Lebensretter für die Kleinsten

Pressemitteilung – Glücklicherweise gehören Notfälle in der Geburtshilfe nicht zur Tagesordnung. Doch je seltener eine solche Situation eintritt, desto intensiver muss sie trainiert sein.

Rund 50 Mitarbeitende aus Medizin und Pflege am St. Vincenz-Krankenhaus Limburg haben jetzt in Kooperation mit dem Bildungszentrum der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin (AGNM) Fürth e. V. ihr Wissen zur Neugeborenen-Reanimation aufgefrischt. Sie haben sich anhand aktuellster internationaler Leitlinien in Fragen von Neugeborenen-Notfällen fortgebildet. Auf der Tagesordnung standen neben theoretischem Wissen zu Besonderheiten der ersten Lebenswochen, ebenfalls realitätsnahe praktische Übungen, um die Zusammenarbeit verschiedenster Berufsgruppen in Notfallsituationen zu trainieren.

International anerkannte Wiederbelebungskurse für Neugeborene am St. Vincenz

„Reanimationssituationen bei Früh- und Neugeborenen sind für jeden Beteiligten eine besondere Herausforderung“, erläutert Dr./SZTE József Korcsik, Chefarzt der Kinderklinik am St. Vincenz. „Ziel dieser standardisierten Kurse unter dem Dach des Deutschen Rates für Wiederbelebung (GRC) ist es, das Wissen der Teilnehmenden auf den neuesten Stand zu bringen und ihnen ein Gefühl der Sicherheit und Vorbereitung zu geben. Denn vor allem in solchen Stresssituationen, in denen alle unter besonderem Druck stehen, muss jeder Handgriff mit routinierter Gelassenheit durchgeführt werden. Dafür ist es essenziell wichtig, dass jedes Teammitglied nach einem einheitlichen Konzept arbeitet und in den gängigen Leitlinien ausgebildet ist.“

Inhaltlich standen während der sogenannten Newborn-Life-Support Kurse vor allem die Besonderheiten der ersten Lebenswochen im Fokus sowie Kenntnisse in der Neugeborenen-Reanimation. Dazu gehört ein spezielles Atemwegsmanagement oder das Legen von intraossären Zugängen und Nabelvenenkathetern. Als intraossären Zugang bezeichnet man eine Punktion des Knochenmarks mit einer Spezialkanüle am medialen Rand des Schienbeins. Er ist eine Alternative zum intravenösen Zugang bei kleinen Kindern, Säuglingen und Neugeborenen vor allem in Notfall-Situationen (Quelle: Flexikon DocCheck)

Neben der Vermittlung von Theoriewissen zeichnen sich die international zertifizierten Fortbildungen der AGNF vor allem durch einen hohen Praxisanteil aus. Beim realitätsnahen Situationstraining werden verschiedene Notfallsituationen einstudiert. Ärzte, Pflegekräfte, Hebammen und Rettungsdienstpersonal arbeiten dabei interdisziplinär zusammen. „Ziel der Kurse ist, neben der Vermittlung von Fachwissen, vor allem die Arbeit im multiprofessionellen Team einzustudieren“, erklärte Korcsik. „Während der Rettungsmaßnahmen hat jeder im Team eine feste Rolle. Es gibt beispielsweise einen Teamleiter und jemanden, der ausschließlich für die Beatmung des Neugeborenen zuständig ist. Andere wiederum sind verantwortlich für das Legen von Zugängen und die Gabe von Medikamenten. In jedem Fall spielt die Kommunikation und das Funktionieren als Team eine entscheidende Rolle.“ Die Übungssituationen spiegeln den Alltag aller Berufsgruppen wider. Damit soll sich die zukünftige Zusammenarbeit in echten Notfallsituationen verbessern.

Einheitliche Standards etablieren

Die Newborn-Life-Support-Kurse im St. Vincenz-Krankenhaus Limburg entsprechen in ihrer Durchführung den internationalen Anforderungen des European Resuscitation Councils (ERC). Ziel dieser Leitlinien ist es daher, europaweit einheitliche Standards für die Reanimation von Neu- und Frühgeborenen zu etablieren. Nach dem erfolgreichen Auftakt der Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin sollen die Neugeborenen-Reanimations-Kurse von nun an jährlich in der Limburger Klinik stattfinden. „Wir sind der Klinikleitung sehr dankbar, dass sie in die Vertiefung dieser Expertise investiert und uns diese wichtige Fortbildung ermöglicht“, so der Chefarzt der Kinderklinik.

Alle drei Jahren gibt es Neuerungen in den Leitlinien zur Neugeborenen-Reanimation. Deshalb ist diese kontinuierliche Weiterbildung nach Überzeugung von Korcsik so essenziell wichtig für Medizin und Pflege: „Wir möchten garantieren, dass bei uns immer nach den jeweils aktuellsten Leitlinien agiert wird.“ Neben den Kursen für Neu- und Frühgeborene sollen ab der zweiten Jahreshälfte auch Kurse zu Reanimationssituationen bei Kindern in Kooperation mit der AGNF durchgeführt werden.

Neugeborenen-Notfälle im Krankenhaus

Seitdem die St. Vincenz-Frauenklinik als perinataler Schwerpunkt arbeitet, werden hier unter anderem Risikoschwangerschaften betreut und auch Frauen ab der 32+0 SSW können in der Regel heimatnah, ohne das Risiko einer kindlichen Verlegung, am St. Vincenz entbinden. Denn das Team der Kinderklinik mit integrierter Neonatologie ist in der Lage, plötzlich auftretende, unerwartete neonatologische Notfälle adäquat zu versorgen. Die notfallmäßige pädiatrische Erstversorgung ist rund um die Uhr in jeder Schwangerschaftswoche möglich, auch wenn im Verlauf eine Verlegung in ein höhergradiges Perinatalzentrum (Level II oder I) notwendig sein sollte.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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