brauchen wir finanzielle Unterstützung.“
Neben der Planungssicherheit würde er sich zudem mehr Rückendeckung aus der Politik für die Landwirte wünschen. Tier- und Umweltschutz muss mit Augenmaß betrieben werden und muss so gestaltet werden, dass es für die Landwirte rentabel ist. „Wir machen einiges für den Umwelt- und Klimaschutz, doch die Honorierung dafür fehlt“, so Hepp. Für Marion Schardt-Sauer kommt noch ein weiterer Faktor hinzu – die Wertschätzung. Die Menschen sollten mehr Hochachtung vor dem Beruf des Landwirtes haben.

Der Bundestagsabgeordnete bekräftigte am Ende seines Besuches nochmal, dass die FDP will, dass Lebensmittel weiterhin in Deutschland produziert werden und dass die Landwirtschaft rentabel sein muss. „Wir wollen die Landwirte in Deutschland halten“, so sein Schlusswort.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert