Lokalgespräch: Die Wetterfrösche von Elbtal

Wie entwickelt sich das Wetter die nächsten Tage? Warten irgendwelche Überraschungen auf? Was muss ich beachten, wenn ich im Internet unterwegs bin? Zwei junge Männer aus Elbtal haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Elbtaler Bürger regelmäßig darüber zu informieren.

In den sozialen Netzwerken unterwegs begegne ich immer wieder Menschen, welche ich sehr interessant finde. Zu diesen Menschen gehören die Wetterfrösche aus Elbtal – wobei ich am Anfang noch nicht wusste, wer sich dahinter verbirgt. Auf der Elbtal-Seite auf Facebook konnte ich immer wieder ausführliche Wettervorhersagen lesen, aber auch Hinweise für die Wege im Internet allgemein. Meine Neugierde war geweckt und ich wollte wissen, wer dahinter steckt. Im Kopf hatte ich eine ältere Person. Umso mehr war ich überrascht, als mir zwei junge Männer gegenüber saßen und mir von ihrer Leidenschaft erzählten – Sebastian Zeiler (32) und Frank Noll (34).

„Auf nassen Füssen dem Frühjahr entgegen“, „April, April, der macht doch was er will“ oder „dies sind nicht die wahrscheinlichen Lottozahlen vom kommenden Samstag, sondern die Höchstwerte der kommenden 6 Tage in Elbtal“ lauten die Meldungen auf Facebook, in denen der Leser einen regelmäßigen Überblick über das Elbtaler Wetter bekommt. Ausführlich werden die aktuellen Wetterlagen, aber auch Voraussichten präsentiert.

Für mich war es umso erstaunlicher, dass Frank Noll  und Sebastian Zeiler aus reinem Hobby alle Interessierten über das Wetter in Elbtal informieren und beruflich nichts mit Wetter zu tun haben. Bei Frank Noll begann laut seinem Vater die Leidenschaft für das Wetter schon in sehr jungen Jahren. Regnete es, wollte er immer nach draußen, um zu schauen, was mit den Flüssen passiert. Jedes Wetterereignis wurde hinterfragt und je ungemütlicher es war, umso faszinierender für ihn. Noll selbst macht seine Begeisterung an den Winterurlaub 1995 fest, bei dem er miterlebte,  wie innerhalb eines Tages ein Meter Neuschnee fiel. Von da an hatte es ihn gepackt und er begann zunächst mit einfachen Utensilien aus dem Baumarkt seine Wetteraufzeichnungen, um 2005 in eine automatische Messstation zu investieren, welche die Werte alle paar Minuten an den PC sendet.

Computerwissen trifft Hobbymeterologen

Hier liegt die Schnittstelle zu Sebastian Zeiler, welcher über das Miteinander mit Noll sein Faible für das Wetter erst entdeckte. Frank wollte seine Aufzeichnungen auf einer Homepage veröffentlichen und jedem zugänglich machen. Diese Homepage mit all ihren Feinheiten bastelte Sebastian. Schon immer tüftelte er gerne. Als Jugendlicher kaufte er die Einzelteile eines Computers, um diesen dann nach seinen Bedürfnissen zusammenzubauen. Sebastian entwickelte Automatisierungsprozesse, so dass die Daten der Wetterstation direkt an den Computer gesendet werden und der diese aufzeichnet. „Ich kann Stunden in etwas investieren, bis es online geht“ , so der Tüftler. Er hat richtig Spaß an solchen Spielereien. Seine Wetterstation zu Hause besitzt eine Verbindung zu seinem Smartphone. Fallen oder steigen die Temperaturen über einen definierten Grenzwert, gehen bei ihm im Wohnzimmer die Lampen an. Bei der Demonstration amüsieren sich die beiden sehr und auch ich finde es total faszinierend. Das sind Spielereien, an denen Sebastian Spaß hat. Durch seine eigenen Daten, die Beschäftigung mit Wettermodellen sowie Wetterkarten und seine jahrelange Erfahrung kann Frank das Wetter recht gut einschätzen. Eine 48 stündige Voraussage sei kein Problem, alles darüber hinaus wird schwammig. Neben den Messungen mit der Wetterstation stecke auch in den Bauerregeln sehr viel Wahres, so der Hobby-Meteorologe. Leider habe er absolut keinen Draht zur Physik, weshalb der Weg der beruflichen Meteorologe nie von ihm eingeschlagen wurde.

Sebastian Zeiler (links) und Frank Noll zeichnen das Wetter auf und informieren die Bürger in Elbtal über das Wettergeschehen.
Sebastian Zeiler (links) und Frank Noll zeichnen das Wetter auf und informieren die Bürger in Elbtal über das Wettergeschehen.

Zwei Wetterstationen in Hangenmeilingen

Zurzeit betreiben die beiden zwei Wetterstationen in Hangenmeilingen, wo sie auch wohnen. Natürlich wäre es schön, in jedem Ortsteil von Elbtal eine Station aufzustellen, um noch ein besseres Bild von der gesamten Gemeinde zu erhalten. Hangenmeilingen liegt am höchsten und hat daher immer den meisten Niederschlag. Frank würde sich freuen, wenn er, besonders im Winter, im tiefergelegenen Heuchelheim Messungen machen könnte. Neben den Kosten für solch eine Wetterstation, die im vierstelligen Bereich liegen, bräuchten sie dafür aber auch Bürger, welche eine solche Station in ihrem Garten aufstellen würden. Also wenn es hier einen Heuchelheimer gibt, der nichts dagegen hat, eine kleine Wetterstation im Garten aufzustellen – dann bitte melden.

Neben den Wettervorhersagen gibt Sebastian Zeiler auch regelmäßige Tipps zur Sicherheit im Internet. Auf seiner Internetseite Elbtal.net findet jeder Besucher Informationen zu Elbtal und den einzelnen Ortsteilen, zum Wetter sowie zu Artikeln über Elbtal. „Ich suche immer nach Informationen, welche den Bürgern einen Mehrwert liefern“, so Sebastian. Die Wetterdaten von Franks Wetterstation findet Ihr hier.
Auf Twitter veröffentlicht Sebastian Diagramme zu Temperaturen, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit (mit einem Klick aufs Bild könnt Ihr Euch da gerne mehr zu anschauen).

Twitter

Die beiden jungen Männer sind nicht auf der Jagd nach Klicks und Reichweite, freuen sich aber, wenn Leser nachfragen und Interesse zeigen. Frank Noll wird schon mal gefragt, wie das Wetter am Wochenende wird, wenn jemand eine Party feiern möchte. Auch erfragten Bürger bei ihm Daten zu Niederschlag oder Unwetter, wenn es um versicherungsrechtliche Belange ging. Frank Noll hat einen großen Wunsch. „Jeder, der sich für Wetter interessiert, findet die Extreme faszinierend“ , so der 34 jährige. Und drei Wochen Hochdruckgebiet im Sommer seien sehr langweilig. Er möchte mal in die USA ins Tornado Valley reisen, wo er das Aufeinanderprallen verschiedener Luftmassen direkt miterleben könnte.

 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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