Limburg als guter Wirtschaftsstandort ausgezeichnet
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Limburg ist die sechste Kommune, in der die IHK Limburg die Unternehmen zu einer Standortumfrage einluden. Mit einer Gesamtbewertung von 2,9 erhielt die Kreisstadt eine „voll befriedigende“ Bewertung. IHK-Hauptgeschäftsführerin Monika Sommer, Geschäftsbereichsleiter Alfred Jung und Bürgermeister Dr. Marius Hahn stellten die IHK-Standortumfrage vor.
Von den 3.000 in Limburg ansässigen Unternehmen schrieb die IHK Limburg im letzten Jahr 1.100 Unternehmen mit 46 Fragen zum Standort Kreisstadt an. Knapp 200 Unternehmen meldeten sich zurück. 84 Prozent der Unternehmen sind eher zufrieden bis sehr zufrieden mit dem Standort. 16 Prozent sind eher unzufrieden bis sehr unzufrieden. In der Gesamtbeurteilung aus gab es ein „voll befriedigenden“ Wert von 2,9. Bürgermeister Dr. Marius Hahn bedankte sich für die Umfrage, welche ein ausdifferenziertes Bild von der Lage vor Ort gibt. Auch im Ranking erfolgreicher Innenstädte habe Limburg mit Platz 21 von 600 Städten gut abgeschnitten. Dennoch weist er darauf hin, dass dies für ihn kein Wert ist, auf dem die Stadt sich ausruhen sollte.
Stolz auf Branchenmix
Bei der Vorstellung zeigte sich Hahn insgesamt stolz auf den Branchenmix, den es in Limburg gibt. 40 Prozent der Unternehmen sind seit 20 Jahren in der Kreisstadt angesiedelt, 28 Prozent seit weniger als fünf Jahren. All diesen Unternehmen muss die Stadt gerecht werden. Daher sieht Hahn die Ergebnisse als Punkt, um mit den Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Auch Monika Sommer sieht das Ergebnis sehr positiv. Es zeige deutlich, dass Limburg das Zentrum im Landkreis ist. Auch wenn es die sechste Standortanalyse im Landkreis ist, möchte Sommer dies nicht als Ranking unter den Kommunen verstehen. „Jede Kommune hat ihre eigenen Besonderheiten“, so Sommer. Aber die Kommunen erhalten damit Werkzeuge an die Hand, wo sie Dinge verbessern können und was bereits gut läuft. „Es gibt in Limburg viel Potential für unsere Unternehmen“, so Sommer.
„Mit den positiven Werten wollen wir weiter werben“, so Alfred Jung bei der genauen Vorstellung der Ergebnisse. Bei den anderen Themen müsse die Stadt nachbessern. Die Umfrage habe gezeigt, dass die Unternehmen der Infrastruktur eine hohe Bedeutung beimessen, da diese täglich genutzt werde. Ebenfalls die Fachkräfte sowie Ausbildung bewegt die Unternehmen. Der Fachkräftemangel sei überall ein Thema. Er bremse das unternehmerische Handeln und die Entwicklung aus. Das Thema werde in Zukunft immer mehr Raum einnehmen. Insgesamt punktet Limburg mit seiner zentralen Lage, der Erreichbarkeit attraktiver Ziele in der Region sowie der Lebensqualität.
Infrastruktur stärkste Standortfaktor
Der bedeutendste Standortfaktor für 92 Prozent der befragten Unternehmen war die Infrastruktur. Insgesamt ergibt sich ein Zufriedenheitswert von 2,71, wenn es um die Infrastruktur geht. Dabei schnitten sehr gut die Anbindung an das Straßennetz (1,78) und den Flughafen (2,07), die Anbindung an den Schienenverkehr (2,18) und die Nähe zu Kunden sowie Absatzmärkten (2,30) ab. Etwas schlechter wurde der ÖPNV (2,84) bewertet sowie das Tagungs- und Übernachtungsangebot (2,85). Schwache Noten gab es für die Breitbandanbindung (3,37), den baulichen Zustand der Verkehrsinfrastruktur (3,41) und die Leistung des innerörtlichen Straßenverkehrs (3,61).
An zweiter Stelle bei der Bewertung kommen die Standortkosten, die insgesamt nur einen Zufriedenheitswert von 3,44 erhalten. Der Gewerbesteuerhebesatz und die Nebenkosten werden von einer Mehrheit der Unternehmen als zu hoch beurteilt. Diese Einschätzung kann sich Hahn nicht erklären, liegen sie doch mit ihren Kosten im Durchschnitt des Landkreises.

An dritter Stele kommt für die Unternehmen der Bereich Arbeitsmarkt und Bildung. Gute Werte gab es für die Nähe der Berufsschulen (2,47), doch bereits im Bereich Weiterbildung (3,23), Verfügbarkeit von Berufseinsteigern (3,28) und die Nähe zu Hochschulen oder Forschungseinrichtungen (3,36) wurden schlechter bewertet. Mit der Verfügbarkeit von Fachkräften (3,59) erhält der Bereich insgesamt eine Wertung von 3,18.
Weiche Standortfaktoren
Neben den „harten“ Fakten zählen auch die weichen Standortfaktoren, die Attraktivität von Limburg als Wohn- und Lebensort. In diesem Bereich erhält die Stadt einen Zufriedenheitswert von 2,73. Das gastronomische Angebot (2,43) sowie das schulische Angebot (2,44) bewerteten die Unternehmen dabei besonders gut. Aber selbst die Wohnqualität (2,54), die Lebensqualität (2,57), die Gesundheitsversorgung (2,57), das Einzelhandelsangebot (2,62), das Freizeitangebot (2,65), die Pflege von Älteren (2,62) und Kindern (2,79) wurden gut bewertet. Abzüge gab es für das kulturelle Angebot (3,07). Hier zeigte sich eine etwas differenzierte Aussage der Unternehmen. Dies habe mit daran gelegen, in welchem Stadtteil sich das Unternehmen befindet.
Unzufriedenheit gibt es mit der Verwaltung (3,36) sowie dem Flächenangebot (3,56). Das Onlineangebot der Stadt (3,36) erhielt noch die besten Beurteilung. Die Erreichbarkeit der Verwaltung (3,26), die Verlässlichkeit bei Wirtschaftsfragen (3,29), ein offenes Ohr für Wirtschaftsfragen (3,39) oder auch die Reaktionsgeschwindigkeit (3,49) erhielten schlechtere Noten. Ganz schwache Wertung gab es für die Transparenz von Entscheidungen (3,45) sowie der Bearbeitungsdauer (3,47). Und bei Gewerbeflächen sowie Wohnraum werde in Limburg der Bedarf nicht gedeckt. Monika Sommer weiß, dass sich das Thema Gewerbeflächen durch die ganze Region zieht. Neben Anfragen aus dem Landkreis selbst kommen auch viele Anfragen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Da heißt es auch immer, abwägen.
Einige Hausaufgaben für die Stadt
„Limburg ist ein top Standort“, so Jung am Ende der Präsentation der Zahlen. Doch der Druck von außen werde zunehmen, so dass die Stadt in der Verantwortung ist, an den Schrauben zu drehen, um noch besser zu werden. Hahn weist darauf hin, dass viele Kritikpunkte bereits mit dem neuen Regionalplan umgesetzt werden sollen. Die Stadt kämpfe für mehr Gewerbeflächen, um Unternehmen hier zu behalten, die sich vergrößern möchten. Und mit Blumenrod V und VI soll Wohnfläche geschaffen werden. Neben dem Bauen am Stadtrand soll ebenfalls der Leerstand in den Kernen bekämpft werden. „Limburg befindet sich auf einem hohen Niveau und das Profil möchten wir weiter schärfen“, so Hahn.
Ihm ist bewusst, dass es beim Stadtmarketing und der Wirtschaftsförderung Luft nach oben gebe. Derzeit laufen Einstellungsgespräche für einen Citymanager oder eine -managerin, in dessen Aufgabengebiet diese Themen dann fallen. Aber er gibt auch zu Bedenken: „Wir müssen viele Bälle gleichzeitig in der Luft halten, ämterübergreifend arbeiten, da können sich Prozesse auch mal ziehen.“
Fachkräftemangel als Problem
Zudem merke er den massiven Wettbewerb um Arbeitskräfte. Die Pandemie hat das Thema nochmal verschärft. Vor Corona konnte die Stadt damit punkten, dass sie wohnortnahe Arbeitsplätze anbietet und niemand pendeln muss. Mit dem Homeoffice ist dieses Argument weggefallen. Die Unternehmen wie auch die Stadt müssen mit anderen Argumenten punkten. Die Stadt biete einen modernen Arbeitsplatz, ein Jobticket und E-Bike-Leasing sowie Parkplätze vor der Tür, wirbt Hahn für die Stadt als Arbeitgeber. In den nächsten Haushaltsberatungen möchte Hahn auch über die Gehälter sprechen, aber wenn es eine Anhebung gibt, dann nicht nur für einzelne Stellen, sondern für alle Mitarbeitenden. Dies muss bei der Betrachtung mit einfließen. Monika Sommer bestätigt dies nur. Der Arbeitsmarkt sei leergefegt und auch von der IHK gebe es verschiedene Initiativen, um die Menschen in die Region zu locken.
Der Bürgermeister sieht eine starke Konkurrenz mit der freien Wirtschaft, vor allem auch, was Ingenieurstellen betrifft. Er warf in den Raum, dass sich die öffentlichen Verwaltungen überlegen müssten, auch diese Berufe auszubilden. Doch Limburg könne dies nicht alleine machen und zehn Azubis ausbilden, damit eine Klasse zustande kommt. Da seien auch die anderen Kommunen und der Landkreis gefragt. Gespräche dazu würden stattfinden. Dies gehe nur in Kooperation mit den anderen. Und wenn es wieder möglich ist, verspricht Hahn, wieder verstärkt mit den Unternehmen ins Gespräch zu kommen.
In einem ergänzenden Fragebereich ging es um emotionale Themen, was die Unternehmen mit Limburg assoziieren. Sehr starke Verbindung mit der Stadt sehen die Unternehmen mit den Begriffen Heimat (2,25), Natur (2,63), Tourismus (2,68), Wirtschaftskraft (2,74) und Familienfreundlichkeit (2,76). Deutlich weniger verbinden die Unternehmen die Stadt mit den Begriffen Sicherheit (3,23), Kunst/Kultur (3,44) sowie innovativ/ Kreativ (3,51). Aber auch hier sieht Hahn Stellschrauben, um etwas zu ändern. In Sachen mehr Sicherheit habe die Stadt den Auftrag zur Erweiterung der Videoanlage vergeben. Um die Lahn noch stärker einzubinden, finden diverse Projekte statt. Und durch die Arbeiten auf dem Domplateau sei ein Areal mit hoher Aufenthaltsqualität entstanden. Am Ende wiederholte Hahn seine Bemerkung, sich auf den guten Ergebnissen nicht ausruhen zu wollen.