Lokalgespräch mit Jörg Thamer – das Smartphone ist bei jeder Wanderung dabei
„Die Landschaft erobert man mit den Schuhsohlen, nicht mit den Autoreifen.“
Georges Duhamel (französischer Schriftsteller, 1884 – 1966)
Wenn Jörg Thamer (52) die Schuhe schnürt, den Rucksack aufsetzt, GPS-Gerät sowie Smartphone einpackt, dann begibt er sich auf seine nächste Wanderung und lässt seine Follower in den Sozialen Netzwerken daran teilhaben. So bin auch ich über ihn gestolpert und folge ihm sehr gerne, da es meine eigene Zeit gar nicht zulässt, so nach draußen zu gehen, wie ich es mir manchmal wünsche. Im letzten Jahr habe ich mir schon verschiedene Anregungen von ihm geholt. Daher war es jetzt endlich an der Zeit, dass wir uns mal treffen.
Als erstes wollte ich natürlich wissen, wie er zum Wandern kam.
Er und seine Frau haben nach einer Möglichkeit gesucht, die Kindern an die frische Luft zu bringen und begannen mit Geocaching, einer GPS-Schnitzeljagd. Die Schätze, sogenannte Caches, werden mit Koordinaten im Internet veröffentlicht und diese können dann gesucht werden. In einem wasserdichten, versteckten Behälter befindet sich ein Logbuch, in das sich der Finder eintragen kann. In der Region habe er auch schon eigene Caches versteckt. Erst war das Geocachen da und dann das Wandern, inzwischen steht das Wandern im Vordergrund mit ab und an Geocachen.
Jörg Thamer stammt ursprünglich aus Nordhessen. Er war bei der Bundeswehr, war in vielen verschieden Orten stationiert u.a. auch viele Jahre in Diez, so dass er hier in Limburg sesshaft wurde. Die letzten Jahre verschlug es ihn dann wieder beruflich nach Nordhessen, doch sein Lebensmittelpunkt blieb in Limburg. Als der Stützpunkt geschlossen wurde, ließ er sich pensionieren und hat nun viel Zeit für sein Hobby. In seinen verschiedenen Blogs nimmt Jörg Thamer die Leser mit auf seine Wanderungen. Mir hat es besonders die Seite Lahntastisch angetan, da sie sich mit unserer Region beschäftigt. Auf dieser Seite gibt er Ausflugtipps für die Region.
Wie lange schilderst Du schon den Lahnwanderweg aus? Und welche Arbeiten führst Du am Weg aus? Jörg Thamer: Der Lahnwanderweg gehört mit zu den schönsten Fernwanderwegen. Seit letztem Jahr bin ich Wegepate und beschildere den Lahnwanderweg. Weil ich gerne wandere, fragte mich ein befreundeter Geocacher, ob ich nicht Interesse hätte, es würde jemand zum Markieren gesucht. Ich bekam dann den 20 Kilometer langen Abschnitt von Limburg nach Villmar. Kleine Sachen kann ich selbst machen wie das Ausschildern, Schilder ersetzen durch kleben oder sprayen, Wege frei schneiden oder kleine Äste vom Weg entfernen. Größere Schäden melde ich an den Lahn-Touristikverband. Es sind zwei Begehungen, im Frühjahr und im Herbst, festgesetzt. Weiterhin gehe ich raus bei Meldungen durch Wanderer. Wenn ich die Strecke abgehe, dauert dies natürlich viel länger als wenn man nur wandern geht. Ich gehe auch in beide Richtungen, um den Weg aus beiden Seiten betrachten zu können.

Es ist nicht immer einfach zu beschildern, da es Bereiche gibt, wo sich Markierungen schwer anbringen lassen. Aber ich bin bemüht, dass der Weg deutlich ausgezeichnet ist. An jedem Abzweig muss eine Markierung hin und dann 20 Meter weiter nochmal, damit der Wanderer weiß, dass er richtig abgebogen ist. Wenn nach 50 Metern kein Schild ist, kann der Wanderer davon ausgehen, dass er falsch ist. Seit dieser Woche arbeite ich nun auch im Bereich „Social Media“ mit dem Lahntal Tourismus Verband e.V. zusammen.
Ich merke es an mir selbst, dass man ein wenig „betriebsblind“ wird, was wir vor der Haustüre haben. Daher fragte ich Jörg, ob er hier alle Ecken kennen würde oder noch immer neues entdeckt.
Jörg Thamer: Doch, es gebe immer wieder neue Ecken zu entdecken, auch für Einheimische. Im Gespräch mit anderen machte ich schon die Erfahrungen, dass die Einheimischen ihre Region gar nicht so gut kennen wie gedacht. Die zeigten sich dann sehr überrascht, wenn ich ihnen von einem Wanderweg vor ihrer Haustür erzähle. Eine schöner Rundweg von 16 km gibt es von Runkel nach Villmar und wieder zurück, in den Steilhängen an der Lahn entlang und sogar am König-Konrad-Denkmal vorbei. Das Auto lässt Du am besten in Runkel am Bahnhof stehen und steigst dort in den Weg ein. Läufst Du den Weg dann auch mal in die andere Richtung, bekommt er einen anderen Charakter.
Geht Ihr jedes Wochenende los?
Jörg Thamer: Wenn es sich ergibt, ja. Wir machen auch kürzere Wanderungen oder Geocaching-Touren.
Ist bei Dir automatisch jeder Urlaub mit Wandern verknüpft?
Jörg Thamer: Mittlerweile ja. Letztens in Hamburg haben wir eine 30 km Caching-Tour gemacht. Hinterher waren wir zufriedener, als wenn wir den ganzen Tag durch die Geschäfte und Museen gelaufen wären.
Was ist für die Vorbereitung einer Wanderung wichtig?
Jörg Thamer: Zu einer richtigen Vorbereitung gehört einiges- welche Karte wird benötigt, wie packe ich einen Rucksack mit allen notwendigen Dingen ohne dass ich zu viel tragen muss. Wir machen uns im Vorfeld viele Gedanken, was benötigt wird und was wichtig ist. Das haben wir mit den Jahren gelernt.
Im letzten Jahr nahm Jörg seine Follower mit auf eine Wandertour durch Rumänien. Dieses Jahr im Mai wanderte er den Lykischen Weg in der Türkei entlang. Fast täglich gab es Bilder von einer tollen Landschaft und zumindest ich bekam ein leichtes Gefühl von Fernweh.
Ebenfalls beteiligt sich Jörg an Blogger-Wanderungen, wo sich mehrere Blogger treffen und zusammen wandern gehen. Im letzten Jahr entstand dabei ein lustiges Bild, wo mehrere Blogger im Wald stehen und alle auf ihr Handy starren, was für solch eine Tour aber absolut nicht ungewöhnlich sei.
Was ist für Dich der Reiz an einer Bloggerwanderung?
Jörg Thamer: Wir laufen gemeinsam eine Strecke und berichten aktuell in den Netzwerken darüber. Du bist mit Gleichgesinnten unterwegs, die nicht meckern, wenn Du nochmal stehenbleibst, um ein Bild bei Twitter zu posten, man tauscht sich über die Blogs aus und hat ein gemeinsames Gesprächsthema. Die Berichte hinterher auf den jeweiligen Blogs sind auch Werbungen für den eigenen Blog, da wir uns untereinander verlinken.
Du hast ja immer Dein Smartphone dabei. Welche Apps dürfen für Dein Hobby nicht fehlen?
Jörg Thamer: Ich nutze mehr mein GPS-Gerät als das Smartphone für meine Wanderungen. Da werden die Tracks drauf gespielt. Auf dem Smartphone habe ich die App Outdooractive. Wenn der Weg nicht stimmt oder ein Baum auf dem Weg liegt, kann ich da direkt Bemerkungen reinschreiben. Es lesen auch Zuständige mit und können dann direkt auf die Meldungen reagieren. Eine weitere App ist der Tourenplaner. Fürs Geocaching habe ich C:geo. Auf das GPS muss ich geplante Touren drauf spielen, da es keinen Internetzugang besitzt. Für spontane Touren nehme ich das Smartphone. Das GPS-Gerät ist jedoch zuverlässiger mit Akkulaufzeit und Koordinaten. Das GPS beim Smartphone saugt sehr viel Akku, beim GPS Gerät wechsle ich einfach die Batterien
Jörg Thamer betreibt mehrere Blogs. Das Bloggen lernte er mit seinen GEWUM-News, in dem es um das Wandern, Geocachen und viel mehr geht. Auf Cachoholic nimmt er die Leser mit in das Hobby Geocaching, in Outdoorsüchtig erfährt der Leser viel über die richtige Wanderausrüstung oder Wanderungen außerhalb der Region und auf JörgThamer stellt er sich selbst vor. Zu allen Blogs betreibt er zusätzlich eine Seite auf Facebook und ist ebenfalls präsent auf Twitter.
Daher wollte ich von ihm wissen, ob er einen festen Redaktionsplan habe.
Jörg Thamer: Nein, ich habe keinen Redaktionsplan. Wenn ich unterwegs bin, sammele ich Ideen und mache mir einen Vermerk im Kopf. Ich versuche jedoch, die Blogs regelmäßig zu befüllen.
Auf deinem Blog Outdoorsüchtig beschreibst Du Wanderkleidung und auch Technik. Probierst Du alles aus, was Du empfiehlst?
Jörg Thamer: Ja, ich habe die Sachen alle ausprobiert. Aber ich schreibe nicht dem Hersteller nach dem Mund, sondern beschreibe meinen persönlichen Eindruck. Ich möchte hinter meinen Empfehlungen stehen, die Wahrheit schreiben und vor allem meine Glaubwürdigkeit nicht verlieren. Daher habe ich vor kurzem den Outdoorblogger-Kodex unterschrieben. Dies ist eine Art Gütesiegel für Blogs mit einer objektiven Test-Berichterstattung. Ich vermerke dann auch, dass mir ein Produkt kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, dies aber mein Urteil nicht beeinflusst.
Könntest Du Dir vorstellen, Wanderführungen zu machen?
Jörg Thamer: Nach der Pensionierung hatte ich mir schon überlegt, ob ich Wanderführungen mache, aber da steckt doch ein wenig mehr dahinter als nur die Wanderung. Wenn jemand bei der Wanderung umknickt, muss ich mich um denjenigen kümmern, es liegt in meiner Verantwortung. Dafür bräuchte ich eine Zertifizierung. Dies war mir zu riskant. Wenn ich gefragt werde, gebe ich aber gerne Empfehlungen.
Welche Gegenden möchtest Du gerne noch durchwandern?
Jörg Thamer: Wir wollten schon immer in die Sächsische Schweiz, wo wir im Herbst hingehen. Was mich reizen würde wäre auch Island, Bosnien (da war ich mit der Bundeswehr) oder Kosovo. Da kommt langsam der Tourismus wieder zurück. Bosnien und Kosovo sind landschaftlich wunderschön. Es gibt viele schöne Orte in den USA oder Schottland. Unsere Reisen müssen immer etwas mit Natur und Wandern zu tun haben.
