Limburg ist bunt – Erster CSD in der Kreisstadt

Wenn mehrere eine Idee haben und sich zusammentun, kann etwas Großes daraus entstehen. Und dies konnte Limburg gestern beim ersten Christopher-Street-Day (CSD) erleben. Die Straßen waren bunt in Regenbogenfarben und es herrschte eine positive Stimmung. 

Ein Meer aus Regenbogenfahnen in verschiedenen Größen wogte über den Bahnhofsvorplatz. Von überall her kamen Menschen aller Generationen, vorwiegend junge Menschen, um sich und ihre Sexualität zu feiern. „Überwältigend“ war mit das meistgehörte Wort am gestrigen Nachmittag.

Ein Bündnis verschiedener Gruppierungen hat zum 1. CSD in Limburg unter dem Motto „Queeres Leben auf dem Land“ eingeladen und über 600 Menschen folgten dieser Einladung. Eric Tilch vom Arbeitskreis Queere Jugend im Bistum Limburg kann es gar nicht so richtig fassen, als er über den Bahnhofsvorplatz läuft, um letzte Absprachen mit den Ordnern zu treffen.

Idee keimte eine Weile

Unabhängig voneinander hatten mehrere Personen schon länger die Idee, einen solchen CSD in Limburg zu veranstalten. Und dieses Jahr haben diese Vordenker zusammengefunden und ihre Idee in die Tat umgesetzt. Robert Kleinmichel, SPD Limburg und Mitbegründer der im März gegründeten AG Queer innerhalb der SPD Limburg-Weilburg, ist einer der Organisatoren des CSD. Bereits einige Jahre keimte die Idee in seinem Kopf und er sprach mit Freunden darüber, aber es fehlten die Mitstreiter, um ein solches Event auf die Beine zu stellen. Selina Schaub, aktiv bei der grünen Jugend und Fridays for Future sei auf die Jusos zugekommen und fragte, wie eine solche Veranstaltung machbar sei. Über einen Freund kam die Verbindung zum Bund der Deutschen Katholischen Jugend ( BDJK). Somit gab es mit dem Arbeitskreis Queere Jugendarbeit im Bistum Limburg und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend die passenden Partner, um die Pride-Parade durch das Bundesprogramm „Demokratie leben“ fördern zu lassen.

„Es hat sich in den letzten Tagen angedeutet, dass einige nach Limburg kommen werden, aber ich habe nicht mit so vielen gerechnet“, so Kleinmichel, „ich hatte Gänsehaut, als der Zug hier auf den Serenadenhof ankam. Er genießt die Veranstaltung in vollen Zügen. Überall lachen die Menschen miteinander, sitzen zusammen auf dem Boden und um die Pusteblume herum. Die Menschen machen nicht nur die Innenstadt bunt, sie beleben sie auch und feiern das Leben in vollen Zügen.

Demonstration durch die Innenstadt

Bevor die Veranstaltung mit Musik Acts wie „Hanne Kah“ und „Vier Zimmer Küche Bad“ im Serenadenhof stieg, gab es eine Demonstration durch die Innenstadt- über den Neumarkt und den Kornmarkt hoch zum Dom und dann zurück über die Plötze. Gerne hätten die Demonstranten noch eine 40-Meter lange Regenbogenfahne mitgenommen, doch die Auflagen sahen dies nicht vor, so dass diese wieder eingepackt wurde. Im Gespräch mit den Menschen zeigte sich, wie groß der Einzugsbereich war. Sie kamen aus Gießen, Wiesbaden und sogar vom Herthasee.

Die queere Community ist groß und vielfältig und doch alles Menschen, die dafür eintreten, in ihrem Sein akzeptiert zu werden. Samstagmittag bei schönem Wetter war die Stadt voll und der Zug wurde sehr positiv aufgenommen. Viele zückten ihr Handy, um Fotos zu machen. Man machte zusammen Musik, lachte gemeinsam. Auch wenn es einige gab, die den Kopf schüttelten, waren die Reaktion hauptsächlich positiv.

Viele positive Stimmen

Und die positive Stimmung spiegeln auch die Organisatoren wieder. Eric Tilch gibt zu, dass er schon ein wenig Angst hatte, dass niemand kommt. Die große Anzahl der Teilnehmenden hat ihn dann doch kurz sprachlos gemacht. Dies zeige doch, wie wichtig es sei, solch eine Veranstaltung durchzuführen und das bunte, queere Leben sichtbar zu machen. „Wir wollen nicht provozieren, wir wollen einfach feiern“, so Tilich.

Neben der Musik auf der Bühne hatten verschiedene Organisationen Infostände rund um die Pusteblume. So konnten die Teilnehmenden bei der Jugendberatung „Liebeslust“ von Donum Vitae Buttons gestalten und an einem Wünsche-Tisch ihre Wünsche aufschreiben. Da gab es allgemein Wünsche zu lesen wie Toleranz, Liebe, Frieden. Aber auch sehr spezielle Wünsche wie „Ich wünsche mir, dass ich akzeptiert werde.“ Auch profamilia war mit einem Stand vertreten sowie Gemeinsam zusammen e.V.

Ihnen allen war es wichtig, dass sexuelle Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz, Gleichheit und Frieden, nicht nur auf dem Papier existiert. Der Alltag zeigt leider immer wieder, dass LGBTQ-Menschen noch immer mit Intoleranz und Diskriminierung zu kämpfen haben. Gestern hatten sie auf dem 1. CSD Limburg die Möglichkeit, sichtbar zu sein und zu zeigen, dass sie wie alle anderen das Leben lieben und einfach nur Spaß haben möchten und feiern wollen. Und der gestrige Tag hat gezeigt, wie wichtig es ist, den jungen Menschen eine Möglichkeit zu geben, sichtbar zu sein.

Kleine Geschichte des CSD

Der Christopher-Street-Day geht auf die Christopher-Street in New York zurück, wo im Juni 1969 Homosexuelle und andere sexuelle Minderheiten einen Aufstand gegen Polizeiwillkür anzettelten. Es gab über mehrere Tage Straßenschlachten mit er Polizei. Um daran zu erinnern, wurde der Christopher-Street-Day ins Leben gerufen. 1977 fand der erste CSD in Europa in Stockholm statt, wo 400 Menschen zum „Befreiungstag der Schwulen und Leben“ auf die Straße gingen. Seit 1979 gehen die Menschen auch in Deutschland zum CSD auf die Straße. Die Teilnehmer feiern sich und ihr eigenes Leben. Sie zeigen, dass sie stolz auf ihre Sexualität sind (Quelle Wikipedia)

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

One thought on “Limburg ist bunt – Erster CSD in der Kreisstadt

  • 15. Mai 2022 um 12:50
    Permalink

    Hallo Frau Lachnit,
    vielen Dank für die so positive und ausführliche Berichterstattung über den CSD.

    Mir sind zwei Kleinigkeiten aufgefallen:
    Im oberen Teil schreiben Sie, das ich vom BDKJ sei, ich bin allerdings vom Arbeitskreis Queere Jugendarbeit im Bistum Limburg.

    Und im unteren Teil haben sie statt Tilch Tilich geschrieben.

    Vielleicht können Sie das noch anpassen.

    Vielen Dank auch noch einmal, dass Sie unser Chaos gestern ausgehalten haben.

    Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Sonntag.

    Liebe Grüße
    Eric Tilch

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