„Limburger ist, wer hier eine neue Heimat gefunden hat“
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„Wir sind mehr“ lud zu einer Klappstuhlsession ein, um ein deutliches Zeichen gegen Rassismus zu setzen und für eine tolerante, bunte, demokratische Gesellschaft einzutreten.
Im letzten Jahr gab es eine große Veranstaltung mit mehreren hundert Gästen. In diesem Jahr wollten die Organisatoren nicht verzichten, aber unter Corona-Bedingungen verlief alles etwas kleiner. Die Besucher mussten sich anmelden und 100 Teilnehmer nahmen an der Klappstuhlsession teil. Via Livestream schauten sich jedoch auch viele die Veranstaltung im Internet an. Viele Menschen aller Generationen kamen zusammen, um ich für eine offene Gesellschaft einzusetzen.
Aufstehen für die Demokratie
Am liebsten würde sie ja sagen, „wehret den Anfängen“, so Vorsitzende Jutta Lippe zur Begrüßung. „Wir sind aber längst über den Punkt der Anfänge hinaus“, so Lippe weiter. Seit letztem Jahr Mai, als „Wir sind mehr“ zur ersten Veranstaltung aufriefen, ist einiges passiert. Zum einen führte die positive Resonanz dazu, dass sich ein Verein gründete. Zum anderen nahmen aber auch die Taten mit rassistischen Hintergründen zu. „Die Taten werden zwar von einzelnen begangen, aber es handelt sich nicht um verirrte Einzeltäter, sondern alle sind in Netzwerken aktiv.“ Sie forderte ein stärkeres Vorgehen und Aufklären dieser Taten. An die Anwesenden ging ihr Appell, zu widersprechen und Haltung zu zeigen, wenn jemandem Rassismus begegnet. Sebastian Wendt ergänzte noch, dass es vor fünf Jahren mit der Flüchtlingswelle hieß: „Wir schaffen das!“ Zahlreiche Menschen haben sich engagiert, damit eine Aufnahme und Integration gelingt. „Diesen Geist wünsche ich mir wieder“, so Wendt.

„Limburger ist, wer hier eine neue Heimat gefunden hat“
Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung hat Limburgs Bürgermeister Dr. Marius Hahn (SPD) übernommen. Es ist ein wichtiges Thema und er findet es schlimm, dass Sätze wie „das wird man doch mal sagen dürfen“ wieder Saison haben. Er findet die Unzufriedenheit in der Gesellschaft schlimm. „Wir haben das Privileg, eine Heimat zu haben und nicht wegen Krieg oder politischer Verfolgung unsere Heimat verlassen zu müssen.“ Und daher ist er der Meinung: „Ich sage, Limburger ist, wer hier eine neue Heimat gefunden hat.“ Natürlich müssen sich alle, die hier leben, an Recht und Ordnung halten, das Grundgesetz leben. Insgesamt 120 verschiedene Nationen leben in Limburg und dies sei eine große Integrationsleistung. Und es funktioniere im Großen und Ganzen. „Diese weltoffene und tolerante Gesellschaft gilt es zu bewahren“, so Hahn.

Die Vielfalt ist bereits da
Als Hauptredner war der Politologe Shérif Wouloh Korodowou zu Gast, welcher seit 25 Jahren in Marburg lebt und mit dem Institut Impuls interkulturelle Bildung betreibt. Er gab einen Blick in die verschiedenen Formen des Rassismus. Der ideologische Rassismus geht von einer überlegenen Rasse aus, was sogar versucht wurde, wissenschaftlich zu belegen. Dies begann mit dem Sozialdarwinismus, ging über den Kolonialismus bis hin zum Nationalsozialismus. Der ökonomische Rassismus ist die Sicherung eigener Privilegien unter Ausgrenzung anderer. Und der strukturelle, institutionelle Rassismus besitzt Strukturen, die einen Teil der Menschen ausgrenzt und benachteiligt. Hierbei handelt es sich um kleine strukturelle Hürden, wie zum Beispiel bei der Vergabe von Visa, „wo es sich lohnt, genauer hinzuschauen und diese Hindernisse abzubauen.“
Er zeigte auf, dass im Alltag auch oft unbewusst Rassismus existiert, weil uns manche Dinge gar nicht so bewusst sind. Dann sei es die Aufgabe jedes einzelnen, darauf aufmerksam zu machen. So sollte die Frage „Woher kommst Du?“ nicht die Bedingungsfrage sein, ob man sich mit jemanden unterhält oder nicht. Er warb dafür, solche Initiativen wie „Wir sind mehr“ zu unterstützen und Strukturen zu schaffen, um die Menschen zusammen zu bringen. „Ob die wollen oder nicht, die Vielfalt ist da und wird weiter zunehmen. Spalten lassen wir uns daher nicht“, so Korodowou. Jeder kann sich durch Dialog und Austausch verbessern, um die Demokratie nach vorne zu bringen.
Unterstützung durch die Politik
Auch Politiker unterstützten das Anliegen des Vereines. Martin Rabanus, MdB, (SPD) dankte für das Engagement und das der Verein die Fahne für Toleranz und Freiheit hochhält. Er wies darauf hin, dass der Bund 115 Millionen Euro für das Projekt „Demokratie leben“ bereitstellt und erklärte gleichzeitig, dass dies nichts bringt, wenn es vor Ort keine Menschen gibt, welche Projekte umsetzen. „Wir leben in einem Land, was demokratisch, bunt, vielfältig und frei ist und ich möchte nicht, dass dies kaputt gemacht wird“, so Rabanus.
Katrin Schleenbecker, MdL, (Grüne), pflichtet den Organisatoren bei, denn „in unserer freien Gesellschaft haben Rassismus und Ausgrenzung keinen Platz.“ Probleme müssen benannt und Lösungen aufgezeigt werden, Unterschiede sollten nicht zur Ausgrenzung verwendet werden, sondern gefeiert werden. Saaset Sömnez, MdL, (Die Linke), findet es wichtig, „Gesicht zu zeigen für eine gerechte, demokratische, bunte, tolerante und solidarische Gesellschaft.“ Integration und Migration sind eine Bereicherung für die Gesellschaft und alle Menschen sind ein vollwertiger Teil der Gesellschaft, in die sie sich einbringen.
Sebastian Wendt meinte nach den Gastrednern noch, dass nicht der Eindruck entstehen soll, dass keine Gespräche mit anderen Parteien stattfinden. Doch andere Parteien würden die Einladungen nicht annehmen. Zwischen den Redebeiträgen wurde das ganze aufgelockert durch musikalische Beiträge von Mirko Santocono, Strictly Mint und Vier Zimmer Küche Bad.
Die Hessenschau war ebenfalls anwesend. Den Beitrag aus Limburg findet ihr bei Minute 13:00.
Bitte lest auch mein Kommentar zu der Frage „Woher kommst du?“
Und wieder wird die Schule im Emsbachtal ausgrenzt, es wurden so wichtige Worte vom Schulleiter Bernd Steioff gesprochen und Emsi, das Schulmaskottchen, welches gestärkt aus der Gemeinschaft hervorgehen soll, keines Satzes gewürdigt, aber sonst vielen Dank für die sehr gute Berichterstattung.
Das tut mir leid. Leider war ich da nicht mehr auf der Veranstaltung, so dass ich dies nicht mitbekommen habe. Nach dem Hauptredner bin ich gegangen. Wenn es ein tolles Projekt ist, kann ich gerne extra nochmal berichten.
Lg Heike Lachnit
Ja, dass wäre toll!
Wo sollen wir den Bericht und Fotos hinsenden?
Lieben Gruß Madlen Wagner.